Der Fall von Katara
dass der erste Parahominide dem zweiten mit dem linken Mund irgendwelche Befehle erteilte, während er unentwegt mit dem rechten Mund mit Rasputan weitersprach. Die Situation war ziemlich skurril, wenn man bedachte, dass diese exogenen Chaoten wahrscheinlich auch vier Gehirnhälften beziehungsweise ein Doppelhirn besaßen. Auf jeden Fall schienen sie sehr kommunikationsfreudig zu sein, und es war davon auszugehen, dass diese Parahominiden vielleicht sogar eingefleischte Repräsentanten hochentwickelter Zivilisationen waren, die in dieser Galaxis etwas zu sagen hatten, im Gegensatz zu vielen anderen Zivilisationen, die nichts zu sagen hatten. Meistens lag es aber auch nur daran, dass diese ominösen Parahominiden sehr weit fortgeschrittene Waffensysteme besaßen. Je mehr Erek über dieses technologische Gefälle nachdachte, desto mehr kam er zu dem Ergebnis, dass er sich auf einem extrem unterentwickelten Planeten befand, der irgendwann einmal vor die Hunde gehen musste, genauso wie es damals auf Terra-Eins im übertragenen Sinne geschehen war. Auf der interstellaren Planetenbeliebtheitsskala im Inneren Zirkel von Orion bildete Tenemos das Schlusslicht. Deswegen war auch jeder heilfroh, wenn er von hier wegkam.
„Es steht diesmal kein Text des Gesprächs am Bildschirmrand. Warum?“, fragte Erek.
„Es wird wahrscheinlich eine fremde und sehr seltene Sprache sein. Was sagst du? Zwei Münder? Das habe ich noch nie gehört und noch nie gesehen. Was kannst du noch alles erkennen?“, erkundigte sich Zardosch bei ihm.
„In der Brillenanzeige blinkt ein roter Balken mit dem Text: Feindalarm, Statusbericht überprüfen! Was hat das zu bedeuten?“, fragte Erek verunsichert. Zardosch setzte sofort seine Zweitbrille auf. Sein Blick wurde nun sehr ernst.
„Das heißt, dass wir jetzt zu rennen anfangen müssen. Schnell, komm!“, schrie Zardosch aufgeregt, packte Ereks Ärmel, fing zu laufen an und riss ihn mit sich mit. Bevor Erek die Situation realisieren konnte, sah er sich selbst mit Zardosch die Seidenstraße hinunterrennen. Er spürte den rauen, heißen Sand unter seinen Fußsohlen, der sich wie Schmirgelpapier anfühlte.
„Warum?“, fragte Erek.
„Denk jetzt an Statusbericht, Drei-D-Perspektive, Feindbewegungen, mögliche Fluchtwege anzeigen! Dort vorne muss eine Busstation kommen. In einer Minute fährt der Bus nach Negidu ab. Den werden wir nehmen“, keuchte Zardosch.
„Von welchen Leuten werden verfolgen? Sind das Beamte vom Ordnungsamt?“
„Nein, noch viel schlimmer. Das sind Auftragskiller der Müllmafia. Doch wer die eigentlichen Drahtzieher sind, lässt sich nur schwer ermitteln. Die Hintermänner könnten auch Leute aus der Optiker-Innung sein“, bemerkte Zardosch.
„Woher weißt du, dass es Auftragskiller der Müllmafia sind?“, fragte Erek.
„Weil das in der Innenanzeige meiner Brille als Zusatzbemerkung steht.“
Nach einer halben Minute kamen sie endlich an der Busstation an.
„Was kann die Müllmafia von mir wollen? Ich habe meinen Müll immer getrennt und ordentlich entsorgt“, ärgerte sich Erek.
„Ich schätze, dass die wahren Auftraggeber unerkannt bleiben wollen“, sagte Zardosch, als sie den richtigen Bahnsteig erreicht hatten.
„Das leuchtet mir ein. Hast du übrigens Geld mit?“, fragte Erek.
„Ich zahle für uns beide. Das versteht sich doch von selbst. Ich habe dich schließlich auch eingeladen. Schau mal! Ganz hinten sind noch zwei Plätze frei. Geh schnell hin und besetz sie für uns beide!“, schlug Zardosch vor, während er sein Geld aus der Börse herausnahm und dem Fahrer gab.
Erek begab sich nach hinten und wurde von der Anzeige der neuen Sonnenbrille darüber informiert, dass sich seine Verfolger fünfhundert Meter südwestlich befänden und dass er alle Zusatzdaten auf der Spezialanzeige links von ihm mit einem fixen Augenkontakt in sein komplettes Sichtfeld übertragen könnte, um eine vollständige Drei-D-Karte mit Vogelperspektive von diesem Wohngebiet zu bekommen. Obendrein schlug ihm die Statusanzeige der Sonnenbrille vor, dass er seine Waffe bereithalten sollte. So langsam bekam Erek den Dreh mit dieser Brille heraus. Nachdem er die letzte Sitzreihe erreicht hatte, wischte er den Wüstenstaub von den Sitzbezügen und nahm ungeduldig Platz. Zardosch eilte herbei und setzte sich neben ihn.
„So, es kann losgehen. Ich habe für alle Fälle zwei Pistolen einstecken“, flüsterte Zardosch und deutete auf die Ausbeulung in seiner Tasche hin.
„Ich
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