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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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das Gefühl nicht los, dass die Wirkung eher stärker als schwächer wurde. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie hob die leere Spritze auf und las auf der Banderole den Mikrotext nochmals sorgfältig durch, bis sie den Fehler endlich entdeckte. Sie konnte es nicht fassen. Das Verfallsdatum war abgelaufen. Das Zeug war so inaktiv und wertlos, wie professionell entsorgtes Plutonium. Die Inhaltsstoffe hatten sich selbst neutralisiert. Sie hätte sich also auch genauso gut eine Kochsalzlösung spritzen können.
    „Was nun?“, dachte sie sich. Sie musste zurück zu ihrem katarischen Silberpfeil, wo im Frachtraum eine zweite Tarnkappenbomberjacke und im Erste-Hilfe-Kasten noch eine Notfallpackung mit Gegengiftspritzen war. Doch welchen Weg sollte sie nehmen? Wenn sie die yakkischen Spezialkontaktlinsen wieder anlegte, würde sie von MUTTER sicherlich irregeleitet werden, und die Spezial-TSB funktionierte hier im Höhlensystem auch nicht. Die Schwarze Dame konnte sich aber auf ihr fotografisches Gedächtnis verlassen, zumal sie lediglich die Strecke zurücklaufen musste, die sie gekommen war.
    Schnell suchte sie also ihre Siebensachen zusammen und machte sich auf den Weg. Sie würde zwar Stunden dafür brauchen, und diese Stunden würden sich wie Tage anfühlen, jedoch hatte sie keine andere Wahl. Sie hängte sich die Tasche über die Schulter und brach auf. Zielstrebig ging sie den Viva-Wutze-Weg ins Zensurviertel zurück. Sie fragte sich währenddessen, wer dieser Viva Wutze war. Sie glaubte, dass es sich dabei um einen unbekannten Kopisten handeln musste, der die vollständige Geschichte aller Zivilisationen mit einer Nagelfeile in eine Höhlenwand geritzt und dadurch Probleme mit den Denkmalschützern von Ur-Gnomopolis bekommen hatte. Er musste folglich alles wieder verputzen.
    Frau Alonis bemerkte plötzlich, dass ihr Körper kaum mehr Gewicht hatte. Sie fragte sich, ob es daran lag, dass jetzt Schwerkraftschwankungen einsetzten? Im Siriussystem war alles möglich. Es gab im ganzen Universum kein bewohntes Sonnensystem, das chaotischer war. Der gegenwärtige Moment hatte aber eine ganz andere Qualität bekommen. Die Schwarze Dame genoss es ausnahmsweise zu laufen und nicht ständig auf ein Gefährt angewiesen sein zu müssen. Sie beobachtete die vielen bunten Farben und Lichter, die ständig in ihrem Blickfeld aufblitzten. Auch die Zeit selbst schien entrückt zu sein und spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. So ging Frau Alonis unbeschwert ihres Weges, bis sie nach einer Weile am Gutzwerg-Platz angekommen war. „Das ging schnell“, dachte sie sich. Auf der Mitte des Platzes stand eine Büste von einem berühmten Kopisten, der in der hohen Abschreibe-Kunst wahrlich überplanetarische Maßstäbe gesetzt hatte. Er hatte viele Anhänger, die in seine Fußstapfen treten wollten, aber nie diese vollendete Perfektion erreichten wie ihr Meister.
    Die Schwarze Dame lief naserümpfend an der Büste vorbei. Sie sichtete eine steinerne Parkbank, ging auf sie zu und setzte sich darauf. Verwirrt versuchte sie, sich zu orientieren. Ging es jetzt links oder rechts? Musste sie Richtung Westen oder Osten? Frau Alonis schaute auf ihren Kompass, der jedoch keine klare Richtung anzeigte. Sie vermutete, dass hier entweder ein starkes magnetisches Feld vorherrschte oder dass das Erdmagnetfeld durch den Sonnensturm gestört worden war. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie jetzt rechts oder links in die Sturm-und-Drang-Straße gehen musste. Plötzlich spürte sie etwas neben sich und schaute nach links. Sie ließ einen lauten Schrei los und sprang schockiert von der Bank auf. Jemand saß neben ihr und lächelte sie an. Woher kam dieser Typ? Für eine Sekunde dachte sie, dass sie vor Schreck sterben müsste.
    „Was machen Sie hier? Wer sind Sie?“, fragte sie ihn.
    „Sie kennen mich nicht? Ich bin enttäuscht von Ihnen, Frau Alonis“, sagte der Fremde, der genauso aussah wie der Gutzwerg, den sie soeben gesehen hatte.
    „Bitte keine Namen…äh, Moment? Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie? Sie sind doch der Mann von der Büste dort drüben?“, fragte sie ihn verdattert. Als sie darauf zeigte, fiel ihr auf, dass bei der Gutzwerg-Büste das Gesicht fehlte. Der fremde Mann lachte schelmisch. Frau Alonis suchte in ihrer Saumagentasche nach der geeigneten Waffe, ohne dabei den Fremden aus den Augen zu lassen.
    „Sie werden keine Waffe brauchen, Frau Alonis“, sagte er.
    Sie nahm ihre Pistole aus der Tasche heraus, stellte

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