Der Fall Zamar (German Edition)
Beobachter dort hingesetzt, um zu erfahren, ob sich die Polizei nach ihr erkundigt? Nein, das ist Blödsinn. Sie hätte auch ganz einfach eine oder zwei Kellnerinnen bestechen können, um sich ein Alibi zu verschaffen. Sie hätten dann einfach bestätigt, dass sie zur Tatzeit dort ihren Tee trank. Aber es ist ja genau anders herum, niemand kann ihre Anwesenheit im Café bestätigen.
Dann kam ihm eine ganz andere Idee. Vielleicht versuchte jemand, die Aufmerksamkeit auf Madea zu lenken. Will jemand ihr die Morde anhängen? Aber dann wäre die nächste Frage offen: Warum würde jemand so etwas machen? Und warum wurden ausgerechnet diese Soldaten aus der ehemalige Patrouille getötet? Den Zusammenhang zwischen den Marines und Zamar kannte er. Demnach würde das Motiv Rache wieder ganz oben stehen. Immerhin gab sie sehr offen zu, dass sie ihre Heimat liebte, und somit wäre ein Vergeltungsgedanke nicht so abwegig. Aber er wollte es so nicht glauben, sein Gefühl sagte ihm etwas anderes.
Aus den Berichten, die er über diesen Fall Haditha gelesen hatte, wusste er, dass noch andere Nachbarn aus ihrer Straße das Leid ertragen mussten, einen toten Angehörigen zu betrauern. Könnte einer von denen eventuell zum Rachefeldzug aufgebrochen sein und Madea jetzt dafür schuldig machen?
Eines gestand sich Monroe jetzt ein, die Geschichte schien komplizierter zu sein als eben nur ein Racheakt einer patriotischen Irakerin. Irgendwer spielt da noch mit.
Eigentlich würde er mit Madea gern offen reden, allerdings war das unmöglich. Er konnte seine Tarnung im Moment nicht aufgeben. Oder ahnte sie doch etwas? Immerhin hatte sie Daniel ganz schön blöd dastehen lassen, als sie die Tricksereien mit den Buslinien durchzog. Nun, dann musste er sie eben noch mehr im Auge behalten. Er musste versuchen, sie am Wochenende zu einem Ausflug einzuladen. Sie hätte ein perfektes Alibi, falls wieder etwas passiert.
Seine Gedanken verfinsterten sich, genauso wie der Himmel. Dunkle Wolken türmten sich bedrohlich auf. Leichter Wind säuselte jetzt durch Daniels Haar. Es schien ein Gewitter aufzuziehen.
Madea hatte sich ein Laufband in der äußersten Ecke des Raumes ausgesucht. Sie wollte einfach über einiges nachdenken, während sie lief. Sie war erleichtert darüber, dass auf den Fernsehmonitoren überall nur Musikvideos liefen.
Seit Madea den Bericht im Fernsehen gesehen hatte, fühlte sie sich von aller Welt beobachtet. Sämtliche Augen schienen auf sie gerichtet zu sein. Zweifelsfrei stand für sie fest, dass die Polizei sie schon observieren ließ, nur entdecken konnte sie niemanden. Würde sie einen Detektiv oder so etwas Ähnliches sehen, wäre es für sie sogar besser. Sie hätte dann stets und ständig ein Alibi.
Seit einer Dreiviertelstunde arbeitet sie ihre Kilometer auf dem Laufband ab, als ihr noch eine andere Idee in den Sinn kam. Sie braucht so eine Art Zeuge. Am Wochenende fährt Maggie wieder zu ihrer Verwandtschaft, Madea wäre allein und keiner könnte bezeugen, dass sie in ihrem Zimmer gelernt hat. Sie könnte mit Dan etwas unternehmen. Nein, sie verwarf den Gedanken sofort. Sie wollte die Geschichte nicht noch komplizierter machen.
Vielleicht geschieht auch nichts, kein Mord, gar nichts.
Madea wollte Mike heute aus dem Weg gehen. Da er womöglich auch die Nachrichten gesehen hat, könnte Mike sie in Verbindung mit den Morden bringen, obwohl es ihr sehr unwahrscheinlich erschien. Mit ihrer extravaganten Neugierde musste sie sich erst einmal zurückhalten. Beim letzten Mal erst hatte sie sich bei ihm erkundigt, wie man Leute ablenken oder täuschen kann, falls man verfolgt wird. Mike sah sie zwar ein wenig fragend an, aber war dann bereit, ihr einige Feinheiten von Täuschungsmanövern zu erläutern. Sicher war er kein Profi darin, aber bei der Armee hatte er so einiges gelernt.
Durchgeschwitzt ging sie in Richtung Umkleidekabinen, als sie ihr Training beendet hatte.
Umgezogen trat Madea vor die Tür des Fitnessclubs und sah mit frustriertem Gesicht Richtung Himmel. Das Gewitter fing gerade richtig an, es regnete bereits in Strömen. Aber sie wollte nicht länger dort bleiben, deshalb stiefelte sie los. Es war ihr jetzt egal. Tropfnass wartete sie an der Bushaltestelle. Regenschirmtragende Menschen sahen sie mitleidig an.
Auch Daniel, der sie aus seinem Auto heraus beobachtete. Zu gern hätte er sie in sein Fahrzeug gebeten.
19.
Deborah kämpfte sich zwischen den Tischen und Stühlen hindurch
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