Der Fall Zamar (German Edition)
Ansturm von Fragen der anderen Studenten verstreichen. Weitere 25 Minuten vergingen.
Jetzt fand sie eine geeignete Lücke: „Der wechselseitige Einfluss der Politik in der Wirtschaft ist besonders spürbar, wenn es um Militäreinsätze geht, um Milliardenaufträge. Es gibt ein Für und Wider unter den Politikern der USA, sie können sich nicht entscheiden, ob sie den Einsatz von US-Soldaten im weit entfernten Ausland gutheißen sollen oder nicht. Davon hängt nicht nur die Außenpolitik des Landes ab, sondern auch eine gute Umsatzquote in vielen amerikanischen Rüstungsfirmen. Hinter vorgehaltener Hand gibt es Leute, die behaupten, ein bisschen Krieg ist immer gut. Wie stehen Sie zu dieser Thematik?“
Wie alle im Saal schaute auch Balroso zu der Person, die sich vom Platz erhob und die Frage stellte. Bei Madeas Anblick war er sichtlich überrascht. Sehr gut, sagte er gedanklich zu sich, da läuft der Haase von ganz allein vor die Flinte.
Baker überlegte kurz. Bevor er sprach, trank er wieder von seinem Wasserglas.
„Natürlich kann man einen Krieg nicht gutheißen, aber manchmal ist er unumgänglich, wenn anders keine Lösung zu finden ist. Wenn unserer Land in einem Militäreinsatz ist, wird mehr Ausrüstungsmaterial gebraucht. Das lässt sich nicht verleugnen. Aber deshalb wird keiner mit Absicht einen Streit mit einem anderen Land anfangen. Das ist und kann nicht das Ansinnen eines Volksvertreters sein. Auch ich wünsche mir friedliebende Zeiten.“
Madea stellte gleich ihre nächste Frage. „Warum hat die Regierung eigentlich noch keine besseren Gesetze zustande gebracht, damit die Kontrollen um die illegale Waffenausfuhr verstärkt und dadurch verhindert werden?“
Bakers Gesichtsausdruck wurde frostig. Am liebsten wäre er gegangen, aber er war klug genug, um zu wissen, dass er antworten musste. „Wieso fragen Sie, junges Fräulein? Sind die Gesetze nicht ausreichend?“
„Scheinbar nicht“, schloss Madea gleich an. „Im Irak wurde vor Kurzem eine große Ladung Waffen einer amerikanischen Firma an einen Waffenhändler illegal geliefert. Da kann irgendetwas mit den Kontrollen hier im Land nicht klappen.“
Man hörte leises Getuschel in den Zuhörerreihen. Unruhe erfasste den Saal. Balrosos Blick verdüsterte sich. Was hatte die Irakerin vor? Er schaute sich unauffällig um und entdeckte die zusätzlichen Kleinstkameras. Es gibt noch mehr Zuschauer, ging es ihm durch den Kopf.
Baker überlegte krampfhaft, ob er sie schon einmal gesehen hatte. Was geht hier vor sich? „Der Staat versucht in jeder Hinsicht, das Optimalste anzuwenden, um illegale Waffenlieferungen zu verhindern.“ Bakers Stimme durfte jetzt keine Schwäche zeigen, sie musste fest und unerschütterlich klingen. „Natürlich kann es immer mal passieren, dass irgendwelche“, Baker stockte etwas und suchte nach dem passenden Wort, „Verbrecher die Schwachstellen der Gesetze ausnutzen.“ Er nahm wieder sein Wasserglas zur Hand.
„Sollte die Regierung diese Gesetze nicht überarbeiten, wenn sie merkt, dass diese nicht so wirksam sind, wie gedacht? Viele Menschen fragen sich, wie nicht registrierte Waffen amerikanischer Firmen in den Nahen Osten kommen.“
Im Saal wurde es erregter. Madea entging nicht die Positionierung von Sicherheitskräften auf der Treppe.
„Sicher, wenn es sein muss, sollte das Land den Gesetzestext überarbeiten.“ Die Antwort klang leicht patzig. „Junge Frau, ich denke, andere Teilnehmer haben auch noch Fragen.“
„Könnte sein“, fuhr ihm Madea keck über den Mund, „aber erst will ich noch wissen, warum im Staat Georgia selbst nicht schärfere Kontrollen angewendet werden, wo hier nicht zum ersten Mal illegale Lieferungen verschifft wurden.“
„Wie kommen Sie darauf?“ Er klang nun erregter. „Das ist eine kühne Behauptung.“
„So ist es aber.“ Die Sicherheitskräfte kamen näher, während es im Saal lauter wurde.
Ein anderer Student rief dazwischen. „Nun sagen Sie schon, entspricht es der Wahrheit?“
„Junges Fräulein, ich denke, diese Diskussion weicht enorm vom Thema ab.“ Baker fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er schaute nach rechts, wo einer seiner Bodyguards stand. Mit einem unmerklichen Kopfnicken deutete er ihn an, die Studentin fortzuschaffen. Sofort sprach der Personenschützer dezent in ein kleines, am Kragen befestigtes Mikrofon.
„Geben Sie doch bitte eine Antwort“, drängte Madea. Sie sah einen Wachmann sich durch die Reihe von rechts nähern. Ein
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