Der Fall Zamar (German Edition)
selbst, die Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen? Aber dies wäre irrwitzig: Jemand hat etwa zur selben Zeit die gleichen Pläne, die gleichen Gedanken? Gibt es wirklich so einen Zufall?
Aber wenn es wirklich ein Iraker gewesen sein soll, dann rückten alle irakischen Staatsbürger, die sich zurzeit in den USA aufhalten, natürlich in den Fokus der Ermittlungsbehörden. Man würde sie also auch überprüfen. Und sie selbst hat, jetzt kam ihr die Erkenntnis, lange schwarze Haare. Das hieße, dass sie erst mal, was ihren Vergeltungsplan angeht, nichts unternehmen sollte, bis der Täter gefunden ist. Wobei, dachte sie sich, viele Frauen haben lange schwarze Haare. Außerdem ist sie etwa 2 000 Meilen entfernt.
Maggie war noch immer im Bad beschäftigt, sie hatte die Nachrichten nicht gehört, weil der Wasserhahn aufgedreht war. Madea merkte jetzt, wie aufgewühlt sie innerlich war. Warum nur? Schließlich gab es zu ihr keinerlei Verbindung.
Maggie kam aus dem Bad. „Wir sollten jetzt losgehen, damit wir noch gute Plätze im Hörsaal bekommen.“
Madea hatte Maggies Kommentar nicht so recht wahrgenommen. Ihr kam der Gedanke, dass sie unbedingt die Namen der beiden getöteten Marines in Erfahrung bringen musste. Sie war aufgewühlt. Madea packte ihren Laptop ein und streifte ihre Jacke über. Sie wollte sich zwingen, nicht weiter darüber nachzudenken.
„Du hast recht, wir sollten pünktlich sein“, sagte Madea.
Beide verließen das Haus und gingen schweigend durch die Grünanlagen des Campus. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt.
Vielleicht sollte Madea sich schnell eine Tageszeitung besorgen, es wird bestimmt darüber berichtet, dann könnte sie auch gleich die Namen erfahren, wenn sie denn veröffentlicht werden. Aber das Bistro, wo es auch die täglichen Lektüren gab, war noch geschlossen. Sie musste sich eingestehen, dass sie diese Nachricht gedanklich nicht so einfach zur Seite schieben konnte.
Daniel Monroe kam frisch geduscht aus seinem Badezimmer, als er das Piepen von seinem Telefon hörte. Jemand hat ihm eine Kurznachricht geschickt. Das Handtuch um die Hüfte gebunden, ging er durch den Raum zu seinem Handy und las die Nachricht. Sie war von seinem Vorgesetzten Jack Thompson: Komme erst ins Büro, wichtige Ereignisse!
Daniel vermutete, dass die Morde in Los Angeles gemeint sind. Er hatte von den beiden Toten vorhin in den Nachrichten gehört, er lässt immer den Nachrichtensender im Fernsehen laufen. Da entwickelt sich ein ganz merkwürdige Geschichte, war sein erster Gedanke. Aber erst einmal will er hören, was Thompson zu sagen hat. Monroe zog sich rasch seine Jeanshose und ein blaues Poloshirt an und fuhr mit seinem schwarzen Land Rover ins FBI-Büro, das im Nordosten der Stadt, im Century Parkway, lag.
Jack Thompson saß in seinem geräumigen Büro, über einen Wandmonitor liefen ständig die neuesten Nachrichten. Eine Couch und zwei Sessel ließ seine Besucher willkommener sein, als wenn diese ehrfürchtig auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch platznehmen müssten. In der Fensterbank räkelten sich ein Kaktus und eine Zwergpalme in der Sonne. Thompson war ein großer, sportlicher Typ, der seinem Körper äußerste Disziplin verschrieb. Seine grauen, immer akkurat kurz geschnittenen Haare verrieten dann doch, dass er das fünfzigste Lebensjahr schon überschritten hatte.
An sein Büro grenzte gleich ein großer Raum, in dem sich etliche Monitore, Computer und andere technische Geräte befanden. Es war das Beste, was es gerade auf dem Markt gab. Eine Frau und zwei Männer arbeiteten an den Tastaturen und Bildschirmen.
Die Tür zu Thompsons Büro stand weit offen, also trat Monroe ohne anzuklopfen in den Raum. Aus dem Nachbarzimmer hörte er das Summen der Drucker.
„Komm, ich will dir gleich zeigen, worum es geht“, wurde Monroe von Thompson begrüßt.
Sie gingen in den Computerraum.
„Hallo Daniel, wie geht es?“ Das kam von Malcom, einer der fähigsten Mitarbeiter dieses Hauses. Sein Blick verharrte weiter auf dem Bildschirm, an dem er gerade arbeitete.
„Hallo Malcom. Ach, ich habe mich gestern gut erholt, weil mein Ziel außer Reichweite war“, erklärte Daniel gespielt langweilig. „Kommt schon mal vor.“
„Das gönne ich dir zwar“, sagte Jack dazwischen, „aber vielleicht haben wir gerade deshalb ein Problem.“ Er tippte mit dem Finger auf den Monitor, vor dem sie stehen geblieben waren. Die beiden Mordopfer aus Los Angeles erschienen auf dem
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