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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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in einer etwas kleineren Nebenhalle zum Stehen. Nach einer kurzen Pause schnallten sie sich ab und stiegen aus. Der Boden war bei achtundzwanzig Grad Celsius wohl temperiert.
    Zardosch grüßte ein paar Angestellte, die gelangweilt herankamen, weil sie heute an einem Feiertag arbeiten mussten. Sie waren für die Wartung der Flugzeuge eingeteilt und stiegen zu fünft in das Cockpit von Zardoschs Silberpfeil. Diese demotivierten Leute fanden im Bordkühlschrank mehrere Einweckgläser mit Pferdespezialitäten vor, die neugierig geöffnet wurden. Sobald Zardosch und Erek außer Sichtweite waren, genossen die Arbeiter diese Leckereien als Zwischenmahlzeit. Wohlgenährt und gesättigt, brühten sie sich anschließend ein paar zerquetschte Koffeintabletten mit heißem Wasser auf, während sie die Einweckgläser wieder gründlich ausspülten, wie es sich in Nigidu gehörte. Als sie im Cockpit ihre Gesundheitszigaretten rauchten und den Billig-Kaffee tranken, rieben sie die Einweckgläser sorgfältig trocken und füllten unverzüglich Spezialitäten aus dem Umland hinein. Marschmelonen-Cremekuchen, süßer Reisauflauf, Dampfnudeln mit Vanillesoße und ein Glas durchsichtiges Aschischisch konnten sie noch entbehren. Alsbald sortierten sie die nachgefüllten Einweckgläser wieder in den Bordkühlschrank ein und kümmerten sich abschließend um die wichtigeren Dinge, indem sie eingetrocknete Mückenreste von der Windschutzscheibe kratzten oder die Steuerelemente überprüften.
    Zardosch und Erek waren zwischenzeitlich schon ein gutes Stück weit vorangekommen. Sie liefen durch mehrere verwinkelte Gänge und blieben immer wieder kurz bei Personen stehen, die Zardosch kannte. Er schien fast jeden hier zu kennen. Der Militär- und Zivilflughafen von Nigidu-West war einer von vier großen Flughäfen und stark frequentiert, weil er ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des poligäischen Flugverkehrs war und mehrere Regionen miteinander verband. Vorwiegend verliefen die Verkehrsströme in Ost-West-Richtung. Im Süden des Malakka-Gebirges lag ein undurchdringlicher bergiger Dschungel, und im Osten war ödes Niemandsland, wo nur noch ein paar Verrückte wohnen wollten. Diese Gegend gehörte früher zu Gladschbasien, das bekanntermaßen ein ruhmloses Ende gefunden hatte. Die Wälder waren durch Mikrowellenstrahlung verbrannt worden und hatten sich kaum mehr davon erholt. Die einzigen, die dieses Land betraten, waren Wiederaufforstungsspezialisten und die freiwillige Feuerwehr von Nigidu-Ost.
    Im Norden wiederum lag das kleine Kalifat von Annanda, das mit den Yakkis nichts zu tun haben wollte, weil es im eingeschworenen Bund Poligäischer Staaten war und einen ausgeprägt kriecherischen Philokatarismus praktizierte. Das Kalifat war vom Meer begrenzt und lag früher auf einem kleinen Kontinent, der sich vor hunderttausend Jahren hoch oben im Norden von Tenemos in eisigen Gewässern befand. Deswegen waren seine Bewohner, die Annandasi, sehr hellhäutig, hatten pausbackige Gesichter und etwas teigige Haare. Das Kalifat lebte von der Zug-Egelaufzucht, Rohstoffverknappung und Endmüllverklappung. Es war den Yakkis ein Dorn im Auge. Aber was konnte man schon gegen höheres Schicksal und tektonische Verschiebungen unternehmen? Leider wurde von den Geostrategen noch keine brauchbare Methode entwickelt, um das Zusammendriften der Kontinente aufzuhalten.
    Zardosch und Erek hatten zwischenzeitlich etliche Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Dabei halfen schnelle Rollbänder, die links und rechts von der Wand im Boden integriert waren und worauf sie sich mit fünffacher Schrittgeschwindigkeit vorwärtsbewegen konnte. Man musste aber leicht artistisch veranlagt sein, wenn man diese Bänder benutzen wollte. Erek und Zardosch balancierten ihre Körper auf den Bändern und hielten sich an einem Knauf fest, der auf einer Schiene an der Wand entlang mitfuhr. Es war ein bisschen wie bei einem alten Schilift, der die Schifahrer die Sanddünen hochzog, nur in diesem Fall fehlte der Sand, die Dünen, die Schier und auch der Lift, weil man vorwiegend horizontal vorankam. Man gab sich schließlich mit dem zufrieden, was man hatte. Motorisierte Verkehrsfahrzeuge gab es in Nigidu nicht. Autos, Krafträder, Gleiter und Hochgeschwindigkeits-Tretroller waren schon vor langer Zeit aus dem Verkehr ausgeschlossen worden. Es gab ersatzweise Fließbänder, Schwerlastaufzüge, Rolltreppen, Einbahnstangen und Plastiksackrutschen, damit diese Massenansammlungen von Menschen mobil

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