Der Fall Zamar (German Edition)
und sich ein ruhiges Plätzchen im Wald an einem See suchen, um dort zu lernen.
Mit einem Haarband hatte sie ihre Haare zusammengebunden. Dazu trug sie noch eine Baseballkappe. Madea wollte einfach ihr Aussehen etwas verändern, um nicht gleich als schwarzhaarige Irakerin ausgemacht zu werden. Obwohl sie sich jetzt auf dem Weg zum Einkaufsmarkt eingestehen musste, dass es lächerlich war. Bis jetzt suchte keiner ausdrücklich Madea Zamar, sondern nur eine Frau mit langen schwarzen Haaren. Und von denen gab es doch eine ganze Menge. Werden vielleicht noch mehr Soldaten sterben? Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter, alles erschien ihr unheimlich.
Natürlich, sie selbst wollte über die Soldaten urteilen, weil die Gerichte es nicht schafften, ein faires Urteil zu fällen. Aber jetzt, wo sie wusste, dass die Leute tot sind, kam bei ihr nicht so recht Zufriedenheit auf. Madea konnte mit diesen Ereignissen nun doch nicht ihren Seelenfrieden finden. Sie fragte sich nun selbst, ob sie wirklich die Kraft aufgebracht hätte, um die ehemaligen Marines in den Tod zu schicken?
Am Eingang des riesigen Einkaufsmarktes blieb sie vor den Glasfenstern neben den Türen stehen. Sie sah in den Scheiben das Spiegelbild des Parkplatzes. Sie wollte schauen, ob sie von der Polizei observiert wurde. Obwohl es ihr im Moment völlig egal war, da sie im Grunde nur das tat, was viele Menschen an einem Freitagnachmittag so tun: nämlich Lebensmittel für das Wochenende besorgen. Ein reges Treiben von Menschen beherrschte das Bild vor dem Supermarkt, voll beladene Einkaufswagen wurden herausgeschoben, Mütter zogen nörgelnde Kinder an der Hand hinter sich her, und Männer beluden Autos mit Wasserflaschen. Nichts erregte Madeas Aufmerksamkeit, es war nichts Anormales zu entdecken. Beruhigt betrat sie den Einkaufstempel.
Monroe saß in seinem Auto und beobachtete Madea. Er war ihr vom Campusgelände aus gefolgt und hatte sich für seinen Wagen einen Parkplatz gesucht, der nicht gleich von ihr entdeckt wurde.
Am Vormittag war Daniel noch einmal ins Café „Paris“ gefahren und hatte sich nach der Kellnerin erkundigt, die Sullivan noch nicht befragt hatte. Erfolglos verließ er den Laden wieder, die junge Frau wurde erst zur Spätschicht erwartete. So nahm er sich also vor, noch einmal am Abend hinzufahren. Er spürte, die Aussage von der Bedienung könnte für Madea als Beweis ihrer Anwesenheit im Café sehr wichtig sein.
Warum blieb Madea am Eingang stehen? Wartete sie auf jemanden? Daniel kam zu der Auffassung, dass sie eventuell das Spiegelbild in den großen Fensterscheiben betrachtete.
Den ganzen Nachmittag hatte er schon überlegt, wie er ein zufälliges Zusammentreffen arrangieren sollte. Nun kam die Gelegenheit. Als Madea in den Markt hineinging, stieg Daniel aus dem Auto und folgte ihr. Er nahm sich, wie Madea auch, einen Einkaufswagen und steuerte diesen gemütlich durch die Regalreihen. Damit es auch nach Einkaufen aussah, packte Daniel zwei Flaschen Cola, ein Bier, zwei Tafeln Schokolade und eine Tüte Gummibärchen in seinen Wagen. Trotz seiner Sportlichkeit mochte er unheimlich gerne Süßigkeiten. Bei gefährlichen Einsätzen waren die Gummibärchen sein Nervenfutter. Er sah Madea vor dem Brotregal, sie las das Gedruckte auf der Verpackung. Sie war so vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie Daniel auf sie zusteuerte. Mit einem Scheppern stieß er gegen ihren Einkaufswagen, in dem sich schon Wasserflaschen, Bananen und Weintrauben befanden.
„Oh, das tut mir aber leid, das war nicht meine Absicht.“ Daniel quatschte gleich drauflos. Als sie sich umdrehte, kam von ihm nur ein erstaunt gespieltes „Hoppla!“.
„Oh, Dan du bist es.“ Wo warst du so lange?, hätte Madea gern noch gefragt. Immerhin hatte er sich seit Mittwochmittag nicht blicken lassen. Madea wusste nicht, ob sie sich nun darüber freuen sollte oder nicht. Einerseits wollte sie die Situation nicht noch komplizierter machen, andererseits konnte sie nicht leugnen, Wohlbehagen zu empfinden, wenn Dan in ihrer Nähe war.
„Ja, das nenne ich Zufall.“ Daniel schmunzelte. „Weißt du, ich habe nämlich da vorne eine Tüte Glück gekauft und zack, schon treffe ich dich hier.“
„Ach, irgendwie muss ich das Angebot übersehen haben.“ Madea lächelt. „Sag, wo lagen noch mal die Glückstüten? Ich könnte von denen nämlich eine ganze Menge gebrauchen.“
„Irgendwo da vorn. So, und wo ich schon mal hier bin, kann ich dir beim Einkaufen
Weitere Kostenlose Bücher