Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
Vom Netzwerk:
jetzt von ihm hatte, passte so gar nicht zu ihm. Er zeigte sich als der sorgende Sohn, der aus einer streng gläubigen Familie kommt, und der seiner Mutter ein treuhilfreiches Kind ist. Kann ein Mensch sich so sehr ändern? Immerhin sind einige Jahre vergangen.
    Der Gottesdienst ging zu Ende, die Portale wurden geöffnet und die Gläubigen strömten heraus. Moor brachte seine Mutter zum Auto. Sie verabschiedeten sich durch Winken noch von einigen Bekannten. Zehn Minuten später stand Madea mit ihrem Chrysler wieder in der Stoneroad. Sie beobachtete, wie sie sich bei ihm mit einem Kuss bedankte, obwohl ihm das auf der Straße unangenehm war.
    Der Ford stand wieder vor der Garage, scheinbar steht er immer dort. Diese Tatsache machte es für Madea nicht einfacher, etwas am Fahrzeug zu manipulieren, denn auf der Straße konnte sie jeder sehen. In dem Fall müsste sie sich was anderes überlegen. Madea klappte ihren Laptop auf und klickte sich ins Internet. Auf den Satellitenkarten schaute sie sich die Gegend und das Grundstück genauer an. Sie wusste auch, dass Moor jeden Tag in der Woche zur Arbeit in eine Werkstatt fährt.
    Aber wollte sie wirklich der kranken Mutter den Sohn nehmen? Konnte Madea so viel Skrupel aufbringen, und ihn einfach vernichten? Seine Mutter würde in dem Haus nicht mehr allein leben können. Plötzlich rebellierten Madeas Gedanken.
    Nach zwei Stunden, in denen nichts mehr passierte, beschloss Madea, zurück nach Atlanta zu fahren. Sie war in das Wochenende mit der Überzeugung gestartet, einen Vergeltungsplan zu erarbeiten. Aber jetzt fährt sie mit erheblichen Zweifeln nach Hause. Sie weiß nicht, was sie noch denken soll. Es ist besser, wenn erst einmal Zeit vergeht.
     
    Madea hatte sich für die Rückfahrt genug Zeit gelassen, um nicht zu früh wieder in Atlanta zu sein. Bei einer Rast las sie noch in einem Reiseführer von New Orleans. Das Buch hatte sie ein paar Tage vorher gekauft. Bei ihrer Ankunft legte sie den Reiseführer auf ihr Bett. Maggie stellte glücklicherweise nicht zu viele bohrende Fragen über ihre Stadtbesichtigung, denn sie bereitete sich für die morgige Vorlesung vor. Auch Madea gab sich gleich lerneifrig und wälzte ihre Bücher.
    Kurz bevor aber Maggie das Licht ausschalten wollte, fiel ihr noch etwas ein. „Gestern hat ein netter Junge nach dir gefragt“, sagte sie beiläufig.
    „Was?“
    „Jemand wollte dich sprechen. Dan hieß er, ich soll dich grüßen, ja, so war das.“
    „Oh!“, Madea wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Maggie kam gleich darauf mit den Worten: „Der wird sich schon wieder melden. Den wirst du nicht verpassen. Wo hast du den Süßen überhaupt aufgegabelt?“
    „Der ist mir so ziemlich egal“, protestierte Madea. „Ich habe keine Zeit für solche Dinge.“
    „Na, dann eben so. Das wird sich schon ergeben. Wir sollten schlafen. Gute Nacht.“ Maggie schmunzelte und machte das Licht aus.
     
     

10.
     
    Es war kurz vor 8.00 Uhr. Madea und Maggie hatten noch eine halbe Stunde Zeit, bis ihre erste Vorlesung begann. Das Radio hatten sie wie jeden Morgen laut aufgedreht. Madea fand das gut, so konnte sie die Nachrichten hören. Als Madea den Tisch abwischte, verschwand Maggie gerade im Badezimmer, und der Nachrichtensprecher begann mit den neusten Themen des Tages. Die Müslischüsseln waren gerade im Spülbecken gelandet, als im Radio von zwei Morden aus Los Angeles berichtet wurde. Irgendwas Besonderes muss daran wohl sein, dass sie davon berichten, dachte sich Madea beim Abspülen der Schüsseln. Es gibt doch ständig Mord und Totschlag, und in L. A. erst recht. Dann hörte sie weiter.
    „Das Interessante an dem Fall ist“, so der Sprecher, „dass die beiden Opfer ehemalige Marines waren und in der selben Einheit im Irak dienten. Zum Täter hat die Polizei schon einige Anhaltspunkte: Die Person hatte lange schwarze Haare und soll für beide Taten verantwortlich sein, nach ihr wird noch gefahndet. Ein anonymer Informant geht davon aus, dass es sich bei dem oder der Tatverdächtigen um einen irakischen Bürger handelt.
    Madea horchte auf. Was hatte sie da eben gehört? Zwei tote Soldaten, die beide zusammen in ihrer Heimat waren? Es gab während des Krieges und auch danach noch mehr skandalöse Vorfälle, wie den in Haditha. Von einigen haben die Medien damals erfahren, aber manche Skandale wurden von dem Staub, der woanders aufgewirbelt wurde, völlig zugedeckt, sodass sie am Ende vollends verblassten. Wollte jemand, genau wie sie

Weitere Kostenlose Bücher