Der Fall von Katara
Erek.
„Ja, sie stirbt. Wir können nichts mehr für sie tun. Aber unsere Mission ist erfüllt. Ich konnte nicht anders. Ich erkläre es dir auf dem Weg zurück“, sagte Zardosch aufmunternd und fasste ihn an die Schulter. Plötzlich bekamen beide die Stimme des Mayoren in ihren Köpfen zu hören.
„Nehmt Frau Alonis und legt sie unter unseren Goldrochen! Schnell-schnell!“, befahl MSG-176-Simplex. Erek nahm die Arme und Zardosch die Beine von Frau Alonis. Sie zappelte immer noch. Ihr Gesicht war schrecklich anzusehen. Doch der Todeskampf sollte bald vorbei sein.
Frau Alonis war zäh wie Saumagenleder, hart wie Kruponium und glatt wie Seife. Ein Berg aus Schaum quoll aus ihrem Mund, während man sie auf den Boden unter den mayorischen Goldrochen in den kühlen Schatten legte. Augenblicklich öffnete sich der Laderaum. Eine dicke Isoliermatte kam nach unten geflogen, die Erek an einer bestimmten Stelle, die ihm von Laserstrahlen angezeigt wurde, ausbreiten musste.
Als er damit fertig war, schwebte automatisch ein verchromtes Unterteil einer Einfriermaschine nach unten, die vorwiegend aus einer mit Styxopor gefüllten Plastikwanne bestand, die innen mit Schwarzgold beschichtet war. Sie wurde entweder bei interstellaren Langflügen als Schlafkühlkammer oder bei tödlichen Unfällen als Konservierungskammer benutzt. Wenn Letzteres der Fall war, brauchte man noch einen speziellen Kontakthelm. Diese Vorrichtung glich einem normalen Helm und hatte fünf spitze Elektroden an der Innenseite. Mit einem kurzen, aber heftigen Stoß sollte dem Einzufrierenden der Helm mit den Tertiär-Vanadium-Nadeln durch die Schädeldecke in das Gehirn gerammt werden. Mit diesem Kontakthelm wurden sämtliche Gehirnfunktionen überwacht und gegebenenfalls auch kontrolliert.
Nachdem die mayorische Einfriermaschine vorsichtig auf die Isoliermatte abgelegt worden war, fuhr an einem Drahtseil ein dicker Schlauch herunter, der einen weißen Dunst verbreitete. Durch ihn sollte die Wanne mit flüssigem Stickstoff gefüllt werden. Anschließend wurde eine Tüte mit zwei großen Handtüchern vor Ereks Füße geworfen.
„Zieht Frau Alonis komplett aus und trocknet sie gut ab, während die Wanne mit flüssigem Stickstoff vollläuft!“, ordnete MSG-176-Simplex an.
Erek und Zardosch machten, so schnell sie konnten. Da die Bio-Piraten mittlerweile alle gefesselt und geknebelt an einem schattigen Plätzchen auf ihren Abtransport warteten und streng bewacht wurden, konnten einige Hyper-Nekrodonten abgezogen werden. Sie kamen herbeigeeilt und halfen mit, die Vorrichtung des Krans aufzubauen. Damit hatten sie viel Erfahrung. Jeder Handgriff saß bei ihnen. Sie waren sogar geschickter als die berühmten Multi-Taskodonten, denen man oft beim Aufbau eines Rummelplatzes zusehen durfte.
Während NZ-1-0-1 sich um Uasa Isgahid kümmerte und ihn zu Zardosch und Erek eskortierte, waren die beiden immer noch damit beschäftigt, die frisch verstorbene Frau Alonis für das Einfrieren vorzubereiten. Sie begrüßten Uasa und baten ihn um Mithilfe, weil sie unter extremen Zeitdruck standen. Nachdem der fahrbare Kran und die Seilwinde aufgebaut worden waren, musste Frau Alonis nur noch in die Gurte gesteckt werden, damit sie hochgehoben und in die Gefrierwanne eingetaucht werden konnte. Diese Aufgabe überließ man aber den Hyper-Nekrodonten, um einen hohen Hygienestandard einzuhalten. Stellenweise arbeiteten sie sauberer als in der kopfchirurgischen Abteilung des Militärkrankenhauses auf Luxus-Delta-II, sodass ausgemusterte Hyper-Nekrodonten gerne für den Pflegedienst auf Alpha-Sanatori eingesetzt wurden, natürlich erst nachdem ihnen die Flügel abgenommen worden waren.
Deswegen trat auch NZ-1-0-1 an Frau Alonis heran, die nun vollständig präpariert war, und scheuchte die anderen weg. Ab jetzt übernahm er ihren schwierigen Fall. Eine kleine Dienerdrohne kam angeflogen und hatte einen Plastiksack im Schnabel. Darin befand sich der besagte Kontakthelm, den NZ-1-0-1 dankend entgegennahm und vorsichtig auf den Kopf von Frau Alonis anlegte. Er holte mit der flachen Hand weit aus und schlug exakt mit der richtigen Wucht auf den Helm, sodass die spitzen Elektroden passgenau in das Gehirn der Schwarzen Dame gerammt wurden. Nachdem man sie mittels des Krans über die dampfende Wanne beförderte, wurde ein Kabel herabgelassen, das NZ-1-0-1 an den Kontakthelm anschloss. Danach wurde Frau Alonis in die spritzende Flüssigkeit eingetaucht. Es dampfte und zischte
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