Der Fall Zamar (German Edition)
herausfinden, ob die Polizei schon von der illegalen Fuhre Wind bekommen hat oder nicht. Denn sollte die Polizei die Kontrolle plötzlich dort abbrechen und auf ihrer Umwegstrecke wieder aufbauen, so wusste Balroso, dass die Ordnungshüter informiert waren. Woher auch immer.
Also fuhr Mehmet wieder voraus, aber jetzt nur im gemäßigten Abstand von zehn Kilometern. Nach zweieinhalb Stunden waren sie wieder auf der normalen Straße. Sie kamen dort einfach nicht so schnell voran wie auf der Hauptstraße. Alles blieb ruhig, aber ein ungutes Gefühl setzte sich trotzdem bei Balroso fest.
Eine weitere Zeitverzögerung wird noch hinzukommen. Die ganze Nacht waren die Fahrer schon wach, halfen beim Verladen mit. Balroso blieb nichts weiter übrig, als eine große Ruhepause einzulegen, damit die Fahrer sich einem kurzen, krafttankenden Schlaf hingeben konnten. Auch Balroso musste einsehen, dass ihm übermüdete, unaufmerksame Fahrer überhaupt nichts nutzten. Und einen Fehler konnte und durfte sich kein einziger mehr erlauben. Der kleine Ausrutscher am Belenpass hatte alle Beteiligten schon genug Nerven gekostet. Sobald es wieder dunkel wurde, wollte er die Fahrer schlafen lassen. Karim und er würden derweil die Ladung bewachen.
Ein ganz anderes Problem raubte jetzt Balrosos Nerven. Vor etwa zwei Stunden hatte sich Templer gemeldet, sie folgten gerade zwei Typen, die im Hafen den Matrosen zu viele Fragen stellten. Er wies Templer an, er sollte die beiden Typen schnappen und zum Reden bringen, denn Balroso vermutete, dass es sich um Staatsdiener handelt. Man könnte die Schnüffler hervorragend ausfragen. Es wäre gut zu wissen, wer hinter ihnen her ist.
Aber jetzt wartete Balroso nach seinem Gefühl schon viel zu lange auf den vereinbarten Rückruf. Vielleicht war er nur zu ungeduldig. Sicher hatten sie noch keine günstige Gelegenheit. Eigentlich zeigten Templer und Colder treue Verlässlichkeit. Sie waren kaltblütig genug, um solche Jobs zu erledigen. Allerdings arbeitete der Verstand der beiden nicht so rege, Balroso musste ihnen oft genug die Richtung vorgeben.
Sollte Balroso es vielleicht wagen, Templer anzurufen? Eventuell haben die beiden noch nicht daran gedacht, ihn zu informieren und auf den neuesten Kenntnisstand zu bringen, was für den Italiener äußerst wichtig wäre. Er hatte das ungute Gefühl, dass nicht alles so glatt verlaufen wird, wie er und Pearson sich das vorgestellt hatten. Den größten Teil des geschäftlichen Unternehmens hatten sie allerdings schon geschafft, jetzt musste er noch die Ware abliefern und mit Hasan Al Bashirin, den er hoffentlich in einigen Stunden treffen wird, einen neuen und größeren Deal aushandeln. Nur deswegen hat Pearson diese Aktion mit der Irakerin gemacht, um die politischen Wirrungen zwischen der Regierung, den verschiedenen Glaubensbrüdern und den aus dem Krieg verbliebenen Amerikanern noch komplizierter zu machen. Balrosos Einschätzungen zufolge wird in dem Land wohl nie Ruhe einkehren, dafür sind die fanatischen Gotteskrieger viel zu todessehnsüchtig. Nur mit einer Waffe in der Hand oder einem Kilo Sprengstoff am Körper fühlen sie sich stark und sicher. Und so ist es auch für Pearsons Geschäfte am besten.
Er musste es riskieren. Bis jetzt war Balroso zuversichtlich, dass der Deal klappen wird.
Die Nummer von Templer hatte er im Kopf, wie alle seine Telefonnummern. Jeder, mit dem Balroso zusammenarbeitete, durfte keine Informationen auf seinem Handy haben. Der Speicher musste so leer wie ein ausgedörrtes Flussbett in der Wüste sein. Er hatte ihnen eingebläut, jede Anrufinfo und jede SMS sofort zu löschen. Er tippte die Ziffernfolge in sein Telefon. Nach fünf Klingelzeichen wurde die Verbindung hergestellt.
„Ja?“, hörte Balroso in englischer Sprache. Das klang nicht wie Templers oder Colders Stimme. Mist!
Nach einigen Sekunden folgte ein zweites „Ja?“. Der Italiener legte sofort auf und warf wütend das Telefon auf den Boden der Fahrerkabine. Der türkische Fahrer sah ihn verwundert an.
„So eine Scheiße!“, fluchte er. „In der nächstgrößeren Ortschaft halten wir an. Ich muss mir ein neues Telefon besorgen.“ Die zwei Teile des Telefons hob er vom Boden auf und warf es aus dem Fenster. Was ist mit Templer und Colder passiert? Sind die etwa mit den zwei Schnüfflern nicht fertiggeworden?
40.
Die Werkstatt von Sefa Erkan, zu der Daniel und Madea unterwegs waren, lag im Norden von Iskenderun. Walter hatte ihnen
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