Der Fall von Katara
sodass es auch helle Momente gab, in denen sie blitzschnell handeln musste. Sie warf noch einmal einen Blick in ihre nasse Tasche und bemerkte, dass die Dinge wieder eine normale Gestalt angenommen hatten. Sie konnte ihre Sachen wiedererkennen und hatte endlich das Etui mit den Gegengiften gefunden. Sie zog hastig den Nippel aus der Lasche und fand darin sieben Einwegspritzen vor, die mit unterschiedlichen Farbbanderolen etikettiert waren.
Nun musste sie nur noch die richtige finden. Sie las alle Etikette durch, musste aber feststellen, dass die Schrift verwaschen war. Das durfte aber nicht sein, weil sie mit wasserfestem Lack beschrieben waren. Frau Alonis konzentrierte sich auf die Banderolen und rang ihnen die Informationen ab. Skopolamin-Gegengift. Nein. Grüner-Blätterskorpion-Gegengift. Nein. Tollwutkäfer-Gegengift. Nein. Sie warf der Ordnung halber die schon identifizierten Spritzen im hohen Bogen hinter ihren Rücken, nicht dass sie sie noch verwechseln würde. Danach bekam sie die Schmerzspritze in die Hand, die man nach einem Betäubungsgasangriff verwenden sollte. Die war es aber auch nicht. Nein. Die nächste war eine Betäubungsspritze, die nach einer Schmerzgasattacke eingesetzt wurde. Nein. Weg damit. Zwei Spritzen waren noch im Etui. Frau Alonis war sehr aufgeregt.
Die vorletzte Spritze war die klassische Weinspritze bei Lachgasalarm, und auf der letzten Spritzenbanderole stand Wutstarrkrampf-Gegengift. Die Schwarze Dame wollte ihren Augen nicht trauen. Wütend warf sie die letzte Spritze auf den Boden. Das war ganz unmöglich. Sie schwor Stein auf Bein, dass sie das überaus wichtige LSD-Gegengift eingepackt hatte. Sie war doch nicht bescheuert. Frau Alonis hörte wieder das Mädchen kichern. Es schien sich über irgendetwas zu amüsieren. Dennoch war der Klang seiner Stimme beängstigend.
Frau Alonis schaute sich um und suchte nach dem fremden Mädchen, konnte es aber nicht entdecken. Plötzlich spürte sie tief in der Magengegend ein Gefühl, das sie auch von Achterbahnfahrten kannte. Ein so starker LSD-Schub wurde auf einmal ausgelöst, dass sie glaubte in ein Schwarzes Loch hineinzufallen. Sie versuchte, krampfhaft dagegen anzukämpfen. Es schien Minuten anzudauern. Alles drehte sich wie wild. Sie verlor den Halt und fiel aus dem Schneidersitz um. Die Welt drehte sich im Kreis. Sie hakte sich mit dem rechten Fuß in den Boden ein, in der Hoffnung, abbremsen zu können. Bäche aus Schweiß flossen aus ihrem Körper heraus. Sie fixierte ihren Blick auf eine Stelle und stieß einen lauten Schrei aus, den man noch kilometerweit hören konnte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und dachte nach. Wie konnte es sein, dass sie das LSD-Gegengift nicht mehr in der Tasche hatte? Sie wusste noch ganz genau, dass sie die Tasche kontrolliert hatte und die besagte Spritze sich darunter befand. Und das war vor nicht allzu langer Zeit. Die Schwarze Dame vermutete, dass jemand ihr einen Streich gespielt hatte. Aber wer?
Dann fiel es ihr wie Schuppen vor die Augen: MUTTER hatte den Text manipuliert. Sofort entfernte Frau Alonis die yakkischen Spezialkontaktlinsen aus ihren Augen und schnippte sie weg. Sie glaubte sich zu erinnern, dass das LSD-Gegengift in der Spritze mit der orangen Banderole war. Sie hob selbige vom Boden auf, aber musste feststellen, dass sie sich getäuscht hatte. Sie hatte das Grüne-Blätterskorpion-Gegengift in der Hand. Hm. Das Problem mit den Farben war momentan, dass sie sich ständig veränderten. Auch an den Wänden sah Frau Alonis immer wieder Farben, wo keine sein durften. Also suchte sie am Boden ihre Gegengiftspritzen zusammen und sortierte diese fein säuberlich nach Farbe. Von Blau nach Rot. Dann hörte der Nieselregen endlich auf, weil die Kernreaktorantriebsdüsen gelöscht worden waren. Sie ging nochmal in aller Ruhe die Spritzen durch. Die blaue, die grüne, die gelbe, die orange? Nein, es war die mit der roten Banderole. Hier stand es auch: LSD-Gegengift.
Sofort nahm sie die Schutzkappe ab und injizierte sich das Gegengift intravenös, damit es sich schneller im Blutkreislauf verteile konnte. Da sie früher in jungen Jahren ein Praktikum als Krankenschwester gemacht hatte, konnte sie noch unter den schwersten Bedingungen die kompliziertesten Operationen durchführen. Nachdem sie sich die ganze Dosis Gegengift in die Adern gelassen hatte, ließ sie die Spritze fallen und wartete ein paar Sekunden auf ein erhofftes Nachlassen der Rauschwirkung.
Aber sie wurde
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