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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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Wort aus ihrem Mund. Du mußtest ins Zimmer kommen, denn du konntest dir die Wirkung deines plötzlichen Eintritts auf die arme Frau ausmalen. Und du warst es, dem ihr letztes Wort galt: Mörder! Wir waren dumm genug, das nicht zu begreifen.«
    Noël hatte sich soweit wie möglich von dem tobenden Grafen zurückgezogen. Er stand bleich da, den Kopf an die Wand gelehnt. Unstet wanderten seine Blicke im Raum umher; sein Gesicht spiegelte die Angst des überführten Verbrechers.
    Â»Ich weiß alles, aber nicht ich allein. In dieser Stunde ist ein Haftbefehl gegen dich unterwegs.«
    Noël stieß einen Schrei aus, in dem Schrecken und Wut lagen.
    Unbeeindruckt ging der Graf zu seinem Schreibtisch. »Ich müßte dich eigentlich dem Gericht übergeben«, sagte er. »Aber bei dem Gedanken daran, daß ich dein Vater bin ... Hier, schreib dein Schuldbekenntnis. In dieser Schublade findest du einen Revolver. Der Himmel möge dir vergeben!«
    Als Rheteau de Commarin das Arbeitszimmer verlassen wollte, trat Noël ihm in den Weg. In der Hand hielt er einen Revolver.
    Â»Sie sehen, Monsieur, ich brauche Ihre Waffe nicht. Ich habe selber dafür gesorgt, daß ich der Polizei nicht lebend in die Hände falle. Dennoch ...«
    Â»Dennoch?« wiederholte der Graf.
    Â»Dennoch möchte ich Ihnen erklären, daß ich noch nicht bereit bin, mich umzubringen. Noch nicht, Monsieur.«
    Â»Du Feigling!«
    Â»Nennen Sie mich, wie Sie wollen. Jedenfalls gebe ich mich erst verloren, wenn ich keine Möglichkeit der Rettung mehr sehe.«
    Â»Dann muß ich es eben tun«, sagte der Graf de Commarin entschlossen und wollte zu seinem Schreibtisch zurückgehen. Aber Noël stellte sich mit gezücktem Revolver zwischen ihn und das Möbelstück. »Hören Sie mir gut zu«, sagte er in einem Ton, der seine Entschlossenheit, auch das Letzte zu wagen, deutlich machte. »Ich habe nicht so viel Zeit, um Ihnen lange Erklärungen abzugeben. Das muß Ihnen genügen: Ich habe einen Mord begangen, und ich denke nicht daran, meine Tat vor Ihnen zu rechtfertigen. Denn Sie haben ja erst den Grundstein zu dem Verbrechen gelegt. Und jetzt wollen Sie sich aus der Affäre ziehen, indem Sie mir einen Revolver anbieten. Wirklich vornehm! Aber leider muß ich Ihr Angebot ablehnen. Mit dieser sogenannten Großzügigkeit wollen Sie nur den Skandal abwenden. Ein Prozeß gegen mich würde auch Ihre Schande offenbar werden lassen.«
    Die Anklage traf den Grafen ins Herz. Er war unfähig, etwas zu entgegnen.
    Â»Lassen Sie mich also gehen!« forderte Noël. »Solange ich mein Leben noch retten kann, wäre ich ein Dummkopf, wenn ich Selbstmord beginge. Verhelfen Sie mir zur Flucht, und ich verspreche Ihnen, daß ich mir das Leben nehmen werde, bevor man mich verhaften kann. Für die Flucht brauche ich natürlich Geld, und das werden Sie mir geben. Ich besitze keine zwanzig Francs mehr.«
    Â»Nie wirst du Geld von mir bekommen!« stieß der Graf zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Â»Wie Sie wollen, Monsieur. Dann werde ich mich der Polizei stellen. Schade um Ihren Namen, auf den Sie so stolz sind.«
    Der Graf wollte sich, blind vor Wut, auf den Schreibtisch stürzen, um an seinen Revolver zu kommen. »Zwingen Sie mich nicht zum Äußersten«, sagte Noël. »Sie wissen: lch habe den Finger bereits am Abzug.« Entsetzt wich der Graf zurück. Nur der bevorstehende Prozeß und seine Folgen für ihn beherrschte sein Denken. Er zögerte nur kurz, überdachte nur flüchtig, daß es seine Pflicht sei, einen Verbrecher seiner Strafe auszuliefern.
    Â»Schluß mit dem Theater«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wieviel brauchst du?«
    Â»Alles Geld, was Sie hier haben. Aber schnell!«
    Â»Es sind achtzigtausend Francs.«
    Â»Viel ist das nicht, aber es ist mehr als nichts. Ich hatte mit fünfhunderttausend gerechnet. Wenn ich heil davonkomme, bitte ich Sie, die Differenz von vierhundertzwanzigtausend Francs bereitzustellen. Ich brauche nichts als Ihr Wort als Ehrenmann – verzeihen Sie den Ausdruck –, daß Sie bereit sind, mir diese Summe auf meine erste Aufforderung hin auszuzahlen. Wie ich an das Geld komme, ohne mich dabei in Gefahr zu begehen, das ist meine Sache. Ihre Sache ist nur: den Preis dafür zu zahlen, daß Sie mich nie wiedersehen.«
    Der Graf öffnete einen in die

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