Der Fall Zamar (German Edition)
anhörte, kam näher an das Telefon heran. „Es gibt auch noch ein weiteres Argument. Walter, mein Kontaktmann, wurde bei einem beschissenen Unternehmen am Bein verwundet. Die Schussverletzung muss erst einmal operiert werden. In dem Zusammenhang muss ich auch erklären, dass Madea uns bei dieser Aktion aus der Klemme geholfen hat. Sie verdient tausend Auszeichnungen.“
„Hm, das war dann also richtig mutig?“ Thompson musste seine Gedanken ordnen.
„Oh ja, das war sie. Und da diese junge Dame auch noch akkurat die türkische Sprache beherrscht, hat Walter gemeint, sie solle an seiner Stelle mitfahren. Würde ich auf einen Ersatz für Walter warten, würden uns wertvolle Stunden verloren gehen. Walter hat telefonisch alles organisiert, in einer halben Stunde werden wir einen Geländewagen samt Ausrüstung erhalten. Und für Madea gibt es eine Legitimierung als Ärztin und Dolmetscherin.“
„Oje, die Sache wird immer verrückter.“ Man hörte Thompson durchs Telefon, wie er tief Luft holte und mit einem langgezogenen Ausatmen wieder rausbrachte. „Wenn niemand erfahren soll, dass sie dort sind, Miss Zamar, dann müsste ich jetzt einen guten Grund finden, meine Leute bei der Suche nach Ihnen zu stoppen. Die halten nämlich in sämtlichen Passagierlisten aller möglichen Verkehrsmittel nach Ihrem Namen Ausschau. Reine Routine, versteht sich. Sonst stößt doch noch jemand auf ihren Namen.“
Madea legte schnell ihren Zeigefinger auf ihren Mund und zeigte Dan damit an, er solle nichts über ihren anderen Pass sagen. „Das wäre schon gut“, sagte sie schnell. „Dann bleibt es erst einmal unser Geheimnis.“ Sie wollte Thompson nichts von einem falschen Dokument erzählen, jedenfalls im Moment noch nicht.
„Geheimnis ist gut! Oh Gott, worauf lasse ich mich denn da wieder ein. Hoffentlich überlebe ich das bis zu meiner Pensionierung.“
„Gott wird Ihnen dabei helfen und wir auch“, gab Madea sich optimistisch.
„Wo wir schon mal von Gott sprechen, heißt das also, ich habe deinen Segen?“, fragte Dan.
„Offiziell weiß ich von nichts. Aber du brauchst auch noch die Unterstützung per Satellit.“
„Das wäre nicht schlecht.“
„Wir bekommen erst wieder in etwa einer Stunde Bilder vom Satelliten, dann müssen wir die Lkws erst einmal finden.“
„Sucht alle Straßen ab, die in den Irak führen“, sagte Dan überflüssigerweise.
„Das kann eine Weile dauern. Lass dein Telefon so lange an, ich schicke dir eine Nachricht, sobald wir die Lkws gesichtet haben. Viel Glück!“
„Bis bald.“ Dan trennte die Verbindung.
Fünf Minuten später erreichten sie die übersichtliche Werkstatt von Sefa Erkan. Einen Mitarbeiter in Arbeitsoverall sahen sie auf dem Hof. Das Gesamtbild des Geländes ließ den Eindruck zu, dass das Geschäft sich gerade so über Wasser hielt. Aber die Annehmlichkeiten des Lebens verdiente sich Erkan mit Walters Wunschzettelerfüllungen. Dieses Versorgungslager für Walter und noch zwei weitere Agenten besteht nur deshalb, weil es auf türkischem Boden offiziell keine CIA-Agenten geben soll. Erkan war ein freier Mitarbeiter des Informationsbeschaffungsdienstes. Zwischen alten Fahrzeugen wurden Dan und Madea von dem Inhaber begrüßt. Daniel schätzte den großen, kräftig gebauten Mechaniker auf etwa 30 Jahre. Seine wandernden Blicke verrieten wache Intelligenz.
„Walters Freunde sind auch meine Freunde. Kommt, fahrt das Auto gleich hier in die Werkstatt. Es muss nicht jeder sehen, dass ihr hier seid.“
Als Dan den Wagen abstellte, schloss Erkan das Tor hinter ihm. Im Raum nebenan, ebenfalls mit verschlossenem Tor, führte der Türke die beiden zu einem Land Rover Defender.
„Das ist euer Wagen. Von Ihnen, junge Dame, brauche ich noch ein Foto, damit Sie auch eine echte Ärztin sind.“
Der Datenfluss ging aber zügig, dachte sich Madea. „Kein Problem. Ich sollte vielleicht einen anderen Hidjab auf dem Foto tragen. Ich habe aber nur noch den einen.“
„Das mit dem Wechseln des Tuches ist gut. Dort hinten im Fahrzeug liegen noch zwei.“
Madea suchte sich eines von den Tüchern heraus, während Daniel die Ausrüstungsgegenstände inspizierte. Sie ging mit Erkan in einen anderen Raum, und Dan sah sich die Waffen an. Diese lagen in einer Luke unter dem Laderaum. Nicht schlecht, dachte er. Sechs Handgranaten, zwei Sig Sauer P226, eine Heckler & Koch MP5 und ein Scharfschützengewehr HK MSG90, welches über eine hohe Genauigkeit auf weiter Schussdistanz verfügt.
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