Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
Vom Netzwerk:
dass Wilson ein Mädchen und zwei Jungen hat, sie waren neun, sieben und sechs Jahre alt. Wilsons Kinder liefen gerade dem Ball hinterher. Bis jetzt ließ sich Wilson noch nicht blicken. Von Zeit zu Zeit schaute eine junge Frau aus dem Fenster und rief den Kindern etwas zu. Man hörte dann die Kinder rufen: „Ja, Mam“, oder „Machen wir, Mam.“ Das große Mädchen spielte mit einem Seil. Der Siebenjährige schoss gerade den Ball ins Gebüsch, der kleinere Junge jagte hinterher. Kurze Zeit später kam der Steppke mit zwei Bällen aus dem Busch und alle lachten.
    Madea sah eine ganze Weile dem fröhlichen Treiben zu, ihr Herz wurde erwärmt. Sie erinnerte sich an ihren kleinen Bruder Abdulla, wie sie mit ihm rumtollte und Spaß hatte. Es war schön, den Kindern zuzuschauen. Um sich von den Erinnerungen von ihrem toten Bruder abzulenken, schaute sie wieder auf ihren Laptop, der auf dem Beifahrersitz aufgeklappt stand. Der Bildschirm zeigte ein Satellitenbild von der Umgebung. So konnte sie die Gegend auskundschaften. Sie wollte wissen, wie groß das Grundstück von Wilson ist und welche Gebäude daran grenzen.
    Nach einer Viertelstunde kam die Frau aus dem Haus. Mit einem Teller in der Hand ging sie zu den Kindern, die auf sie zugelaufen kamen. Madea konnte aus der Entfernung nicht genau erkennen, was auf dem Teller war, aber sie nahm an, dass es in Stücke geschnittenes Obst war. Die Mutter streichelte dem Jüngsten liebevoll über die Haare. Plötzlich trat Frank Wilson aus der Tür. Madea hatte sich sein Gesicht eingeprägt. Er war einer der Hauptangeklagten, der auch wieder auf freien Fuß kam. Er schaute etwas verstohlen links und rechts die Straße hinunter, ihm war es unangenehm, vor der Tür zu sein. Sicherlich hat diese ganze Geschichte sein Leben verändert. Es gibt Leute, die feiern ihn als Helden, wiederrum andere würde ihn dafür verbannen, weil er dem Vaterland so viel Schande bereitet hat.
    Die Kinder riefen froh gelaunt nach ihrem Vater, der im gleichen Moment ein Lächeln aufsetzte. Das Mädchen warf den Ball zu ihm, den er auch auffing. Es war die wortlose Aufforderung, mit ihnen zu spielen. Er zögerte erst, doch dann kam er auf die Wiese und schoss den Ball zu dem Steppke. Ein paar Minuten spielten sie um die zwei Bäume herum, dann stürzte der größere Junge und weinte. Wilson lief sofort zu ihm, die Mutter kam besorgt dazu und tröstete ihn.
    Ein Schauer durchlief Madeas Körper. Diese familiäre Idylle brachte ihre Gefühle völlig durcheinander. Sie konnte nicht begreifen, wie dieser Familienvater, der so liebevoll mit seinen Kindern umging, so brutal und rücksichtslos in ihrer Heimat agierte und ihre Familie auslöschte. Dies war ein komplett anderes Bild. Wieder kamen ihr Zweifel, ob das richtig war, was sie vorhatte. Die Kinder müssten ohne Vater aufwachsen, die Frau müsste ohne ihren Ehemann die Familie versorgen. Die Idylle im Familienleben gäbe es nicht mehr.
    Madea riss sich aus ihren Gedanken, raus aus der Melancholie. Nein, sagt sie sich, sie will das durchziehen. Wer hat damals auf sie Rücksicht genommen, ihr wurden zeitig die Eltern genommen. Vielleicht war sie heute schon zu lange hier, es war höchste Zeit, um zu fahren.
    Sie kannte nun einige Details und Fakten. Es gab zwei Autos, eines, mit dem Wilson fährt, und das andere benutzt seine Frau. Kurz nachdem Madea dort in der Straße ankam, sah sie, wie Miss Wilson frisches Obst in Einkauftüten aus dem Wagen lud und ihn danach in die Garage fuhr. Die Garage besaß noch einen Ausgang nach hinten, der in den Garten führte. Als das Garagentor offen stand, hatte Madea gesehen, dass dort ein Dodge Stratus stand. Sie würde sich die entsprechenden Informationen über den Autotyp besorgen und dann … Aber was passiert, wenn unerwartet doch seine Frau und die Kinder mit dem Fahrzeug fahren würden? Denen sollte nichts geschehen, das hatte Madea mit sich selbst vereinbart.
    Madea war aufgewühlt. Sie fuhr jetzt ein Stück zur Stadt hinaus und suchte sich ein Motel. Nicht nur Abstand zu dem Gesehenen brauchte sie, sondern auch Schlaf. Denn morgen wollte sie schon zeitig aufbrechen, um nach Tallapoosa zu fahren.
     

8.
     
    In der Fox Avenue in Los Angeles gab es neben den vielen Pubs und Bars auch genügend Lokale, in denen die Damen auf dem Tisch tanzten und die Männer zur Raserei brachten. Wenn genügend Alkohol und Geld floss, hatten beide Seiten ihren Spaß. Am Samstagabend liefen die Geschäfte immer gut. So gab es

Weitere Kostenlose Bücher