Der Fall Zamar (German Edition)
möchte ihn nicht mehr sehen.“ Balrosos Antwort lautete: „Ich schicke ihn jetzt nach Hause. Ende.“ Hatte der nervöse und gereizte Baker Pearson etwa um Hilfe angefleht?
Er schnappte sich den Geigenkasten und eilte in der Etage nun den langen Flur entlang. Ein älterer Herr mit Dokumenten kam ihm entgegen. Balroso grüßte ihn freundlich beim Vorbeigehen. Er musste sich einen Raum zur Haupteingangsseite suchen, in dem keine Leute waren, und das ziemlich schnell, sonst verpasste er die Gelegenheit.
Derweil rief Pearson wieder bei Baker an, obwohl er die Gefährlichkeit dieses Anrufes kannte. Er wusste natürlich, dass es überall Zuhörer gab. Dennoch hoffte er, dass das FBI seine Ohren nicht überall gleichzeitig haben konnte. Und wenn, dachte er sich, es sollte das letzte Gespräch mit Baker werden. Ganz wohl fühlte er sich bei der Sache zwar auch nicht, aber das Wichtigste war jetzt die Beseitigung des Vizegouverneurs, damit er nicht quatscht.
Nach dem ersten Klingeln nahm Baker das Gespräch an. „Ja?“
„Also gut. Geh jetzt raus und fahre in das Restaurant, wo wir uns das letzte Mal getroffen haben. Ich werde 20 Minuten später eintreffen, damit es unauffällig bleibt. Verstanden?“
„Ja. Wir müssen unbedingt über …“
„Nicht hier am Telefon“, unterbrach ihn Pearson bestimmend. „Verhalte dich ruhig. Bis gleich.“ Das Gespräch war beendet. So ein Narr, dachte sich der Waffenproduzent.
An drei Türen hatte Balroso nun schon sein Glück versucht, alle waren verschlossen. Kurz sah er auf seine Armbanduhr, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Auf dem Schild an der nächsten Tür stand „Nur für Personal“. Sie ließ sich nicht öffnen. Flugs holte Balroso einen flachen, schmalen, metallischen Gegenstand aus seiner Jacke, um die Tür zu öffnen. Im Abstellraum standen technische Modelle von verschiedenen Motoren in den Metallregalen, kein Mensch war zu sehen. Er eilte zum Fenster, schräg unten sah er die Limousine des Vizegouverneurs. Fix nahm er aus dem geöffneten Geigenkasten die einzelnen Teile seines Präzisionsgewehrs heraus und setzte es mit geübten Handgriffen zusammen. Nur einen schmalen Spalt brauchte er das Fenster zu öffnen, das reichte ihm vollkommen aus.
Augenblicke später kam Baker im Kreis von vier Bodyguards heraus. Balroso hatte ihn im Visier. Ihm bot sich die Gelegenheit für nur einen Schuss, der musste sitzen, denn danach würden die Personenschützer sofort reagieren.
„Das passt ganz und gar nicht“, erregte sich Daniel. „Haben wir Pearsons Standort?“
„Er ist in der Schweiz“, gab Malcolm Auskunft, „für mehr reichte die Zeit nicht.“
„Der hat etwas anderes vor“, meinte Thompson.
„Bestimmt.“ Daniel erhob sich von der Tischkante, auf der er eben noch saß. „Ich fahre ihm nach. Wenn er in das Restaurant geht, wird er seine Leibwächter vor der Tür warten lassen. Mal sehen, wen Baker dort trifft.“ Schnell streifte Daniel den Technikeranzug ab, schwarze Hose und Shirt hatte er drunter. Er klemmte das Mikrofon und Empfängerteil in sein Ohr.
Während Dan zur Tür eilte, stellte Thompson die berechtigte Frage: „Was ist, wenn er dort nie ankommen sollte?“
Daniel drehte sich noch einmal um, seine sorgenvolle Miene verfinsterte sich. Sekunden später rannte er durch die Menschenmengen zum Ausgang.
Gerade, als er durch die Glastür hastete, hörte er einen Schuss, und die ersten Leute in Bakers Nähe schrien auf. Zwei Personenschützer zogen den erschlafften Körper von Baker sogleich in die Limousine. Ein Einschussloch prangte in der Stirn.
„Baker hat einen Schuss abbekommen“, rief Daniel Thompson und Malcolm über das Mikrofon zu. „Er sollte nie ankommen.“
Monroes und die Blicke der Personenschützer suchten sofort die Umgebung ab. Daniel sah das leicht geöffnete Fenster in der vierten Etage. Während er nun wieder zurück durch die panischen Menschenmassen ins Haus lief, kam ihm der aufblitzende Gedanke, dass die Schau, also der Schuss aus dem Fenster schon einmal so ähnlich ablief. Der Schütze vom Campus, der Mörder der Ex-Marines, der verhinderte Mörder im sicheren Haus und auch der Warenlieferer im Irak könnten ein und derselbe Mann sein, Pearsons rechte mörderische Hand, der Italiener, denn Madea hatte vorgestern die von ihr belauschte Stimme mit den Tonbandaufzeichnungen verglichen und eine Übereinstimmung festgestellt. Leider kam Daniel jetzt nicht so schnell voran, wie er es sich gewünscht hätte, denn
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