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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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nicht Guff«, sagte Moore am nächsten Morgen. »Aber du wolltest mir ja nicht glauben. Ich wusste, dass er es nicht gewesen sein kann.«
    »Guff ist mir im Grunde relativ egal.« Aus Saras Stimme war alles Leben gewichen. Sie hatte die Arme auf dem Schreibtisch verschränkt und den Kopf darauf gelegt und hatte nicht mehr aufgesehen, seit sie Moore die ganze Geschichte erzählt hatte. »Aber was Jared angeht, musst du mir helfen! Vielleicht täusche ich mich. Vielleicht war er es gar nicht.«
    »Was denkst du dir eigentlich? Natürlich war es Jared.«
    Sie behielt den Kopf auf dem Schreibtisch. Das war nicht, was sie hören wollte. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Das durfte einfach nicht wahr sein.
    »Sara, geht’s dir nicht gut?«
    Ihr war buchstäblich die Luft weggeblieben und sie brachte kein Wort hervor. Hier war nicht von irgendeinem entfernten Bekannten die Rede. Und auch nicht von einem neuen Arbeitskollegen. Nein, hier war die Rede von ihrem Mann. Über den sie eigentlich alles hätte wissen müssen. Alles. Das war, was sie sich am Abend zuvor einzureden versucht hatte, um endlich einschlafen zu können. Und mit dieser Begründung hatte sie ursprünglich auch Conrads Argumentation für sich zu widerlegen versucht. Aber je genauer sie hinsah, desto mehr Details entdeckte sie, die sie nicht ignorieren konnte. Wenn er wollte, verstand es Jared ungeheuer gut, andere zu manipulieren. Vor allem im letzten Monat hatte sie das sehr deutlich auch am eigenen Leib zu spüren bekommen. Und der Anruf bei Stockwell – nur so hatte Stockwell wissen können, dass sie kommen würde. Sara ging die Fakten immer wieder von neuem durch, und ganz egal, wie sie die Sache drehte und wendete, wurde ihr dabei zumindest schon so viel klar: Die Antwort würde nicht leicht zu verdauen sein. »Wieso?«, fragte sie Conrad Moore schließlich. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Und ob. Ich habe doch Jared selbst mal miterlebt. Nach außen hin mag er vielleicht als der korrekte Saubermann auftreten, aber in Wirklichkeit ist er genauso durchtrieben wie alle anderen. Darum hat er in deine Aktentasche gesehen. Ich sagte dir doch, du solltest auf der Hut sein, sobald er dir von Rafferty erzählt hatte.«
    »Das hast du nur gesagt, weil du auf ihn eifersüchtig bist.«
    Moore sah Sara durchdringend an und fuhr in ernsterem Ton fort: »Ich glaube lediglich, dass er dir etwas verheimlicht.«
    »Aber warum? Er hasst Rafferty.«
    »Das zweifellos. Aber es heißt nicht, dass er nicht mit Victor unter einer Decke steckt. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.«
    Wieder merkte Sara, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Aber warum sollte er mir so etwas antun?«
    »Gibt es in seiner Vergangenheit etwas, dessen er sich schämen muss? Vielleicht unterschlagen er und Victor gemeinsam Fälle – Jared besorgt die Mandanten, Victor unterschlägt die Fälle. Oder vielleicht wird er erpresst? Vielleicht rächt er sich für etwas, das du ihm angetan hast? Wie es inzwischen aussieht, hat er an diesem Abend in Brooklyn von Anfang an ein falsches Spiel gespielt.«
    »Sei endlich still«, protestierte Sara. »Das kann unmöglich sein! Nichts von all dem ist wahr.«
    »Sara, ich weiß, es ist schwer zu verkraften, aber du kannst nicht einfach den Kopf in den Sand stecken und auf ein Happyend hoffen. Leg endlich deine Scheuklappen ab, und setz dich mit dem Problem auseinander.«
    »Ich setze mich damit auseinander.«
    »Nein. Tust du nicht. Sonst hättest du ihn schon längst gefragt, warum er damals Victor angerufen hat.«
    Sara wusste, dass Conrad recht hatte. Sie hätte Jared fragen sollen, sobald sie die Telefonnummer in seinem Terminplaner entdeckt hatte. »Das ist nur nicht so einfach, wie du denkst.«
    »Ruf ihn an. Wenn er behauptet, nie mit Victor gesprochen zu haben, wissen wir, dass er lügt.«
    Sara langte über den Schreibtisch und nahm den Hörer ab. Sieben Ziffern später hörte sie es bei Jared läuten. »Mach schon! Ich weiß, dass du da bist«, murmelte sie. »Nimm endlich ab.«
    »Mr. Lynchs Büro«, meldete sich Kathleen.
    »Tag, Kathleen. Ich bin’s. Ist er da?«
    »Ich sehe mal nach. Einen Moment bitte.«
    Sara war so nervös, dass sie aufstehen musste. Doch Moore packte sie an den Schultern und drückte sie wieder auf ihren Sitz nieder.
    Einen Augenblick später hörte sie seine Stimme. »Sara?«
    »Hast du einen Moment Zeit?« Sara gab sich Mühe, ganz ruhig zu klingen.
    »Natürlich. Ist irgendwas?«
    »Nein. Ich

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