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Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
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nun musste er gegen den Strom angstvoller, nach draußen fliehender Studenten ankämpfen.
     
    Die Zufriedenheit über den passgenauen Schuss ließ kurz ein hämisches Grinsen über Balrosos Gesicht huschen. Mit flinken Handgriffen zerlegte er die Waffe und verstaute sie wieder im Geigenkasten. Schnell überprüfte er den korrekten Sitz des Bartes. Alles klar. Augenblicke später schlenderte er über den Flur in Richtung Atrium, während von draußen immer lauter werdendes Sirenengeheul erklang. Eigentlich sollte er wissen, dass es besser war, schleunigst zu verschwinden, aber dafür lag die Chance, Madea Zamar auch gleich zu erledigen, viel zu nahe. Das wollte er sich nicht nehmen lassen. Bei diesem Gedanken kam sein Blut in Wallung, und er beschleunigte eher unauffällig seinen Schritt, denn irgendwo in diesem Haus musste das Weib noch sein.
    Am Atrium angekommen, schaute Balroso über das metallene Geländer hinunter bis zu den Ausgängen des Saales. Etwa 200 junge Leute tummelten sich noch vor den Türen. Lässig an der Brüstung stehend und dennoch hastigen Blickes, suchte er nach Zamar.
    Daniel stürmte das Treppenhaus empor. Doch in der dritten Etage blieb er abrupt stehen. Leichte Panik beschlich ihn. Wenn dieser Schütze wirklich der Italiener ist, und wenn er Baker die ganze Zeit beobachtet hat, dann hat er mit Sicherheit auch Madea entdeckt. Sofort kehrte er um und rannte, gleich zwei Stufen auf einmal nehmend, in die unterste Etage.
    „Wo ist Madea?“, schrie er fast in sein Mikrofon. „Sie ist in Gefahr.“
    „Sie muss jeden Augenblick aus dem Saal mit den beiden Sicherheitsbeamten kommen“, sagte Malcolm. „Auf dem Bildschirm sehe ich nur noch sechs Leute im Saal. Sie sind die Letzten, die den Raum verlassen.“
    Thompson organisierte telefonisch alle polizeilichen Einsatzkräfte heran, um das Gebäude abzuriegeln, damit ihnen der Schütze nicht entwischte.
    In der unteren Etage angekommen, sah er über die lärmende Menschenmenge hinweg und entdeckte nun Madea an der Saalausgangstür, flankiert von zwei Wachmännern. Sie sprach mit den beiden. Daniel rief ihren Namen, doch es war einfach zu laut. Es könnte zu spät sein, wenn er sich bis zu ihr durchkämpft.
    Sein Blick streifte über die oberen Etagen bis zum gläsernen Dach dieses Atriums. In der Mitte dieses Daches hing eine riesige Traube roter, blauer und weißer Luftballons. Das Seil, an dem diese hingen, verlief über eine Laufrolle zu einem der Pfeiler und ging bis in die zweite Etage hinunter. Dort war aufgewickelt der Rest des Seils an einer Befestigung. Plötzlich gewahr Daniel das Aufblitzen eines metallischen Gegenstandes in der vierten Etage. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde. Er schaute genauer hin. Dort hingen breitblättrige Pflanzen über dem Geländer. Jetzt sah er es noch einmal, und sofort wurde ihm klar, dass es der Schütze sein musste.
    So zog Daniel seine Waffe aus dem Hosenbund und suchte nun krampfhaft ein weiteres verräterisches Zeichen. Aber der Schütze zeigte sich nicht mehr. Alles spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab. Die ersten Studenten sind auf seine Waffe schon aufmerksam geworden und schrien vor Aufregung. Kurzentschlossen zielte er nun auf die Halterung mit dem Seil. Zwei Schüsse gab er kurz hintereinander ab. Im nächsten Moment löste sich das Seil und die Ballons schwebten herunter.
    Balroso hatte zu lange gezögert. In dem Moment, als er schießen wollte, kamen die Luftballons von oben. Jemand versaute ihm diesen genugtuenden Augenblick. Er visierte nach wie vor das Weib an, er schoss einfach und hoffte, dass sie sich nicht fortbewegt hatte. Aber der eine Schuss war ausreichend. Viele Leute schrien vor Panik.
    Zwischen der großblättrigen Pflanze kauernd, baute er flink seine Waffe wieder zusammen und schmiss die Teile in den Geigenkasten. Dann trat er auf den Flur und schritt in die entgegengesetzte Richtung des Treppenhauses. Von dem immer größer werdenden Lärm beunruhigt, kamen nun mehrere Sekretärinnen aus ihren Büros, zwei Putzfrauen aus den Toiletten und einige Lehrkräfte aus den Vorbereitungsräumen, die auf dieser Etage beherbergt sind.
    „Was ist dort los?“, fragte jemand.
    „Dort wurde geschossen“, sagte Balroso, „wir sollen den Notausgang benutzen.“ Die etwa 25 Personen eilten nun zum Notausgang.
    Der Schock raste durch Daniels ganzen Körper, als der Schuss fiel. Er steckte seine Waffe wieder in den Hosenbund und rannte zu Madea. Die zwei Wachmänner knieten am

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