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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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dabei den Terranern ihr Geschäft vermiesen konnte. Raumschiffe mit H-Antrieb, wie zum Beispiel Sternenkreuzer, waren mehrere Quadratkilometer groß. Auf interstellaren Langstrecken musste auch viel Ausrüstung mitgenommen werden, weil man sehr schlecht wieder umkehren konnte. Auf innerplanetarischen Kurzstrecken ging es schlichtweg darum, die Schwerkraft zu überwinden und hohe Beschleunigungen zu erreichen, wohingegen es bei interstellaren Flügen darauf ankam, den inneren Schweinehund zu überwinden, um mit einer Tankfüllung so weit wie möglich zu kommen. Die Zeit spielte dabei eine untergeordnete Rolle, da sie außerhalb von Planetensystemen sowieso viel langsamer ablief. Auf manchen Sternenkreuzern gab es sogar ausgezeichnete Animationsprogramme für die Kosmonauten, die ihren Heimatplaneten für sehr lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekamen.
    Zielstrebig verfolgte Frau Alonis ihren Kurs. Auf dem 3-D-Radar konnte sie die Positionen der zwei anderen katarischen Kampfjets gut erkennen. Der erste Jet flog mit sechs Drohnenkämpfern und einer atemberaubenden Geschwindigkeit von zweitausend Stundenkilometer nach Negidu, wohingegen die anderen zwei Jets vergleichsweise gemächlich unterwegs waren, weil sie ihre Tarnfunktion eingeschaltet hatten, damit sie unentdeckt blieben. Der Bus benötigte ungefähr nur noch eine knappe Stunde bis zum nächsten Halt. Wenn Frau Alonis in einer halben Stunde dort sein wollte, würde eine Geschwindigkeit von über tausend Stundenkilometer ausreichen.
    Kakargo selbst war eine verschlafene, kleine Wüstenstadt. Die Einwohner wurden als gemütliche Zeitgenossen beschrieben, die offen für multikulturelle Einflüsse und allerlei Ideen waren. So waren sie den Yakkis gegenüber freundlicher gesonnen als dem katarischen Heimatschutz. Kakargo war auch ein Mekka für Kleinganoven, wie Genhändler, Schönheitschirurgen und Gütesiegelfabrikanten, die mehr oder weniger von der Staatsmacht geduldet wurden. Manchmal wurde die beschauliche Gegend von organisierten Müllschieberbanden heimgesucht, sodass punktuell sehr viel kriminelles Potential unterwegs war. Infolgedessen hatte Frau Alonis Unmengen an informellen Mitarbeitern in die Stadt eingeschleust, die ihre Augen und Ohren offenhielten. Pensionierte Zollbeamte eigneten sich am besten für diese verdeckten Ermittlungen. Von ihnen wusste Frau Alonis, dass es in Kakargo Keimzellen staatlichen Widerstandes gab, was die Sache nicht unbedingt erleichterte. Darum musste sie äußerst umsichtig handeln.
    Fast geräuschlos glitt der FK-19-Jet über den spärlich bewachsenen Wüstenboden. Das Land war ausgetrocknet und dürstete nach Regen. Nichtsdestotrotz war der Himmel über Katara fast wolkenlos. Laut dem Wetterbericht sollte es erst morgen regnen. Sobald der Monsun einsetzte, war das Land nicht wiederzuerkennen. Schnellwachsende Gräser würden die karge Steppe in ein grünes Meer aus dichter Vegetation verwandeln.
    Weit in der Ferne waren die hohen Gipfel des Malakka-Gebirges deutlich zu erkennen. Sekunde um Sekunde wurden sie ein bisschen größer. Das autonome Gebiet der Yakkis war über das gesamte Gebirgsmassiv ausgedehnt, das die Feuchtigkeit der Luft wie ein Schwamm aufsaugte und in Myriaden an Sturzbächen wieder entlud. Jene Welt war ganz anders beschaffen. Es gab dort immergrüne, saftige Almweiden, viele Arten von Bäumen und einen stellenweise undurchdringlichen Dschungel, der von fremdartigen Geschöpfen bewohnt wurde. Die Stadt Negidu lag am Fuße der berühmten Himmelswand. Die Himmelswand war eine Steilwand, die fast im 90-Grad-Winkel fünfzehn Kilometer weit nach oben reichte.
    Die gesamte vorgelagerte Gebirgskette war eine monströse Erscheinung. Sie verlief vom linken Ende des Horizonts bis zum rechten Ende. Erstaunlicherweise bildete diese steinerne Front erst den Anfang eines Gebirgsmassives, das sich durch den tektonischen Druck der Kontinente formte, die sich auf die Mitte Poligäas zubewegten und dort Berge gewaltigen Ausmaßes entstehen ließen. Das Land wuchs durch diesen extremen Druck immer weiter in die Höhe. Dieser Vorgang war äußerst bedenklich. Einige Geologen vermuteten, dass die höchsten Berggipfel eines Tages bis zu fünfundzwanzig Kilometer in das All hineinragen würden. Man befürchtete auch, dass durch die Konzentration der Erdmassen auf einen verhältnismäßig kleinen Punkt des Planeten irgendwann einmal eine Unwucht entstünde. Es hieß, dass dieses geologische Phänomen zwar sehr selten wäre, aber

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