Der Fall Zamar (German Edition)
Mit einem Poltern wurde der Hafenmeister zu Boden gestoßen.
Walter riss nach hinten die Tür auf, schaute flüchtig nach links und rechts auf den betonierten Hinterhof. Da standen große Müllcontainer, aufgestapelte Boote und auch ein Gabelstapler. Die ersten drei Schüsse aus einer Pistole zischten den Flur entlang. Ganz überblicken konnte er den Hof nicht, aber ein anderer Weg blieb den beiden Agenten im Moment sowieso nicht, denn der Flur bot keinerlei Deckung.
„Raus hier!“, rief Daniel.
Sie stürmten hinaus. Sekunden später hörten sie schon die schweren Schritte des Verfolgers im Flur. Der nächststehende große Müllcontainer sollte ihnen Deckung geben. Aber sie kamen keine drei Schritte weit. Ein weiterer groß gebauter Mann stand ihnen im Weg. Dieser hielt in beiden Händen eine Pistole und zielte direkt auf Walter und Daniel.
Madea lenkte ihren Leihwagen auf den holprigen Parkplatz der Hafenarbeiter. Hier entdeckte sie nur billige, beulenübersäte Kleinwagen. Ihr blauer Ford fiel zwischen den anderen Autos jedenfalls nicht auf. Der Platz lag zwar an der einigermaßen belebten Hauptstraße oberhalb des Hafengeländes, dennoch wollte Madea ihren Rucksack nicht im Ford lassen. Zu groß war die Gefahr, dass Langfinger ihren Rucksack klauen könnten. Zu wertvoll war für Madea der Inhalt, ohne ihren Pass und das Geld war sie aufgeschmissen. Außerdem befanden sich ihre gerade gekauften Messer darin.
Eine Straße führte Madea in Richtung Wasser. Zu beiden Seiten des Weges stapelten sich Container. Aber auch Schrottberge sah sie. Madea schaute sich um, sie suchte nach einem Hinweisschild zum Hafenmeister. Linksseitig beobachtete sie einen Verladekran, der einen Container auf ein Schiff hievte.
War es vielleicht der Frachter, den sie suchte? Ihr schossen einige Gedanken durch den Kopf. Bestimmt nicht. Jeden Tag kommen hier Schiffe an und …
Ein Gabelstapler raste an ihr vorbei. Ein großer Lkw bog in die Hafenstraße, fuhr staubaufwirbelnd an ihr vorüber. Nun sah sie das vergilbte Hinweisschild zum Hafenmeister.
Madea ging vorbei an Lagerschuppen, neben denen große Fischkutter auf dem Trockenen lagen, Unmengen von Holzstapeln, weiteren Schrottbergen und Containern. Als sie an dem Stapel umgekippter alter Boote vorbeikam, sah sie jetzt ein Gebäude, von dem sie annahm, dass dies die Hafenmeisterei sein könnte. Sie kam seitlich auf die Baracke zu. Auf dem großen Hof neben dem Gebäude standen zwei Fahrzeuge, fünf Müllcontainer und etliche aufgestapelte Kisten.
Kaum dass sie den Holzstapel umrundet hatte und den Hof erblickte, hörte sie drei Schüsse. Augenblicklich blieb Madea stehen, ihr Herz hämmerte wild gegen die Brust. Sie vernahm den nächsten Schuss. Was war hier los? Instinktiv huschte sie hinter ein Auto. Was sollte sie jetzt tun? Das Sicherste wäre eine Flucht, und sie käme später wieder hier her.
Aber Madeas Neugier siegte. Sie lugte vorsichtig hinter dem Fahrzeug hervor, kein Mensch war zu sehen. Die Schüsse kamen vom hinteren Teil des Gebäudes. Also kroch Madea weiter verborgen hinter den Autos entlang. Adrenalin schoss ihr durch den Körper und sie fragte sich selbst, was sie eigentlich vorhatte.
Schwach vernahm sie jetzt eine tiefe Stimme. Sie umrundete mutig zwei Kistenstapel, bis sie einen Teil des Hinterhofes und vier Männer sah.
Erschrocken erkannte Madea, dass Dan einer der Gefangenen war. Was sollte sie jetzt tun? Für einige Sekunden schloss sie die Augen und überlegte. Sie konnte Dan doch nicht den Bastarden überlassen. Sie war eindeutig im Vorteil, niemand wusste, dass sie hier war.
Schnell überblickte sie die Lage. Der Mann neben Daniel, der ebenfalls die Hände hinter dem Rücken hielt, musste Walter sein. Die beiden fremden Kerle hatten Pistolen in der Hand. Und was hatte sie aufzuweisen? Vier einfache Küchenmesser! Im gleichen Moment fielen ihr aber Mikes Worte ein: Jeder Feind lässt sich ablenken, um dann seine wunde Stelle zu offenbaren. Es gibt immer die Chance, eine Ablenkung auszunutzen, man musste nur mutig genug sein. Oder, fügte sie gedanklich hinzu, es blieb einem keine andere Wahl.
Also gut. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Ihr Herz raste wie nach einem absolvierten Hundertmetersprint. Sie huschte geschwind wieder hinter die zwei Fahrzeuge und zerstach mit einem ihrer Messer die Reifen von der Seite, auf der Madea sich versteckt hielt. Kräftig musste sie zustechen, damit die Luft aus den Reifen zischte. Bestimmt waren
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