Der Fall Zamar (German Edition)
anderer stand auf der Treppe, nur fünf Sitze entfernt.
„Ich denke, wir sind am Ende der Vorlesung angelangt.“ Baker nestelte an seinen Aufzeichnungen herum. „Ich danke Ihnen fürs Zuhören.“ Er verließ die Bühne, der Geräuschpegel stieg durch laute und erregte Gespräche.
Die Wachleute zogen Madea am Arm. „Lassen Sie mich los!“, spielte sie die Verärgerte.
Als Wisser des Hintergrunds entgingen Balroso weder Bakers Reaktionen auf Zamars Fragen noch ihre Inszenierung dieser Show. Das FBI stand Baker also schon auf den Füßen.
Irritiert erhoben sich nun die ersten Studenten von ihren Sitzen. Deshalb sprang Balroso sofort auf, um mit einer der Ersten zu sein, die den Saal verließen, da er sonst womöglich im Stau stecken bliebe. Er sah, wie Zamar von den Wachleuten festgehalten wurde. Die Gelegenheit war günstig, er brauchte den Inhalt seines Geigenkastens.
„Ich gehe schnell zu Baker und nehme ihm das Mikrofon ab.“ Mit den Worten verschwand Daniel wieder in Richtung Bakers Vorbereitungsraumes.
„Sie war klasse“, sagte Malcolm. Er zeichnete alle Geräusche von Bakers Minimikrofon auf.
Thompson nickte zustimmend. „Lass uns erst mal horchen, was Baker weiter anstellt.“
Einige Sekunden später vernahmen sie Daniels Stimme: „Einen Moment, Mister Baker, ich nehme Ihnen das Mikro wieder ab, dann sind Sie wieder ganz allein. Was es aber auch für unverschämte Leute gibt. Was die Jugend sich heutzutage herausnimmt, solche Lügen in die Öffentlichkeit zu posaunen.“
„Hm“, murrte Baker zornbebend.
„Jetzt hab ich’s. Also, bis bald.“ Man hörte die Geräusche einer zuschlagenden Tür.
Daniel betrat wieder den Horchposten von Thompson und Malcolm. Alle lauschten.
„Es hört sich an, als kippe er sich ein Getränk ins Glas. Dem kurzen Kippen nach zu urteilen, wird es ein Whisky oder so etwas Ähnliches sein.“ Das Glas wurde geleert, dann schenkte er sich nach. Im nächsten Augenblick hörten die Zuhörer leise Signaltöne eines Telefons.
„Pearson?“, fragte Baker leise. Er öffnete sich selbst die Gefängnistür.
„Ja“, kam die Antwort. Da das Mikro ideal platziert war, hörte man auch die Telefonstimme.
„Was ist da im Irak schiefgelaufen?“, fragte er panisch flüsternd. „Hier gibt es eine Studentin, die von einer illegalen Waffenlieferung in den Irak spricht, in aller Öffentlichkeit.“
„Beruhige dich. Wir sollten nicht übers Telefon miteinander sprechen. Ich weiß nicht einmal, was du gerade treibst“, log Pearson.
„Die Frau eben hat mir dumme Fragen gestellt“, sagte Baker zusammenhanglos. „Ich meine auch, die schon mal gesehen zu haben.“
„Ich werde ermitteln lassen, wer diese Frau war, damit es dich beruhigt.“
„Ja, schaff mir die vom Hals. Irgendwie läuft hier etwas schief.“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Pearson lapidar. „Wir könnten uns in einer halben Stunde treffen, dann kannst du mir alles erzählen.“
„Also gut. Wo treffen wir uns?“
„Darüber muss ich kurz mal nachdenken. Ich werde dir in ein paar Minuten eine SMS schicken, dann kannst du dich ins Auto setzten und zu mir kommen.“
„Okay, ich warte.“ Er legte auf.
Thompson sah Monroe an. „Hat uns die Sekretärin etwas vorgemacht, oder weiß sie es nicht besser? Ist Pearson noch hier in der Stadt?“
Daniel schüttelte leicht den Kopf. „Wenn Pearson ahnt, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind, dann ist es für ihn zu riskant, in der Stadt zu bleiben.“
„Seinem Reden zufolge ist er aber hier in der Stadt“, meinte Jack nachdenklich. „Irgendetwas passt hier nicht.“
Balroso stieg mit dem vermeintlichen Geigenkasten in die vierte Etage. Da befanden sich Büros und Abstellräume. Es hielten sich nur wenige Leute dort auf. Das große lichtdurchflutete Atrium erstreckte sich über alle Etagen des Hauses und bot von jeder Etage einen Blick in das Untergeschoss. Die Ausgangstüren des großen Saales, in dem eben noch der Vortrag Bakers zu hören war, konnte Balroso von oben gut einsehen. Er hoffte, dass die Wachleute mit Zamar erst zum Schluss den Saal verließen.
Gerade, als er sich hinter eine großblättrigen Pflanze hocken wollte, spürte er das Vibrieren seines Telefons in der Tasche. Balroso las die kurze SMS: „Was ist dort los? Unser Freund B. ist unhaltbar. Bist du in der Nähe?“ Sofort schickte er eine Antwort: „Ja, bin im Haus.“ Wenige Sekunden später kam die Anweisung: „Kündige ihm die Freundschaft, ich
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