Der Fall von Katara
Zardosch ungläubig an. Zardosch zog die Achseln hoch und wunderte sich auch ein bisschen.
„Keine Angst! Es tut nicht weh. Und wir brauchen auch nicht viel. Aber nur so können wir Frau Alonis identifizieren, in unsere Suchgeräte einspeisen und orten. Wenn nicht, wird es schwierig werden, sie im Chaos des Krieges herauszufiltern. Wir brauchen diese Verschwörerin unbedingt lebend“, erläuterte MSG-176-Simplex, während er am Tisch das viele Geschirr zur Seite stapelte. Er war dabei sehr ungeschickt, weil er heute seine dicksten Arbeitshandschuhe trug. Vorsichtig wischte er mit einem leichten Handstreich die leeren Tassen und Kuchenteller klirrend zur Seite. Das Geschirr wurde schnell von bionischen Bediensteten weggeräumt.
Adjutanten der Mayoren kamen mit antibakteriellen Putztüchern herbei und wischten die Oberfläche des Tisches blitzblank. Sie setzten immer wieder hochkonzentrierte Reinigungsmittel ein, sodass ein klinischer Geruch von Alkohol und Essigsäure in Ereks Nase stieg. Die Adjutanten baten die Personen am Tisch, Abstand zu nehmen. Auch Zardosch musste ein paar Schritte zurückgehen. Sie entfernten die Hyper-TSB von Ereks Kopf und bliesen ihn mit einem Hochdruckreiniger von allen Seiten ab. Die Ventilatoren an der Decke wurden jetzt auf Wunsch der Mayoren auf volle Leistung gedreht, sodass ein starker Unterdruck im ganzen Raum entstand.
Als die Adjutanten ihre Reinigungsaktion beendet hatten, führten sie Erek an den Tisch, während MSG-176-Simplex versuchte, aus seinem riesengroßen Geldbeutel die PVC-Karte der Poligäischen Volksbanken herauszuholen, weil er davon ausging, dass seine Schwarzgeldkonten mittlerweile eingefroren waren. So konnte die gesperrte Karte wenigstens noch für fremde Zwecke verwendet werden. Nachdem er aber lediglich viele ID- und Zeckenkarten vorfand, dauerte es für ihn eine kleine Ewigkeit, bis er die richtige Karte erwischte. Seine hypermodernen Handschuhe waren ihm entweder eine Nummer zu groß geraten oder die Technik steckte noch in den Kinderschuhen.
Dann wurde Erek angeschickt, sich über den Tisch zu beugen und seine Haare mit den Händen zu zerzausen, damit viele Kopfschuppen nach unten auf die Ablagefläche fielen. Er musste dies sehr gründlich machen, damit die Mayoren genügend Genproben von ihm bekamen. Schließlich wurde angeordnet, dass Erek sich langsam rückwärts vom Tisch entfernen sollte.
Als Erek auch das gemacht hatte, ging MSG-176-Simplex an den Tisch, pickte zuerst Ereks Haare heraus und gab sie seinem Adjutanten, der sie in ein Plastiktütchen hineinsteckte. Danach kippte MSG-176-Simplex seinen Oberkörper nach hinten weg, machte einen langen Arm und schabte mit seiner Plastikkarte Ereks Kopfschuppen zusammen. Abschließend nahm er den Flex-Schlauch des DNA-Decoders und saugte das Genmaterial in ihn hinein. Seinen Adjutanten traute er diese heikle Aufgabe nicht zu, deswegen kümmerte er sich höchstpersönlich darum. Der DNA-Decoder sollte eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, um Ereks vollständige Genstruktur zu entschlüsseln. Aus diesem Grund machten sich sofort alle auf, um mit Zardosch in die Zentrale des militärischen Abschirmdienstes zu gehen, nachdem sie den summenden DNA-Decoder im Handgepäck verstaut hatten. Während sie zum Lift liefen, waren sie schweigend ins Gespräch vertieft.
„Bist du damit einverstanden, dass wir deine Haarproben für spätere Analysen behalten? Wir werden dir auch den Gegenwert in Iridium ausbezahlen, sobald wir wieder flüssig sind?“, fragte MDA-915-Duplex, der auch der Schatzmeister der Inquisitionsschiffsflotte war und den Schlüssel zur Asservatenkammer immer um seinen Hals trug.
„Nein. Das braucht ihr doch nicht. Ich schenke sie euch. Wenn ihr mich irgendwann einmal zu Pasodias bringen könntet, wäre das schon mehr als genug. Dafür würde ich sogar meinen Kopf scheren lassen“, dachte Erek.
„Wenn es dir so wichtig ist, dann wird es auch so sein. Wir haben aber hier noch einen Auftrag zu erledigen“, rief MSG-176-Simplex allen ins Gewissen, als sie auf den Lift warteten. Sie standen zu acht vor dem Schwerlastaufzug. Erek, Zardosch, vier Mayoren, ein Adjutant und Dragoman, der Hausmeier des Dolmetscherinstitutes, der für sein hohes Alter noch gut zu Fuß war. Er wollte auch in diese Richtung. Sein Plan war es, die Abteilung für Textanalysen in der Sprachwissenschaftlichen Fakultät aufzusuchen, weil er zwei Austauschstudentinnen zum Nachsitzen verdonnert hatte, um ihnen die
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