Der Fall Zamar (German Edition)
Aber der neueste Trend beim Verstecken solcher Fluchtmöglichkeiten vor Verhören ist neuerdings nicht mehr irgendwo im Mundwinkel oder irgendein hohler Zahn, sondern ein aufgesetzter falscher Fingernagel.“
„So ein Mist“, fluchte auch Daniel. „Im Wagen ist auch nichts zu finden.“
„Also los, dann weg hier“, sagte Walter nachdrücklich, „ehe die Polizei hier aufkreuzt.“
„Von diesen Typen könnten vielleicht auch noch welche auftauchen“, sagte Madea und half Walter, um sich bei ihr abzustützen.
„Ich denke eher nicht.“ Walter stöhnte kurz auf, als er die ersten Schritte tat. „Die wurden sicherlich als Nachhut von dem Waffentransport hier zurückgelassen. Sie sollten schauen, ob ihnen keiner nachschnüffelt. Bestimmt sollten sie auch die Matrosen im Auge behalten.“
Daniel nickte zustimmend. „Die 200 Dollar sind mit Sicherheit von dem Russen.“
Walter knickte immer wieder leicht ein. „Dan, vielleicht gehst du schon vor und holst meinen Wagen. Wir verstecken uns dort vorn hinter dem Lagerschuppen.“ Dan sprintete sofort los, als er den Autoschlüssel in der Hand hielt.
Nachdem sich Walter mit Madeas Hilfe bis hinter den Schuppen geschleppt hatte, kündigte sich durch stetig lauter werdendes Sirenengeheul die Polizei an. Das Tuch, welches Madea ihm um die Wunde gebunden hatte, färbte sich mehr und mehr rot. Walter musste zügig in ein Krankenhaus gebracht werden.
„Normalerweise haben wir bei der Firma ein Aufräumkommando“, presste Walter mühsam hervor, als sie verborgen auf dem Boden hockten. „Auch hier im türkischen Basisstützpunkt der CIA gibt es Leute, die solchen Tatort bereinigen. Aber es würde zu lange dauern, ehe die hier sind, da die Schüsse bestimmt irgendein Hafenarbeiter mitbekommen hat. Der Hafenmeister in seinem Büro auf jeden Fall. Und wie du hörst, war die Entscheidung, gleich abzuhauen, richtig.“ Er wechselte die Sitzposition. „Übrigens, das haben Sie hervorragend gemacht. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, mit Messern zu werfen?“
„Irgendwie fiel mir auf die Schnelle nichts anderes ein. Ich habe nun mal keine andere Waffe.“
„Ha, aber Messer trägt so eine junge Frau mal eben mit sich rum.“ Walter schmunzelte.
„Die Messer habe ich mir erst vor einer Stunde gekauft, sie sollten zur Verteidigung dienen, falls ich in eine Notsituation komme.“ Madea hielt kurz inne. „Ich wusste ja nicht, dass ich sie so schnell gebrauchen würde.“
Beide brachen das Gespräch ab, denn ein Auto näherte sich ihrem Versteck. Walters Jeep kam um die Ecke. Erleichtert half Madea dem Verletzten auf die Beine.
Wenige Minuten später fuhren sie die Straße entlang, die sie in Richtung US-Militärbasis brachte. Der gut ausgebaute Stützpunkt, der einige Kilometer außerhalb von Iskenderun lag, beherbergte auch ein Krankenhaus. Noch während der Fahrt erledigte Walter einige organisatorische Telefonanrufe, aus denen Madea entnahm, dass die beiden Agenten noch einige Informationen erhalten haben, bevor sie in die missliche Lage kamen.
Da Walter die Anrufe in türkische Sprache führte, verstand Daniel kein Wort, aber Madea alles. „Du willst also, dass Dan hinter den LKkws hinterherfährt?“, fragte Madea, als er gerade wieder ein Gespräch beendete. „Allein wird er das nicht können!“
Daniel, vorne am Lenkrad, runzelte die Stirn.
Walter ging gleich auf ihre Frage ein. „Natürlich soll er nicht allein fahren. Deshalb versuche ich auch gerade, Ersatz für mich zu bekommen. Ich bin im Moment verhindert, wie du siehst. Aber Augenblick mal, hast du etwa alles verstanden? Sprichst du Türkisch?“
„Nun, sicher nicht perfekt, aber … Meine Großmutter ist türkischer Herkunft.“
Trotz der Schmerzen zog ein Lächeln über Walters Gesicht. „Das ist ja hervorragend, dann kannst du ja mit ihm fahren. Es ist gerade nicht so einfach, einen Ersatz für mich zu finden.“
„Was? Madea soll mit mir fahren? Das können wir nicht machen, das wäre viel zu gefährlich“, gab Daniel zu bedenken. Er konnte Madea doch nicht weiterer Gefahren aussetzen.
„Gefährlich wäre, wenn du allein unterwegs sein würdest, da du kein Türkisch sprichst. Oder du müsstest wenigstens sechs Stunden warten, bis ein anderer Agent hier ist. Aber in der kostbaren Zeit wären die Lkws schon viel zu weit weg, um sie einzuholen. Und außerdem: Die junge Dame hier ist alles andere als ein Angsthase. Mutig, clever und tapfer wären die Worte, die man in ihrer
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