Der Fall Zamar (German Edition)
nun alle Tische besetzt, es herrschte ein reges Treiben.
In den beiden Regionalzeitungen fand Madea nichts über die beiden Morde geschrieben. Aber in der Times hatten die Redakteure dafür ein paar Zeilen über. Im ersten Teil des Artikels las sie das, was sie schon im Radio gehört hatte. Aber nach dem Lesen des zweiten Abschnittes bekam sie eine Gänsehaut, es war ihr unheimlich.
Madea schaute von der Zeitung auf, um sich zu vergewissern, dass keiner ihre Reaktion bemerkte. Eilig nahm sie ihren Löffel und aß von der Suppe. Sie schaute sich den Text noch einmal an: ‚Brisant an diesem Fall ist, dass die ehemaligen US-Marines beide in derselben Einheit im Irak gedient haben. Beide Opfer waren auch bei einer Patrouilleeinheit dabei, die in einer irakischen Kleinstadt 24 Zivilisten töteten. Ein Informant gab den Hinweis, dass es sich bei dem Täter, um einen irakischen Bürger handelt. War es ein Racheakt?‘
Ihr schwirrten so viele Gedanken durch den Kopf. Alles im Text deutete darauf hin, dass es sich um die Stadt Haditha handelte. Madea wusste, zwei der GIs, an denen sie sich rächen wollte, wohnen in L. A., beziehungsweise in der Nähe, in Lakewood. Sollten das wirklich die beiden Ermordeten sein? Es standen keine Namen in dem Artikel. In den Semesterferien wollte sie nach L. A. fliegen und die beiden aufsuchen. Wie konnte das passieren? Was sollte sie jetzt machen? Wird sie vielleicht schon beobachtet?
Madea redete sich ein, die beiden Toten seien nicht die auf ihrer imaginären Liste stehenden Verbrecher. Sie musste einfach mehr in Erfahrung bringen. Nach der nächsten Vorlesung wollte Madea gleich in ihr Zimmer gehen und im Internet nach den Opfern forschen.
„Hi Madea!“ Vor Madeas Tisch stand plötzlich Deborah. Sie hatte sie nicht kommen gehört, so sehr war sie in die Zeitung vertieft.
Um Deborahs Hüfte schmiegte sich eine dunkelrote bodenlange Kellnerschürze, dazu trug sie ein weißes Poloshirt. Über ihre Hände hatte sie Gummihandschuhe gezogen. Ein paar Meter weiter im Hauptgang stand ein Geschirrwagen mit schmutzigen Tellern und Schüsseln. Sie war gerade dabei, herrenloses dreckiges Geschirr von den Tischen zu räumen.
„Hallo Deborah.“ Madea schlug die Zeitung sofort zusammen. „Hast ja gut zu tun.“
„Ist eben Arbeit, aber nicht die schlechteste“, sagte Deborah gut gelaunt. „Hier ist immer was los, hier trifft man Leute, solche netten wie dich zum Beispiel.“
„Na wenn du das sagst …“ Madea lächelte.
„Und wieder sehe ich dich beim Lesen.“ Deborah ging kurz zum Nachbartisch und räumte das leere Wasserglas ab. Dann kam sie zurück. „Hast du wenigstens am Wochenende eine Pause eingelegt? Da komme ich mir ja reichlich ungebildet vor.“
„Nein, nein, so ist es doch nicht. Ich wollte eben schnell mal die Tagesnachrichten durchschauen.“ Madea löffelte die Neige aus der Schüssel.
„Gibt es denn niemanden, der mit an deinem Tisch sitzt?“, fragte Deborah neugierig. „Isst du etwa immer allein?“
„Eigentlich ist jeden Mittag Maggie dabei. Aber heute ist sie in den Supermarkt gefahren.“
In diesem Moment tauchte Daniel auf. In der Hand trug er einen Kaffeebecher, der noch heiß zu sein schien, denn er stellte ihn sofort auf den Tisch.
„Autsch, hallo Madea.“ Er schüttelte seine Hand. Heute trug Daniel seine Bücher in einer Umhängetasche. „Schau, da kann jetzt nichts mehr runterfallen.“
„Hallo, Dan. Das ist gut für die Bücher“, sagte Madea anerkennend.
Madea sah jetzt Deborahs neugierigen Blick. „Ach ja, das ist Deborah.“ Und an Deborah gewandt: „Das ist Dan. Er lässt einem so nett Bücher und Blätter vor die Füße fallen, dass den Büchern überhaupt nicht schwindlig wird.“ Ein Lächeln huschte über ihre Gesichter. Dan und Deborah gaben sich die Hand zur Begrüßung.
„Nun“, erklärte Dan mit übertriebener Förmlichkeit, „meine Bücher wollten unbedingt erst mit deinen Füßen Bekanntschaft machen. Das Gesichtete wurde für gut befunden, tolle Füße, tolle Schuhe, erst dann durfte ich dich zum Kaffee einladen.“ Er trank vom Kaffee.
„Ach, so ist das.“ Madea spann den Faden weiter. „Da hätte ich mir wohl rote Pumps mit Glitzereffekt anziehen sollen, damit es für ein Fünf-Gänge-Menü im Ritz Carlton reicht.“ Alle lachten herzlich. „Siehst du, Deborah, so ist das, bei mir langt es eben nur bis zum Kaffee.“
„Ich glaube, euch beide sollte ich jetzt allein lassen“, sagte Deborah und nahm die leere
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