Der Fall Zamar (German Edition)
umzudrehen. Dieser Kerl war nicht so schnell, aber er würde nicht aufgeben.
Erstaunt über ihre Schnelligkeit, musste Balroso sich ganz schön ins Zeug legen.
Mit einem sauberen Schuss konnte er sie erledigen, aber sie war als bewegtes Ziel schon zu weit entfernt. Außerdem würde zu viel Aufsehen die Polizei sofort auf den Plan rufen, obwohl hier täglich Schießereien in den Straßen stattfanden.
Das ältere Ehepaar, welches Madea schon von Weitem sah, ging auf der anderen Straßenseite. Sollte sie die beiden Alten ansprechen? Konnten die Madea wirklich helfen? Sie glaubte nicht daran, dieser Wahnsinnige würde die beiden über den Haufen schießen.
Also lief sie vorbei.
Weiter rannte sie über die Brücke Richtung Zentrum. Da kam eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Nein, die konnte Madea nicht in Gefahr bringen.
Nicht nur die Autos rasten an ihr vorbei, sondern auch ihre Gedanken durch den Kopf. Für das Warum blieb keine Zeit, sie musste sich überlegen, wie sie lebend aus der Situation rauskam. Gleichzeitig fiel ihr ein, dass sie das neue Handy, welches sie in der Überstürzung zurücklassen musste, jetzt hätte gut gebrauchen können.
Eine Gruppe von Teenagern tänzelte über den Gehweg. Sollte Madea sich zwischen ihnen verstecken? Nein, das passte nicht.
Ein kurzer Blick über ihre Schulter nach hinten verriet ihr, dass der Kerl hartnäckig kämpfte und der Abstand nur minimal größer geworden war.
Wo war sie jetzt eigentlich? Die Straße kam ihr bekannt vor. Hier ging es zur Five-Point-Station, fiel es Madea wieder ein, dort waren immer eine Menge Menschen unterwegs, auch an einem Feiertag wie Thanksgiving. Nun überlegte sie nicht mehr lange, ob sie die vorbeikommenden Menschen ansprechen sollte oder nicht, denn ihr kam ein anderer Gedanke. An der Ecke zur Five-Point-Station gab es eine große McDonald’s-Filiale, in der sich immer dicht gedrängt die Menschen aufhielten. Und das Fast-Food-Restaurant hat immer geöffnet. Diese Idee ließ Madea nur noch schneller werden. Vielleicht schaffte sie es, so viel Abstand zwischen sich und dem Verfolger zu bringen, dass dieser nicht mehr sah, wie sie in dem Laden verschwinden wird.
Das gibt es doch nicht, dachte sich Balroso, dieses Miststück läuft jetzt noch schneller. Aber sein Ehrgeiz und sein Ruf, der durch ein Scheitern ruiniert werden könnte, trieben ihn an. Da ihm nun zu viele Leute entgegenkamen, steckte er seine Waffe unter seine Jacke. An seinem rechten Handgelenk sickerte das Blut durch den Ärmel, was ihn im Moment mit reichlich Adrenalin im Körper nicht störte, aber er wusste, dass seine Kraft bei größerem Blutverlust nachlassen würde.
Madea sprintete um die Hausecke in die nächste Straße und sah von Weitem schon das riesige „M“ prangen. Kurz bevor sie den Laden erreichte, blickte sie sich nach hinten um. Sie war knapp im Vorteil, er kam noch nicht.
Einige Personen schlenderten mit ihren McDonald’s-Tüten durch die Tür, und Madea hastete hindurch nach innen. Kurz blieb sie nach Atem ringend stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Wo konnte sie sich verstecken?
Da hinten in der Ecke. Dort standen mehrere Tische mit großen klobigen Clubsesseln herum, in denen jede Menge Personen saßen. In der äußersten Nische genossen zwei junge Männer ihre Burger. Sie steuerte den Tisch an. Schnell, dachte sich Madea. Ihr Herz und ihr Atem rasten wie wild.
„Entschuldigung, es tut mir leid, aber ich muss mich mal unter Ihrem Tisch verstecken, bitte.“ Madea nahm all ihren Mut zusammen, um die beiden anzusprechen.
Die beiden Männer sagten nichts, blickten sie nur verwirrt an.
„Da ist ein Irrer hinter mir her“, fügte sie hinzu.
Der eine zeigte wohlwollend mit der Hand unter den Tisch. „Bitte, wenn es hilft.“
Madea hockte sich so unter den Tisch, dass sie nicht gesehen wurde, aber dennoch durch einige Lücken der anderen Tische, Sessel und Stühle hindurchschauen konnte. Sie hatte das große Fenster im Blick. Irgendwie musste sie Dan erreichen, aber wie?
Da war der Kerl, er trug nun eine Sonnenbrille und ein Basecap. Das Gesicht war nicht zu erkennen.
Balroso blieb vor den großen Fenstern des Fast-Food-Restaurants stehen und blickte sich in der Gegend um. Er hielt sich sein rechtes Handgelenk umfasst. Dieses Weib könnte dort drinnen sein, dachte sich Balroso. Ebenso gut könnte sie in die U-Bahn Station gelaufen sein. Mist, er kochte innerlich.
Hatte er noch eine Chance, sie in der Menge zu finden? Aber
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