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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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vernichteten diese, woraufhin Frau Alonis sofort zu Boden segelte und sich mit den Beinen abfangen musste, damit sie nicht auf die Nase fiel. Die letzte Drohne zerplatzte über ihrem Kopf und gab leicht flüchtige LSD-Gase frei, die unmittelbar über die Schleimhäute aufgenommen wurden und in das Nervensystem der Schwarzen Dame eindrangen. Sie hielt energisch die Luft an, während sie sich aus der zerstörten Tarnkappenbomberjacke zu befreien versuchte. Unter höchster körperlicher Anstrengung schaffte sie es endlich, die Flügel des Anzugs zu lösen. Sie warf sie auf den Boden, wobei giftgrüne Schwaden aus den Kernreaktorantriebsdüsen aufstiegen und den Raum mit beißendem Rauch füllten.
    Frau Alonis rannte aus der Gefahrenzone heraus, doch schon längst hatte sich das LSD den Weg in ihr Bewusstsein gebahnt. Sie bekam bald einen metallischen Geschmack auf der Zunge, als hätte sie eine Schüssel Eisenspäne verspeist. Sie rannte und rannte und rannte, bis wieder die Sprinkleranlage anfing, einen leichten lauwarmen Nieselregen zu verströmen. Sie blieb stehen, öffnete ihre Tasche und suchte hektisch das Etui mit den Gegengiften. Doch die Tasche wurde immer größer und größer. Tausend Dinge schienen darin zu sein, die sie nie eingepackt hatte. „Wo ist das verdammte Gegengift?“, schrie sie, während ein paar Mini-Späherdrohnen auftragslos über ihrem Kopf kreisten und unangenehme Geräusche von sich gaben. Sie versuchte, die Drohnen zu verscheuchen. Jedoch ließen sie sich nicht verscheuchen, weil sie treuergeben waren. Mit der einsetzenden Feuchtigkeit versagten sie sowieso bald. Wo war jetzt die Tasche?
    Frau Alonis suchte die Tasche. Sie hatte sie fallen gelassen, als sie vorhin die Fliegen verjagt hatte. Dann sah sie die Tasche zwischen ihren Füßen liegen und bückte sich danach. Ihr wurde ziemlich komisch dabei. Sie ging in den Schneidersitz und behielt die Tasche fest in der Hand, damit sie sie nicht wieder verlieren würde. Ein heftiger LSD-Schub setzte ein, sodass die Schwarze Dame nicht mehr wusste, was sie in der Tasche gesucht hatte. Sie kramte mit beiden Händen darin herum und fand einen alten Waschzettel, dessen Text sie las:
    „Bis sechzig Grad waschen. Vom Einsatz eines Trockners wird abgeraten. Tasche nur unter atmosphärischen Bedingungen verwenden“, murmelte sie vor sich hin und warf den Zettel auf den Boden. Ursprünglich wollte sie den Zettel behalten und noch ein paar Tauben damit füttern. Dadurch dass es hier aber keine Zetteltauben gab, machte es keinen Sinn, diesen unnötigen Ballast weiter mit sich herumzuschleppen.
    Sie widmete sich wieder ihrer Tasche und fand die Gesundheitszigaretten darin. Sie nahm sich eine aus der Packung heraus, steckte sie in den Mund und suchte das Wasserstofffeuerzeug. Als sie es hatte, zündete sie die Zigarette an, inhalierte einmal und spuckte sie sofort wieder aus. Es schmeckte wie ein alter verbrannter Socken. Sie hustete zweimal, warf die Zigarettenpackung weg und überlegte angestrengt, was sie noch alles suchen könnte. Dann fiel es ihr wieder ein: das LSD-Gegengift. Sie benötigte dringend das LSD-Gegengift. Wütend suchte sie danach, konnte es aber nicht finden, obwohl sie sich sicher war, dass sie es eingepackt hatte.
    Plötzlich verstärkte sich die Wirkung der Droge. Ein Regenbogenstrahl funkelte aus der Tasche. Sie sah viele bunte Bälle darin. Die Bälle sprangen aus der Tasche heraus und tanzten über den Fußboden hinweg. Frau Alonis versuchte, sich zu konzentrieren und mit der Kraft ihres Geistes die Wirkung der Droge abzuschwächen. Sie brauchte jetzt unbedingt das LSD-Gegengift, das eine Mischung aus Validium, Testosterine und diversen Stereotypen enthielt. Die Zeit dehnte sich immer mehr aus und war eindeutig gegen Frau Alonis. Sie betrachtete die Wände der Höhle, die eigenartig vibrierten, obwohl es kein Erdbeben gab. Oder doch? Da war sie sich nun auch nicht mehr so ganz sicher. Alles zitterte. Sie schaute auf den Boden. Er schien sich wellenartig zu bewegen. Daraufhin blickte sie an die Decke hoch. Die Decke der Höhle schien hin- und herzuschwanken. Frau Alonis horchte in die Stille des Berges hinein. Viele sonderbare Geräusche waberten im Gestein. Plötzlich hörte sie die Stimme eines kleinen Mädchens, das irgendetwas wimmerte, aber was?
    Sie verstand kein Wort und glaubte, dass das alles nur Einbildung war, weil sie wusste, dass das LSD in starken Schüben auftrat, sich zwischendurch aber immer wieder abschwächte,

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