Der Fall von Katara
werden. Hanföl hingegen war noch umweltfreundlicher, noch billiger herzustellen und nicht ganz so explosiv; was aber ausreichte, um herkömmliche Verbrennungsmotoren zu betreiben, die in den Müllkratern tonnenweise und noch gut erhalten gefunden wurden. So bot es sich manchmal an, wenn man der Fortschrittshörigkeit nicht zu sehr anheimgefallen war, auf Altes und Bewährtes zu setzen.
In den hochentwickelten technokratischen Staaten Poligäas existierten etliche Widerstandsgruppen, die ausschließlich auf neue Technologie verzichteten, weil sie schlichtweg die Gefahren nicht abschätzen konnten. Auf diese Gruppen wurde ein hoher gesellschaftlicher Druck ausgeübt; dennoch blieben sie hart und gaben dem Drängen des Fortschrittsglaubens nicht nach. Diese Abweichler untergruben das System mit kontra-innovativer Ignoranz und schufen dergestalt eine Atmosphäre des zivilen Ungehorsams. Außerdem genossen diese traditionsbewussten Querdenker mehr stillschweigende Anerkennung unter der Bevölkerung Poligäas, als man bisher angenommen hatte. Diese Leute bekamen breite Unterstützung aus dem scheinbar rückständigen Negidu. Die Yakkis hatten vor zehn Jahren angeblich einen Technologiestopp eingeführt, weil sie von ihrem hohen Schuldenberg herunterkommen wollten. Zweifelsohne gab es in ihrem Land auch Wasserstoff-Tankstellen, die aber vom malakkischen Hanföl-Kartell strenge Auflagen bekommen hatten, neben Wasserstoff auch Unmengen an raffinierten Hanföl-Destillaten an den Kunden weiterzugeben. Ein Umdenken auf Tenemos war genauso schwierig wie auf jedem anderen Planeten.
Frau Alonis hatte das Ende der Hochebene erreicht und flog in eine Landschaft hinein, die sich langsam mit Vegetation und mächtigen Felsen füllte. Die Himmelswand von Negidu schien mittlerweile bedrohlich nahe zu sein, obwohl sie realistisch betrachtet noch weit entfernt lag. Es waren laut Bordcomputer noch fünfzehn Minuten bis zum Eintreffen in Kakargo. Frau Alonis schaltete auf Autopilot um und überprüfte die Sicherheitsgurte. Sie konzentrierte sich auf die TSB und checkte den Status ab. Augenblicklich stellte sie eine Verbindung zur Kommandozentrale her. Auf den Monitoren der Überwachungseinheiten der Denkfabrik erkannte sie den Hochgeschwindigkeitsreisebus. Alles war unverändert. Frau Alonis bekam sonst keine zusätzlichen Informationen zu diesem Fall herein. Sie linkte sich wieder aus und flog unbeirrt weiter. Sie stellte fest, dass der Tank noch halb voll war und die Tarnkappentechnik nicht viel Treibstoff verbraucht hatte. Bald würde sie Wasserstoff nachfüllen lassen können, weil die geheime Militärlandebahn ganz in der Nähe des Busbahnhofs im Innenstadtbereich von Kakargo gelegen war und ein Wasserstoff-Zentrallager hatte.
Dort existierte einst ein Gelände, das in früheren Zeiten als Friedhof für Außerirdische gedient hatte. Jener Ort wurde aber von den Katarern gemieden, weil sie sich wenig für die Belange verstorbener Außerirdischer interessierten. Die Trauergemeinden selbst kamen nur alle hundert Jahre einmal vorbei, sodass die Behörden Kakargos keinen vernünftigen Grund mehr darin sahen, diese brachliegende Fläche weiterhin ungenutzt zu lassen. So richtete man dort eine geheime Flugbasis mit Tankstellen, Logistikunternehmen und Glückskeks-Buden ein, und obwohl sich die Flugbasis mitten in der Stadt befand, war sie vor den neugierigen Augen der Öffentlichkeit gut geschützt. Viele Bürger von Kakargo wussten nicht einmal, dass die Stadt einen Flughafen besaß. Da fast alle Flugkörper eine Tarnvorrichtung hatten, blieb diese Militäreinrichtung von der Bevölkerung unbemerkt. So konnte der Heimatschutz in aller Ruhe dort sein Süppchen kochen oder die der anderen versalzen.
Frau Alonis verlangsamte den Jet ruckartig auf hundert Stundenkilometer, als sie die Silhouette von Kakargo erkannte. Nach kurzem Unwohlsein überflog sie die Dächer der Vorstadt und näherte sich immer mehr der geheimen Landebahn. Von dieser Stelle aus waren es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Busbahnhof. Der Bus aus Usiris sollte nach aller Voraussicht pünktlich dort eintreffen. So blieb ihr ein Zeitfenster von einer knappen Viertelstunde übrig. Alles schien nach Plan zu verlaufen.
Der FK-19-Jet schwebte über den Luftraum Kakargos hinweg. Die Lotsen, die Zollbehörden und das Bodenpersonal waren von Oberst Ohmann rechtzeitig unterrichtet worden, dass ein Spezialeinsatzkommando mit Kampfjets hier eintreffen würde. Folglich müsste es
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