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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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herausquollen. Er hoffte inständig, dass es bald vorbei sein würde.
    Nach einer guten Minute war alles überstanden. Sein Körper passte sich schnell an die neue Geschwindigkeit an. Später ließ auch der Druck etwas nach. Bald waren sie so hoch oben, dass sie auf den Monitoren, die den rückwärtigen Raum observierten, Sirius als schwachen Schein erkannten. Bis auf den östlichsten Zipfel Poligäas, wo der Morgen schon angebrochen war, war die Welt noch in Dunkelheit getaucht. Dann bekam Erek die Anzeige des Radars der mayorischen Lotsenschiffe in seine Sicht eingeblendet. Er sah eine Karte von Poligäa mit dem gewünschten Streckenabschnitt. Alle größeren Flugobjekte, die sich in der Region befanden, waren dort abgebildet. Der mayorische Goldrochen war jetzt zwölftausend Meter über dem Meeresspiegel und nahm an Fahrt auf. Das einzige Hindernis auf dem Weg nach Alaxa war ein Betaschiff der Mayoren, das auf fünfzehntausend Meter Höhe auf heimkehrende Hyper-Suchdrohnen wartete und währenddessen den katarischen Funkverkehr störte. Doch das stationäre Betaschiff sollte kein Problem darstellen, weil es weit über ihnen positioniert war.
    Der Cybernaut erhöhte plötzlich die Geschwindigkeit, sodass ungeheure Kräfte auf Ereks Körper einwirkten. Auch Zardosch bekam ein unangenehmes Gefühl im Magen. Der Cybernaut des Goldrochens beschleunigte in wenigen Sekunden auf fast zehntausend Stundenkilometer. Das war alles total ungewohnt für Erek und Zardosch. Die Spucktüten mussten jetzt schnell her. Gut, dass Erek gleich zwei Stück vorbereitet hatte. Er gab Zardosch eine davon, stülpte sich die andere über den Mund und hielt sich daran fest. Schlagartig überkam es sie beide. Wie auf Kommando füllten Erek und Zardosch ihre Tüten und setzen dabei ganz neue Maßstäbe. Man sollte auf jeden Fall in der Schwerelosigkeit darauf achtgeben, dass nicht wieder alles aus der Tüte heraus und zurück ins Gesicht schwappte. Erek hörte die Stimme des Kommodore in seinem flauen Kopf.
    „Und denkt bitte daran: Werft die gebrauchten Tüten in die blaue Tonne! Die grüne ist für Papier, die schwarze ist für Metall, die weiße ist für Plastik, die rote ist für den Restmüll und das Glas müsst ihr extra entsorgen! Ihr dürft das nicht verwechseln, sonst bekommen wir massive Probleme mit dem Antrieb, da wir alles verwerten! Macht einen sehr guten Knoten in die Schlaufen der Tüten und haltet sie bitte nicht so lange in der Hand, weil sie nicht aus Plastik sind, sondern aus recycelter Biomasse! Sie fangen ungefähr nach drei Minuten an, sich aufzulösen, je nach PH-Wert des Inhalts“, ermahnte MSG-176-Simplex.
    Der mayorische Goldrochen hüpfte wie ein fliegender Fisch auf der Troposphäre unter ihnen, die auch nichts anderes war als die Oberfläche eines riesigen Meeres an Feuchtigkeit und verdichteten Gasen. Es ging immer wieder hoch und runter. Das seltsame Gefühl in der Magengegend war untragbar. Erek musste sich nun der Tüten entledigen. Die Mülltonnen waren rechts von ihm.
    „Die blaue Tonne, also die hier, oder?“, fragte Erek.
    „Ja genau. Blau ist bei uns, was bei euch auch blau ist, nur dass es noch einen kleinen Stich ins Gelbe hat. Deswegen haben wir auch keine gelben Tonnen“, meinte MSG-176-Simplex.
    „Ach so ist das?“, sagte Erek, als er die Klappe der grünen Tonne aufmachte und einen Blick hineinwarf. Doch der Mayor wurde ungehalten.
    „Nein! Die andere Tonne, die links von der grünen, bitte!“, erklärte der Kommodore unwirsch.
    „Aber Blau mit einem Stich ins Gelbe ist doch fast schon grün, oder?“, meinte Erek.
    „Bei euch vielleicht, aber nicht bei uns. Nein, ich weiß es ganz sicher. Es ist die linke Tonne von der Tonne, die du aufgemacht hast.“
    „Ich wollte nur etwas mitdenken. Also war es doch die blaue Tonne?“, dachte sich Erek und entsorgte die zwei Tüten in der blauen Tonne.
    „Wie ich es bereits gesagt habe: Es ist die blaue Tonne. Ihr wollt doch heil in Alaxa ankommen, oder? Dann würde ich an eurer Stelle die Farben nicht verwechseln. Nicht, dass ich reinlich wäre. Aber das musst du dir für die Zukunft gut einprägen, wenn du mit uns nach Ternasomnia reisen willst! Die ganze Raumfahrt ist darauf aufgebaut. Sonst würde nichts funktionieren. Alles hat seinen Platz. Du musst bedenken, dass unsere Systeme so sensibel sind, dass eine kleine Unachtsamkeit, zum Beispiel eine versehentlich zweimal falsche Code-Eingabe, einen sofortigen Systemabsturz herbeiführen könnte.

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