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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Bauer Simbel hatte sich immer um ein bescheidenes, entbehrungsreiches und tugendhaftes Leben bemüht. Auch hatten ihn seine Nachbarn als einen netten, zuvorkommenden und hilfsbereiten Mann beschrieben. Das war er auch gewesen, bis zu dem Tag, an dem er mit einem Dreschflegel bewaffnet in das Katasteramt von Katara eingedrungen war, zwölf Beamte als Geiseln genommen und die Freilassung von ein paar extra-exogenen Außerirdischen gefordert hatte, die in der verbotenen Zone Katharsis-V geschnappt worden waren. Zusätzlich hatte er im Austausch gegen die zwölf Geiseln und seines Dreschflegels die Abschaffung des Euro verlangt.
    Die erste Bitte hätte man ihm noch gewähren können, aber die zweite irrsinnige Forderung war Hochverrat, was zur Folge hatte, dass es keine weiteren Verhandlungen mehr gab und Bauer Simbel von einem Sondereinsatzkommando mit einem gezielten Kopfschuss getötet worden war. Schon während der Obduktion seines Gehirns hatten die Ärzte sehr hohe Konzentrationen an Blei festgestellt, weil deren Skalpelle nach wenigen Schnitten stumpf geworden waren und ständig ausgewechselt werden mussten. Dieser Umstand hatte die Situation etwas entschärft und eine plausible Erklärung dafür geliefert, warum Bauer Simbel so fehlgeleitet gewesen war. Da man sich aber nicht mehr bei ihm entschuldigen konnte, hatte er ein nachträgliches Ehrenbegräbnis auf Staatskosten bekommen und war unverzüglich im heiligen Müllkrater von Usiris neben besonnenen Finanzstrategen und entscheidungsfreudigen Bundeskanzlern verscharrt worden. Der Simbelhof wurde von seinem Sohn Platon Simbel traditionell weiter bewirtschaftet, wobei die Ernte im letzten Jahr nicht so ganz seinen Erwartungen entsprach. Und damit Rebellen wie Bauer Simbel oder andere nicht von der Volksseele verklärt und deren Konterfeis an geheimen Orten aufgehängt wurden, gründete man eine Institution und nannte sie die Hauptzentrale Heroischer Heimatschützer oder auch nur kurz und ergreifend: Heimatschutz.
    Es ging dabei weniger darum, die Heimat als solche zu schützen, sondern eher darum, professionell die Bürger zu bespitzeln und rechtes Gedankengut sowohl zu fördern als auch zu generieren. Somit war der Verfassungsschutz eng verflochten mit der Abteilung des Heimatschutzes, der zuerst als unabhängiges Überprüfungsorgan die Vorgänge der Hauptzentrale überwachen sollte, daraufhin aber von ihr geschluckt worden war und danach eher als Hauptlieferant für Informationen und personelle Unterstützung diente. Der Heimatschutz hatte seine Zentrale ein paar Häuser weiter, und seine Tarnung war perfekt. Im Erdgeschoss war eine Zahnarztpraxis für schwere Fälle untergebracht, und das zweite Stockwerk war an eine Urknall-Therapiegruppe vermietet worden, deren Teilnehmer sich regelmäßig trafen und die widrigsten Geräusche von sich gaben, die man sich nur vorstellen konnte, sodass die Beamten des Heimatschutzes in aller Ruhe im ersten Stock ihre pikanten Verhöre mit bauernschlauen Staatsverrätern und anderen vorverurteilten Delinquenten durchführen konnten.
    Die Abteilung des Heimatschutzes wurde von einer gewissen Frau Alonis geführt, die für ihre bestialische Genialität und Abgebrühtheit unter ihresgleichen bekannt war. Ihre vollständigen Namen lauteten: Federike, Rotilde, Analia, Usurpetra, Animosia, Lupinchen, Ottilie, Natterensis, Isotopia, Scharia. Frau Alonis kam in einem stillgelegten Pathologiesaal auf die Welt und wurde von bionischen Laborratten großgezogen, die das bisschen Milch, das sie aus dem Kühlschrank klauen konnten, schwesterlich mit ihr geteilt hatten. Schon früh als Kind hatte sie schnell den Umgang mit der Schusswaffe gelernt, weil sie niemanden näher als drei Meter an sich herangelassen hatte. Ihre Jugend hatte sie im Norden von Katara bei den Servalen verbracht, die weit hinter dem Marikonn-Gebirge ihre Brutstätten und Legefabriken bewirtschafteten.
    Frau Alonis musste entweder stundenlang die Eier einsortieren oder den Hühnern die Köpfe abschlagen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Durch diese eintönige Arbeit hatte sie aber die Fähigkeit erlangt, von der einen Sekunde auf die andere von einer grobmotorischen Tätigkeit in eine feinmotorische Tätigkeit überzuwechseln, ohne dass man ihr dabei die Anstrengung im Gesicht ansah. Ihre überragenden Talente waren schnell von einem mysteriösen Mäzen entdeckt worden, der sie finanziell gefördert, aber auch geistig etwas überfordert hatte. Dieser

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