Der Fall Zamar (German Edition)
Außerdem befand sich auf der Ladefläche noch ein Nachtsichtgerät, Taschenlampen, Seile, Decken, eine Rot-Kreuz-Flagge, eine Tasche mit erweitertem Sanitätsmaterial, ein 12-Volt-Ladekabel fürs Handy, Kekse, Müsliriegel und Wasserflaschen. Das jedenfalls konnte er erst einmal überblicken. Neben dem Fahrersitz lag noch ein Navigations- und GPS-System.
Einige Minuten später holte Madea aus Walters Fahrzeug die beiden Rucksäcke und verstaute sie in dem Defender.
Daniel schaute sie an. „Du weißt aber, dass es ein Fehler sein kann. Überlege es dir vielleicht noch einmal, es kann gefährlich werden.“
„Sicherlich kann es gefährlich werden“, sagte Madea nun mit nachdenklicher Mine. „Aber werden die Waffen in meine Heimat gebracht und sind unter den Leuten verteilt, kann es genauso gefährlich werden, und zwar für alle. Ich weiß auch, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, wenn wir diese Waffenlieferung stoppen könnten. Aber ich habe dann wenigstens einen kleinen Beitrag zu Demokratie-, Freiheits- und Friedenslösungen getan. Die Menschen in meinem Land lernen nur schwerfällig, die Waffen aus der Hand zu legen und mit Worten zu kämpfen. Und das mit dem Fehler kann man auch anders sehen. Manchmal muss man einfach ein Risiko eingehen und seine Fehler unterwegs korrigieren.“
Erkan kam zur Tür herein. „So, da haben wir die Bescheinigungen, die ihr braucht.“
Daniel nahm den Pass von Madea. Er schaute darauf. „Raja Assnar?“
„Raja war der Name meiner Schwester“, sagte sie bedrückt.
„Gut, dann ...“, Dan sprach nicht weiter, er packte die Pässe und Papiere ins Handschuhfach, „dann lass uns jetzt einfach losfahren.“
Erkan hatte noch einen Beutel voll frisch duftender Fladenbrote und gebackenen Hühnerfleisches geholt. „Für den ersten Hunger.“
Madea nahm das Essen dankend entgegen, als ihr gerade noch etwas einfiel.
„Ich habe da noch eine kleine Bitte“, wandte sie sich an Erkan. „Im Auto sind zwar reichlich Waffen, mit denen ich aber nur schwerlich zurecht kommen würde. Mit Messern kann ich viel besser umgehen. Hast du nicht eventuell zwei oder drei, die du mir geben kannst?“
Erkan lächelte: „Als ob das ein Problem wäre.“ Er verschwand kurz und kam nach einer Minute mit einem Satz von vier kurzen Wurfmessern zurück. „Sind diese die richtigen?“
„Oh ja, die sind sehr gut.“
„Vielen Dank noch mal.“ Dan und Madea verabschiedeten sich von Erkan.
„Ich wünsche euch viel Glück“, sagte er, bevor er das Garagentor öffnete.
Daniel und Madea fuhren mit dem Defender vom Hof und reihten sich in den Fluss des Verkehrs auf der Hauptstraße.
So viel angestaute Frustrationen hatte Mario Balroso schon lange nicht mehr ertragen müssen. Erst kamen sie mit der Lieferung durch zig beschissene Ärgerlichkeiten nicht so schnell voran, wie er gedacht hatte, und dann kam noch die Widrigkeit mit den zwei Hohlköpfen in Iskenderun dazu. Hatte er etwa die falschen Leute mit der Aufgabe betraut? Nun, so sehr viel Auswahl hatte er sowieso nicht gehabt. Er musste jetzt davon ausgehen, dass den beiden nicht mehr zu helfen war. Inständig hoffte er, dass sie tot waren und nicht, lebendverliebt und todesscheu, sich der Polizei hingaben. Nur deshalb musste er sich ein neues Telefon kaufen. Er wusste, wozu die amerikanische Überwachungsbehörde NSA in der Lage war. Weltweit die Leute auszuhorchen und zu lokalisieren, sobald man in irgendeinem Kommunikationsnetz hängt, ist für diesen Verein kein Problem.
Die D-400 hatten sie gerade erst verlassen, und die Straßen wurden nun noch schlechter. Das hieß also, sie kamen noch langsamer voran, was nicht gerade aufbauend wirkte. Außerdem hat sich Balroso vor einer Stunde dafür entschieden, den Tross zu teilen. Er fuhr mit den beiden ersten Lkws voraus, im Abstand von zehn Kilometern folgten die nächsten zwei, wiederrum zehn Kilometer später kamen die beiden letzten. Sie hielten Kontakt mit den Handys, wobei nur Codewörter benutzt werden sollten. Weiterhin änderte er Mehmets Aufgabenfeld. Er fuhr mit dem Geländewagen nicht voraus, sondern hinterher. Balroso hatte ihm Karim mit ins Fahrzeug gesetzt als ein zweites Paar Augen und Ohren. Sie sollten nun nach hinten alles absichern.
Im Moment durchquerte eine ganz andere Frage seine grauen Zellen. Wer war hinter ihnen her? Wer war ihnen schon so dicht auf den Fersen? Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Die letzten Deals verliefen alle immer
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