Der Fall von Katara
in der Regel den unweigerlichen Abgang des Planeten zur Folge haben würde. Die Unwucht könnte dazu führen, dass Tenemos auf die schiefe Bahn geriet und sich weiter hochschaukelte bis zu dem Moment, in dem er das Siriussystem verlassen und sich in die Tiefen des Weltalls begeben würde, um entweder als einsamer Wanderer zwischen den Sternen sein weiteres Dasein zu fristen oder um als Futter für Schwarze Löcher zu enden.
So war das Malakka-Gebirge sowohl eine seltene Naturschönheit als auch eine drohende Gefahr zugleich. Doch dieses Problem würde erst in ferner Zukunft auftreten. Im Durchmesser maß das Land der Yakkis fast siebentausend Kilometer, was unter normalen Bedingungen noch überschaubar gewesen wäre, falls es sich um ein flaches Gebiet gehandelt hätte. Diese Landschaft hatte so viele Ecken und Kanten und Hochs und Tiefs, dass man zehnmal den gesamten Planeten damit einwickeln könnte, wenn man die Oberfläche des Malakka-Gebirges flach auslegen würde. Dieses Gebirge war eine unüberschaubare Welt. Es gab dort Millionen von Verstecken, Tälern, Schluchten und Höhlensystemen, sodass es einem wahren Alptraum glich, dort eine Befreiungsaktion durchzuführen.
Und noch eine Sache bereitete Frau Alonis ein wenig Sorgen. Falls sie es nicht rechtzeitig vor dem Sonnensturm schaffen sollte, Erek Misrati dingfest zu machen, hätte sie ein ernstes Problem, weil die meisten Satelliten ausgeschaltet wären. In diesem Fall würde die Kommunikation mit der Hauptzentrale nur noch eingeschränkt funktionieren. Wahrscheinlich gäben auch die hochsensiblen TSBs ihren Geist auf. Ebenso würden alle Teles, Internetverbindungen und Navigationsgeräte für kurze Zeit unbenutzbar werden. Allein ein Sonnensturm der Kategorie Drei bestünde aus einer Masse von circa fünf Milliarden Tonnen elektrisch geladener Partikel, die auf fast jedes elektronische Bauteil eine verheerende Wirkung ausüben könnten. Darum würde auf ganz Poligäa bald der Notstand ausgerufen werden, damit alle Bewohner genug Zeit hätten, ihre elektronischen Geräte auszuschalten, abzudecken und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Ein kleiner Sonnensturm der Kategorie Eins bis Zwei schädigte den Organismus nicht besonders, aber bei einem noch größeren Sonnensturm konnte man sich nicht sicher sein, dass man keinen Stromschlag abbekäme.
Zum Glück war der FK-19-Jet gegen Naturkatastrophen weitestgehend immun, da er einen Plasmaschild erzeugen konnte, der die empfindliche Bordelektronik schützte. Nur verbrauchte dieser Vorgang Unmengen an Treibstoff, sodass eine Tankstelle nicht weit weg sein durfte. Wasserstoff-Tankstellen waren zwar innerhalb Kataras gleichmäßig über die ganze Fläche des Landes verteilt, jedoch in anderen Bundesländern Poligäas oft Mangelware. Die Infrastruktur außerhalb Kataras war miserabel, obwohl es eine weltweite Bestimmung gab, dass im Umkreis von maximal fünfhundert Kilometern je eine Wasserstoff-Tankstelle zu stehen hatte. Aber je weiter man sich von Katara entfernte, umso seltener war eine Nachfüllstation zu finden.
Das war dem Umstand zu verdanken, dass die katarische Wasserstoffindustrie sich im ewigen Streit mit den poligäischen Hanföl-Raffinerien befand. Die Raffinerien wollten ihr ranziges Hanföl loswerden und fusionierten infolgedessen mit den Palabrischen Motorenwerken, die auf altertümliche, mit Hanföl betriebene Verbrennungsmotoren setzte. Und obwohl Wasserstoff sich als hochwertiger Antrieb bewährt hatte, wurde nach wie vor der Ausbau von dementsprechenden Tankstellen blockiert. Es kam immer wieder zu Massenboykotten, Lichterketten, Sabotageakten und tätlichen Übergriffen gegen Wasserstoffmillionäre, sodass man stellenweise von einem Kleinkrieg sprechen konnte, in dem sich die Fronten ziemlich verhärtet hatten. Zwar hatten die Menschen aufgrund ihrer Freundschaftsbündnisse lange keine offiziellen Kriege mehr geführt, jedoch fanden täglich Tausende inoffizielle Wirtschafts-, Informations- und Papierkriege statt, die von professionellen Schreibtischtätern verübt wurden.
Aber warum konnten sich die katarischen Wasserstoff-Monopolisten nie mit den poligäischen Hanfölraffinerien einigen, im Hinblick auf die Tatsache, dass Schmiergeld in Hülle und Fülle vorhanden war? Das lag daran, dass man es hier mit zwei verschiedenen Antriebsarten zu tun hatte. Wasserstoff war umweltfreundlich, billig herzustellen, hochexplosiv und konnte sicherlich nur in speziellen Wasserstoffmotoren verwendet
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