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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Trägerraketen montiert, die zu guter Letzt in Richtung der Andromeda-Galaxie abgeschossen wurden. Noch bevor die Frachtcontainer Andromeda erreichten, war der Inhalt der Gläser entstrahlt, völlig harmlos und hygienisch einwandfrei. Jene Einweckgläser konnten sogar, ohne ausgespült werden zu müssen, für Himmelbeer-Marmelade, Pferdelasagne oder Staubrattenauflauf wiederverwendet werden.
    Die einheimischen Ingenieure hatten sich diese intelligente Technik von fremden Zivilisationen abgeschaut, die Millionen von Lichtjahren entfernt waren, sodass man sich berechtigterweise die Frage stellte, wie man das in Erfahrung bringen konnte. Das war folgendem Umstand zu verdanken, dass oft der bloße Zufall bei wissenschaftlichen Geburten eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Genauso wie es Newton erging, als ihm der fällige Apfel kräftig auf den schweren Kopf fiel und er dadurch tiefe Einblicke ins Universum bekam, ergab es sich, dass eines Tages eine Ladung Frachtkisten vom Himmel direkt vor die Füße eines Müllentsorgungsfachmannes fielen, der über die perfekte Entsorgung radioaktiven Sondermülls nachgedacht hatte. Er begann sofort damit, mit seiner Akku-Flex die Container aufzuflexen, und entdeckte sonderbare Metallkisten, die versiegelt waren. Er nahm ohne Verzug seinen Periskop-Bolzenschneider und entfernte die Sicherheitsschlösser der Metallkisten. Darin befanden sich wiederum kleinere Porzellanfässer, wovon er eines zerschlug. Unter dem Scherbenhaufen entdeckte er viereckige Einweckgläser, die fein säuberlich in einer zähen schwarzen Masse steckten, der vermutlich übel mitgespielt wurde. Die Gläser selbst schienen aber leer zu sein. Er öffnete ein Glas und schaute hinein. Sein Verdacht hatte sich bestätigt. Es war leer. Dann hatte er plötzlich eine Idee, wie er seinen eigenen Müll loswerden konnte: genau auf diesem Weg, nur in die entgegengesetzte Richtung.
    So konnte nicht mehr nachvollzogen werden, wer genau damit angefangen hatte. Jedem Müllspezialisten wollte diese geniale Idee zuerst eingefallen sein. Aber im Prinzip war es unerheblich, ob nun zuerst die Andromedaner oder zuerst die Milchstrasianer die Probleme der Beseitigung dieses hochradioaktiven Sondermülls lösten. Wichtig war nur, dass endlich etwas geschah. Dadurch entstand ein reger Austausch von Einweckgläsern zwischen den Galaxien, die sich regelmäßig gegenseitig mit Plutonium und anderen radioaktiven Abbauprodukten beschossen, worüber sich auch keiner beklagen konnte, weil es eine klassische Win-win-Situation für beide Seiten war, wenn man einmal von der ätzenden Schlacke absah, die sich bei diesem Prozess bildete. Diese musste selbstverständlich fachgerecht und sehr aufwendig entsorgt werden.
    Dennoch wären fast alle Parteien zufrieden gewesen, wenn es nicht eine eingeschworene Wissenschaftsgemeinde gegeben hätten, die alles vergällte und felsenfest behauptete, dass diese „Selbstneutralisierungstheorien“ politische Augenauswischerei und vollendeter Blödsinn (Nonsens³+Geistiger Ausfall auf Bundesebene) wären. Die Wissenschaftler stellten die freche These auf, dass die Frachtcontainer und das Metall nach spätestens hunderttausend Jahren verrosten würden. Sie behaupteten dreist weiter, dass auch das härteste Keramikgeschirr nach circa dreißigtausend Jahren von kleinsten Staubpartikeln zerrieben werden würde und dass die Einweckgläser sich dann nach ungefähr zehntausend Jahren durch die Fliehkräfte verformen und zerplatzen würden. Am Ende würde nur noch das Plutonium übrigbleiben und durch die Weiten des Weltalls fliegen. Darum forderten sie, die Plutoniumverklappung endlich einzustellen und verlangten, dass die Zivilisationen andere Lösungsvorschläge für die „Endlagerfrage“ einbringen sollten. So entstand ein heftiger Wissenschaftsstreit, der schon Jahrmillionen währte und das Problem immer weiter zerredete, zerredete und zerredete, bis es nicht mehr da zu sein schien.
    Frau Alonis glitt wie eine Stachel-Eule geschmeidig über den steinigen Höhlenboden der Straßen von Ur-Gnomopolis. Die Wärmefelder der Abgase des yakkischen Silberpfeils waren mit dem Tele-Luftthermometer gut zu erkennen. Er hatte deutliche Spuren hinterlassen, als hätte man einen Elefanten durch einen Ein-Euro-Laden gejagt. Sie schwebte jetzt in den Viva-Wutze-Weg hinein und wurde immer langsamer. Angespannt suchte sie die Umgebung nach Auffälligkeiten ab. Sie flog den Weg vorsichtig entlang, weil sie wusste, dass Erek und

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