Der Fall Zamar (German Edition)
Büro haben will“, knurrte Pearson.
„Ja, weiß ich“, sagte Balroso überheblich entspannt. Er wusste, dass Pearson ihm niemals das Rauchen verbieten würde. Dazu war er für den Industriellen viel zu wichtig.
Balroso arbeitete nun schon sieben Jahre für Pearson, daher wusste er, was er sich bei seinem Boss erlauben durfte. Auch wenn John Pearson ihn als Freund betrachtete, galt das nicht automatisch umgekehrt. Balroso machte seine Arbeit, auch wenn es die Drecksarbeit für Pearson war, und sein Boss zahlte dafür, das sogar richtig gut.
In den letzten Jahren hatte Balroso das Wesen von Pearson erkannt. Dieser Mensch war einfach nur ein arroganter Möchtegernboss. Er sollte die Firma seines Vaters weiterführen, aber dazu fehlten ihm die Intelligenz und das weise Geschick, gewinnbringend zu agieren. Pearsons Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte, was sein Sohn heute aus der Firma gemacht hat. Das war Balroso aber alles egal, Hauptsache, das Geld stimmte. Hier verdiente er viermal so viel wie beim letzten Arbeitgeber. Er überlegte schon oft, sich mit seinen skrupellosen Fähigkeiten selbstständig zu machen. Aber im Moment konnte er noch ein paar Millionen aus den Geschäften mit Pearson herausholen, bevor er sich ein anderes Arbeitsumfeld suchen würde.
Pearson wusste, dass Balroso ein sehr schwieriger Typ war. Dennoch hatte er ihn soweit im Griff, um ihm jeden Arbeitsauftrag zu geben. Alle Aufträge erledigte er zu seiner vollsten Zufriedenheit. Pearson musste sich eingestehen, dass er auf Balroso angewiesen war. Deswegen duldete er oft sein widerwärtiges, frostiges Benehmen.
„Also gut“, sprach Pearson jetzt mit bestimmendem Tonfall, „bisher lief alles nach Plan. Es wäre gut, wenn noch ein oder zwei Unglücksfälle passierten, damit sich die Medien da so richtig festbeißen können. Die Polizei hat erst einmal mit der Irakerin zu tun. Die wird zwar immer ihre Unschuld beteuern, aber im Moment ist sie höchst verdächtig.“
„Laut Informationen wurde sie noch nicht zu den Ereignissen befragt.“ Balroso zog an seiner Zigarette. „Aber das Spiel hat schon begonnen. Die weiß auch schon über die drei toten Soldaten Bescheid, zumindest glaubt unser Informant in der Uni, das so zu sehen. Sie liest Zeitungen, schaut sich Berichte im Fernsehen an, zeigt aber keinerlei Reaktionen.“
„Vielleicht weil sie weiß, dass sie damit in Verbindung gebracht werden könnte, sie kennt mit Sicherheit die Namen der bösen Marines.“ Pearson verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen. „Aber ist auch egal. Wenn die Beweislast zunimmt, wird die Polizei sich die sowieso bald vornehmen. Und wenn nicht, wird sie ganz freiwillig ein Geständnis zu Papier bringen.“
„Ja, das mit dem Geständnis könnten wir als doppelten Boden nehmen.“
Pearson ging zu dem gläsernen Barschrank, der links neben der Tür platziert war. Er nahm eine Flasche heraus und schaute auf das Etikett: „Glenlochy - Old Malt von 1965, ja, der ist gut!“ Er öffnete den teuren Whisky. Balroso war der einzige Mitarbeiter, dem Pearson seinen guten Whisky anbot, denn er wollte ihn bei Laune halten, ihm das Gefühl geben, sein engster Vertrauter zu sein, obwohl es ihm zuwider war. Aber er brauchte für seine nebengeschäftlichen Interessen diesen Kerl mit seinen weltweiten Beziehungen. Deshalb gab er Balroso ein Glas in die Hand und setzte sich in den weißen Clubsessel.
Pearson gab seine nächsten Überlegungen preis. „Jemand muss die Zeitungen und Nachrichtensender im Irak informieren. Ich bin mir zwar sicher, dass die irakischen Journalisten schon davon gehört haben, aber es ihnen keine Zeile wert ist. Aber das soll nicht so bleiben. Bestimmt kannst du deine Beziehungen zu Al-Dschasira und al-Arabiya bemühen und die Informationen streuen, dass hier in Georgia eine Irakerin generalverdächtigt wird, obwohl sie unschuldig ist. In dem Zusammenhang muss verdeutlicht werden, dass der Hass vieler Amerikaner gegen die Iraker wieder wächst.“ Pearson lehnte sich zurück und setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Für unsere fanatischen Freunde wäre das wieder ein gefundenes Fressen, um zu den Waffen zu greifen. Mir ist es eigentlich egal, ob gegen die eigenen Leute oder die Amerikaner, die noch im Land sind. Hauptsache, die brauchen wieder mehr Waffen und Munition. Im letzten Jahr ist es viel zu ruhig geworden.“
„Wir sollten“, Balroso brachte jetzt einen guten Ansatz, „eventuell ganz explizit den Milizen
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