Der Fall Zamar (German Edition)
abgezogen, und niemand sprach mehr über Rache und Heimzahlung. Anders war es bei Madea. Nicht nur ihr Wissen und ihre Intelligenz reiften, sondern auch die Gedanken um die perfekte Vergeltung.
Heute Abend musste Madea endlich den Mut aufbringen, in eine der vielen anrüchigen Bars der Stadt zu gehen, um die richtigen Kontakte zu knüpfen. Sie suchte jemanden, der ihr weiterhelfen konnte, denn Madea brauchte einen zweiten Pass auf einen anderen Namen.
2.
Daniel Monroe fläzte sich auf seinem Sofa und studierte das Dossier, welches er gestern Abend aus dem Büro mitnahm. Das Apartment im zehnten Stock war modern eingerichtet und für ihn ausreichend. Zwar hatte er von Zeit zu Zeit eine Freundin, aber lange hielt es keine bei ihm aus, denn seine Arbeitszeiten waren zu unregelmäßig. Er ermittelte schon fünf Jahre für das FBI, und aufgrund seines leicht südländischen Aussehens agierte er bei verdeckten Ermittlungen im Milieu von Einwanderern. Seine Mutter war Spanierin, weswegen er auch perfekt Spanisch sprach. Aber nicht nur das, sondern auch noch Französisch, Russisch und Deutsch. Mit Portugiesisch kam er auch klar. Das Talent für die Sprachen bekam er von seinen Eltern mit auf den Weg. Sein Vater war als Architekt großer Bauprojekte in der ganzen Welt unterwegs, seine Mutter und er wohnten immer bei ihm. So verbrachte er seine Kindheit und Jugend in halb Europa und besuchte Schulen in Madrid, Moskau und Kasachstan, Berlin, Rotterdam, Paris und Marseille. Oft blieben sie auch noch einige Wochen länger an den Orten, als es die Bauprojekte verlangten. Aber er konnte nicht wirklich Freunde finden, zu kurz waren dafür seine Aufenthalte.
Seit dreieinhalb Jahren lernt Monroe auch noch Arabisch. Vor ein paar Jahren gab es kaum Leute beim FBI, die die arabische Sprache beherrschten. So gab es immer mehr Probleme in der Verbrechensbekämpfung, da sich zunehmend Kriminelle aus dem arabischsprachigen Raum in den USA aufhielten. Man suchte noch geeignete Beamte bei der Bundespolizei, und so wurde Daniel mehr oder weniger verpflichtet, sich der schwierigen Sprache anzunehmen, weil er ein riesiges Talent dafür besaß.
Wenn er sonst einen Fall mit seinem Partner Chris Sullivan übernahm, brauchte er einiges an Zeit, um die schon bekannten Details und dazugehörigen Personen aus den Akten kennenzulernen. Heute hielt er nur wenige Blätter in der Hand. Er sollte eine Studentin an der Emory-University überwachen. Da er der Jüngste im Team war, sollte er diesen Fall übernehmen. Monroe sollte als Student in die Universität gehen und Madea Zamar beobachten. Wenn sich für den Staat gefährliche Verdachtsmomente ergeben, wäre es wünschenswert, dass Monroe freundschaftliche Kontakte aufnimmt, um intensiver an Informationen zu kommen.
Jack Thompson, sein Vorgesetzter in der FBI-Zentrale in Atlanta, erklärte ihm gestern Abend nur kurz, dass es keine 24-Stunden-Observation sei, daher reichte er als alleiniger Überwacher. Außerdem war im Moment kein Gefährdungspotenzial erkennbar.
Jack Thompson bekam die Unterlagen persönlich von Direktor Stone. Was Stone nicht erwähnte: Die CIA beobachtete die junge Frau schon im Irak, nachdem sich ein Anfangsverdacht ergeben hatte, dass sie in psychisch labilen Momenten Attentate gegen US-Amerikaner ausführen könnte. Genauso wenig klärte er Thompson über Zamar auf, dass sie ein Opfer des Überfalls in Haditha war.
Die CIA stellte im Irak jedoch keine weiteren Auffälligkeiten fest, bis sie ihr Studium in Atlanta begann. Bei der CIA schrillten die Alarmglocken, und sie hätten gern die Einreisegenehmigung verweigert. Jedoch wurde das Visum von höchster Stelle erteilt, da man insgeheim in der Schuld stand und den politischen Flurschaden damit ein wenig Frieden geben wollte. So gab die CIA den Fall erst einmal an die Bundespolizei ab, da Zamar für ihr Studium voraussichtlich länger in den Staaten verweilte. Das FBI war nun verantwortlich für die Überwachung im Inland.
Von den Absprachen unter den Diensten stand allerdings nichts im Dossier, nur eben, dass eine Observation erfolgen sollte. Auch Thompson kannte nur den Fall aus den Unterlagen. Die Arbeit sollte gemacht werden, Anweisung vom Direktor.
Ein Foto von Zamar, welches kein aktuelles war, lag in den Unterlagen. Es zeigte sie als 18-Jährige, ein Bild von einem ausgestellten Pass. Schaut recht nett und unschuldig aus, dachte sich Dan, aber davon wollte er sich nicht täuschen lassen. Das war sie also vor
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