Der Fall von Katara
noch nicht perfekt zusammengestellt“, bot ihnen MSG-176-Simplex großzügig an. Zardosch wandte sich anschließend an Uasa, um die Frage wieder loszuwerden.
„Wir sollen dich fragen, was du in nächster Zeit vorhast?“
Uasa überlegte ein paar Sekunden.
„Nichts. Was sollte ich schon vorhaben? Ich werde mich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Als ehemaliger Doppelagent werden sie mich wahrscheinlich bis an mein Lebensende jagen“, befürchtete Uasa.
„Dann komm mit uns mit und fang ein neues Leben an, auf Ternasomnia oder irgendwo im Teknogratis-System!“, sagte Erek.
„Gute Idee. Warum auch nicht? Ich wollte schon immer einmal eine kleine Eremitage im Padrevobiscum-III-System aufmachen“, erinnerte sich Uasa.
„Dann nichts wie hin! Wir haben noch viel zu tun. Kannst du ein Shuttle fliegen?“, fragte Zardosch.
„Jaja! Ich bin einmal eines geflogen. Das war an dem Tag, als der Shuttlepilot einen Schwächeanfall bekam, weil wir die Nacht zuvor gefeiert haben“, sagte Uasa, während sie zur Plattform liefen und von NZ-1-0-1 begleitet wurden, der das Gespräch mit großen bionischen Ohren verfolgte.
In der Zwischenzeit war der mayorische Goldrochen mit der Fracht gestartet und flog zum nächsten Fährschiff, um wohlbehalten den Van-Dalen-Gürtel passieren zu können. Die Wartezeit im Fährschiff konnte der Cybernaut nutzen, um die Pilotenkabine etwas auf Vordermann zu bringen. Überall im Cockpit waren genetische Verunreinigungen zu entdecken, worüber der Kommodore bestimmt nicht sehr erfreut sein würde, wenn er sie zu Gesicht bekäme. Der Chef-Cybernaut musste seinem guten Ruf als mayorisches Faktotum schließlich gerecht werden. Nicht umsonst war er Klassenprimus in der Cybernauten-Oberschule gewesen und glänzte hervorragend in den Grundfächern Hygiene, Logistik, Cybernautik und Dialektik. Im Wahlfach Geheime-Wünsche-von-hominiden-Lippen-Ablesen hatte er immer eine Eins mit Stern bekommen.
Als Erek, Zardosch, Uasa und NZ-1-0-1 die Rampe des Shuttles erreichten, stiegen sie nach oben und betraten die Zwischenplattform, von wo aus das Shuttle eingeladen worden war. Sie brauchten die Fracht nicht mehr zu kontrollieren, weil sie mithilfe der mayorischen Überwachungsdrohnen vollständig im Bilde waren. Sie wussten, dass das Shuttle mit Wasserstoff betankt und die Ladung gesichert war. Angespannt gingen sie weiter und stiegen immer höher. Ein warmer Föhn kam ihnen entgegen. Die Schutzanzüge flatterten wie Segel eines Bootes im Wind. Eine dunkle Wolkenwand schob sich Stück für Stück immer näher ans Festland heran. Die letzten Treppenstufen wurden schnell erklommen. Sie führten zur obersten Plattform, wo sich der Eingang zum Shuttle befand.
Als Erek oben angelangt war, kam es ihm so vor, als würde er wieder träumen. Auf der letzten Plattform waren über dem Geländer mehrere Hyper-Nekrodonten-Flügel säuberlich drapiert, die wie schwarze Chimären im Wind wehten. Das Cockpit stand sperrangelweit offen, und der Motorschlüssel steckte erwartungsvoll in der Zündanlage des Düsenantriebs.
Drei fleißige, flügellose Hyper-Nekrodonten hielten sich im Innenraum des Cockpits auf und staubten noch schnell die elektronischen Anlagen ab. Als sie Erek und die anderen sahen, entfernten sich sofort zwei Hyper-Nekrodonten eilig aus dem Cockpit, gingen nach draußen, zogen ihre schweren Flügel an und schwirrten davon. Der letzte Hyper-Nekrodont, der noch im Cockpit war, räumte die Wischtücher zusammen, klemmte sie unter den Arm und nahm zwei Putzeimer, die mit dreckigem Wasser voll waren, am Henkel. Schwankend verließ er das Cockpit, grüßte seinen Schwarmführer und ging nach draußen auf die windige Plattform. Als er die zwei schweren Eimer behutsam auf dem Gitter abstellte und sich mit den verstaubten Wischtüchern den imaginären Schweiß von der Stirn abwischen wollte, kam plötzlich eine starke Windböe, ergriff seine Hyper-Nekrodonten-Flügel und schleuderte sie in hohem Bogen in die Luft. Nach einer Weile klatschten sie gut hörbar unten auf dem Boden auf und strudelten weiter in die Böschung hinein. Mit vorwurfsvoller Miene und einem müden Lächeln auf den bionischen Lippen schnappte er sich die Putzeimer und schwankte die Stufen der Rampe hinab.
Der Sturm wurde jetzt immer stärker. Als sie zu viert an der Schwelle zum Eingang des Shuttles standen, wandte sich Zardosch an den Schwarmführer der Hyper-Nekrodonten und schaute ihm dabei tief in seine kleinen roten Knopfaugen,
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