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Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
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samstags auch mehr Betrunkene als an anderen Wochentagen. Aber es gab auch Männer, die kamen jeden Tag hierher, so auch Gordon Summer, ehemaliger US-Marine, wegen Alkoholproblemen aus der Armee entlassen.
    Es gab drei Pubs, in denen er immer wieder einkehrte. Heute war er im Irish Pub, wo er bereits sein neuntes Bier und den elften Schnaps trank. Immer saß er am Tresen und erzählte mit den Angestellten. Sie kannten ihn, sie hatten nur noch Mitleid mit ihm. Geduldig hörten sie ihm zu, auch wenn sie seiner Geschichten aus dem Krieg schon überdrüssig waren. Er erzählte mit überschwänglicher Prahlerei, wie sie die irakischen Terroristen bezwungen hatten und Ordnung in das Land brachten. Aber je betrunkener er wurde, umso erbärmlicher wurde nicht nur sein Zustand an der Bar, sondern auch seine Unterhaltung.
    „Ich sage es dir immer wieder“, lallte er zu dem Barkeeper, „ich hätte es nicht verhindern können. Die anderen sind einfach losgestürmt, in die Häuser da, meine ich, die da gleich waren, da in der Straße, meine ich.“
    „Ich weiß, du wolltest das ganze Gemetzel nicht.“ Der junge Mann wollte das Gespräch abkürzen. Zu oft hatte er die Geschichte schon gehört. „Du hast nur das Funkgerät bedient.“ Er nahm sich das nächste Glas und putzte es.
    „Ja, so war das“, fing Summer wieder an. „Die anderen, die verfluchten Drecksäcke“, er gestikulierte wild mit den Armen dazu, „ja, die anderen, meine feinen Kameraden, die haben alle abgeknallt. Dann standen wir alle, nein nicht alle, oder doch alle“, er schwankte auf seinem Stuhl hin und her, „ja alle mussten wir vor den Richter.“
    „Komm, es ist Zeit, dass du nach Hause gehst. Ich glaube für heute hast du genug.“
    „Okay, wenn du das sagst“, Summer ließ eine Pause, „also wenn du das sagst, werde ich mal bezahlen, aber nur, wenn ich noch zum Abschied einen bekomme.“ Er versuchte ungeschickt mit der Hand in die Jackentasche zu kommen, um sein Geld herauszuholen.
    Plötzlich liefen ihm Tränen übers Gesicht. „Und die Kinder, es waren auch Kinder dabei, die haben die einfach mit der MP abgeknallt. Ich habe nichts gesagt, ich konnte nichts sagen.“
    Der Barkeeper stellte ihm noch ein halbvolles Schnapsglas hin und sagte: „Es ist besser, wenn du jetzt gehst.“
    „Gut, dann mach ich mal.“ Er wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht, trank aus und ging zur Tür hinaus.
    Die Straße war von den hunderten Reklameschildern hell erleuchtet. Eine Menge Leute waren unterwegs, es war erst 23.10 Uhr, und alle wollten noch was erleben. Summer stand neben der Eingangstür und versuchte zum wiederholten Male, sich die Zigarette anzuzünden.
    Auf der Straße fuhr langsam ein schwarzer Mercedes-Geländewagen heran. Plötzlich hielt er direkt vor dem Irish Pub und ein Pistolenlauf streckte sich aus dem Seitenfenster heraus. Summer spürte den Einschlag in seiner Brust, bevor er tödlich zusammenbrach. Danach fuhr der Wagen mit hoher Geschwindigkeit davon. Die Kennzeichen des Autos wurden drei Stunden zuvor gestohlen.
    Da Schießereien und Prügeleien in der Gegend oft vorkamen, war es nicht verwunderlich, dass die Passanten nach dem Schreck ganz schnell wieder mit sich selbst beschäftigt waren.
    Allerdings werden später bei der Polizei einige Zeugen aussagen können, sie haben eine Frau mit langen schwarzen Haaren am Steuer des Tatfahrzeuges gesehen.
     
    Der graue Chevrolet fuhr zum Haus Nummer 14 in der Monalitastreet in Lakewood. Vierzig Minuten war der Fahrer von Los Angeles hierher unterwegs gewesen. Eine Stunde wollte er jetzt noch warten, die Häuser beobachten. Er parkte das Auto an der Straßenseite, die an einen ungepflegten Park grenzte. Auf der anderen Seite standen die Einfamilienhäuser dicht gedrängt, solide gepflegt auf kleinen Grundstücken der Mittelschicht.
    Im Haus Nummer 14 wohnte Doug Newman mit seiner Freundin seit zwei Jahren. Sie haben noch keine Kinder, gehen in der Woche arbeiten, sie als Friseurin, er als Bauarbeiter. Am Wochenende verpassen sie allerdings keine Party. Die Nacht war auch diesmal lang, sie kamen erst 3.45 Uhr am Morgen nach Hause. Der Fahrer des grauen Chevrolets sah noch, wie die beiden leicht alkoholisiert in ihr Haus tänzelten. Nach einer Viertelstunde erlosch das Licht hinter den Fenstern. Auf der Straße war es jetzt ruhig.
    Um 4.20 Uhr stieg der Fahrer aus dem Fahrzeug und warf einen Molotowcocktail genau in das Fenster, in dem zum Schluss das Licht ausgeschaltet wurde. Er

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