Der Fall Zamar (German Edition)
Stunden sind wieder Berichte über die Lage im Land aufgelaufen. Als die Milizen und fundamentalistischen Gruppierungen von den ersten amerikanischen Pressemeldungen hörten, kam es zu Unruhen unter diesen fanatischen Gotteskriegern. Dazu kam noch eine Meldung aus dem Internet von einem Sprecher der Al-Haq-Armee. Sie drohen mit Vergeltungsschlägen, wenn nicht sofort die Verdächtigungen und Anklagen gegen unschuldige irakische Staatsbürger unterlassen werden. Sie sehen das als Aggression gegen ihre muslimische Nation.“
„Was sollen diese halbwahren Pressemitteilungen bezwecken?“ Daniel warf jetzt die motivsuchende Frage auf.
Also wenn das in den Zeitungen und TV-Sendern so weitergeht, haben wir einen Krieg in den Medien“, sagte Thompson.
„So könnte man das sehen. Und es gibt genug Schmierblätter und kleine Lokalsender, die sofort auf die gestreuten Informationen anspringen und sich nicht die Mühe machen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Für die ist die Sensation ein pressefrischer Leckerbissen.“
„Man stelle sich einmal vor, was passiert, wenn so ein Krieg in den Medien zum materiellen Krieg wird“, sinnierte Thompson nun. „Erinnere dich, als Wikileaks vor ein paar Jahren brisante Geheimnisse der USA in die Öffentlichkeit brachte, gingen die gegenseitigen Verdächtigungen und Anschuldigungen der großen Staatsmächte los. Alle mussten ganz schön die Füße stillhalten, damit nicht ein großes Donnerwetter über den Globus daherkam.“
„Das nimmt schon enorme Ausmaße an. Nach Rache einer jungen Frau sieht das jedenfalls nicht aus. Außerdem wurden dafür manche Spuren zu offensichtlich hinterlassen und andere lupenrein verwischt. Wir sollten auf jeden Fall auf Madea Zamar aufmerksam gemacht werden. Fragt sich nur, warum?“
„Wir sind uns da also einig, dass diese ganze Antiirakhetze in der Presse inszeniert wurde, und zwar von dem unbekannten Anrufer.“ Jack brachte es auf den Punkt.
„So sieht es aus. Aber da kommt mir noch ein anderer Gedanke: Wenn jemand uns auf Madea Zamar aufmerksam machen will, dann muss auch dieser Jemand von ihrem Aufenthalt hier in den USA und dem Tod ihrer Familie durch die Ex-Marines wissen. Zufall ist das nicht.“ Monroes Euphorie entwickelte sich zu einem lichtblickenden Ermittlungsansatz. „Vielleicht sollte Malcolm jetzt mal alle Kontobewegungen kontrollieren. Eventuell stolpern wir da über etwas, was uns weiterhilft.“
„Das hat er schon erledigt“, erklärte Thompson. „Er wurde damit rasch fertig, weil es lange nicht so viele sind wie bei Luther Cox, unserem Lieblingsganoven. Sie hat etwa 26 000 Dollar auf ihrem Konto. Es werden nur kleinere Geldbeträge abgehoben.“
„Sie hat damals eine Abfindung für den Tod ihrer Familie bekommen. Davon wird sie das Studium hier finanzieren“, überlegte Daniel laut.
„Aber Überweisungen an die Uni wurden bis jetzt nicht entdeckt. Auch ihr Zimmer auf dem Campus müsste bezahlt werden, aber es wurde nichts dergleichen gefunden.“
„Du meinst, jemand anders bezahlt die Rechnungen?“
„Würde ich jedenfalls behaupten“, sagte Thompson.
„Dann sollte Malcolm doch versuchen, herauszubekommen, wer die Studiengebühren und die Miete für Zamar bezahlt.“
„Das ist sehr gut. In der Buchhaltung der Universität wird man wohl wissen, woher das Geld für ihr Studium kommt.“ Jack machte eine kurze, nachdenkende Pause. „Ich würde sagen, dass Malcom über den Computer versucht, einiges herauszubekommen.“
„Mir schwirrt da gerade eine Idee durch den Kopf.“ Monroe nahm noch einen Schluck aus seinem Pappbecher. „Es muss jemand über Zamar Bescheid wissen und diese ganze Geschichte um das Massaker in Haditha kennen. Der Jemand könnte hoch oben in der Regierung sitzen, denn sie hat ja damals diese Kompensationzahlungen bekommen und …“
„Ja das ist richtig. Ein paar Regierungsbeamte müssen das wissen, dass sie mal die Ausgleichszahlungen bekommen hat, was wiederum nicht heißen muss, dass sie wissen, dass sie heute hier in Atlanta studiert. Sie kann sich wie alle anderen beworben haben und wurde aufgrund ihrer sehr guten Leistungen zugelassen.“
„Ja, so könnte es auch sein.“ Monroe stockte kurz, bevor er weitersprach. „Aber irgendwer muss doch für sie die Studiengebühren bezahlen.“
„Dann müssen wir eben an der Stelle mal nachgraben. Du wirst sehen, wir werden da auf eine Ader stoßen, die uns weiterbringt.“
Monroe nickte, wohl wissend, dass Thompson ihn nicht
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