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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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habe nur kurz eine Frage. Kennst du einen gewissen Victor Stockwell?«
    »Das habe ich dir doch schon mal gesagt – nur dem Namen nach. Warum?«
    »Hast du mal mit ihm telefoniert?«
    Am anderen Ende der Leitung trat einen Moment Stille ein. »Nein. Warum?«
    Sara sah zu Moore auf und schüttelte den Kopf. »Jared, ist gerade jemand in deinem Büro?«
    »Was hast du eigentlich? Ist irgendwas?«
    »Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Ich möchte nur, dass du mir diese eine Frage beantwortest – hast du jemals mit Victor Stockwell gesprochen?«
    Jared sagte kein Wort.
    »Bitte, Liebling«, sagte Sara. »Das kannst du mir doch erzählen.«
    »Nein, habe ich nicht«, beharrte Jared. »Warum willst du –«
    Bevor er die Frage zu Ende stellen konnte, hatte Sara aufgelegt. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    »Tut mir leid«, sagte Moore und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Sara überkam ein heftiges Schwindelgefühl, und sie schloss die Augen. Nur nicht die Ruhe verlieren, redete sie sich gut zu. Dafür gibt es Hunderte logischer Erklärungen. Doch je länger sie nachdachte, desto deutlicher wurde ihr bewusst, dass ihr keine Einzige einfiel. Und als ihr das klar wurde, wusste sie, es war aus. Sie kannte ihn nicht mehr. Das Läuten des Telefons zerfetzte die Stille. Sara nahm nicht ab. Es läutete wieder. Beim dritten Läuten griff sie nach dem Hörer.
    »Tu’s nicht«, sagte Moore.
    »Jared, ich will deine faulen Ausreden nicht hören«, sagte sie in den Hörer.
    »Entschuldige. Ich hätte dich nicht belügen dürfen.«
    »Ach, jetzt ändern wir die Geschichte?«
    »Sara, bitte, ich sage dir die Wahrheit – ich habe einmal mit ihm gesprochen. Das ist alles.«
    Sara hielt sich das andere Ohr zu und wandte sich ab. Das war sogar noch schlimmer.
    »Sara? Bist du noch dran, Sara?«
    »Ich bin dran«, flüsterte sie.
    »Bitte sei mir nicht böse«, flehte Jared. »Ich weiß, was du jetzt denkst, aber ich hatte einen Grund dafür.«
    »Ich höre.«
    »Okay, es war so … Es kam folgendermaßen. So ist es dazu gekommen …«
    »Wirst du mir erzählen, warum du es getan hast, oder wirst du dir ein neues Märchen aus den Fingern saugen, während du redest?«
    »Sara, ich schwöre dir, ich habe ihn nur angerufen, um ihn um Hilfe zu bitten. Am Abend vor deinem ersten Arbeitstag warst du so aufgeregt, dass ich einfach etwas tun musste. Während du also deine Aktentasche gepackt hast, ging ich ins Schlafzimmer und rief Richter Flynn an. Ich weiß zwar, du magst es nicht, wenn ich andere um einen Gefallen bitte, aber du hättest dich mal sehen sollen – der Artikel in der Times hatte dich total kopfscheu gemacht. Das konnte ich einfach nicht mehr mit ansehen. Ich erzählte ihm, was los war, und fragte ihn, ob er mir einen Rat geben könnte. Er meinte, ich sollte dafür sorgen, dass du einen Fall bekämst. Dann telefonierte er ein bisschen herum und erzählte mir vom EC AB. Er fand heraus, dass Victor Stockwell am nächsten Tag für die Verteilung zuständig war, und er gab mir seine Telefonnummer. Daraufhin rief ich am nächsten Morgen Stockwell an. Ich erklärte ihm deine Situation und gab ihm zu verstehen, Richter Flynn wäre ihm sehr zu Dank verpflichtet, wenn er dir helfen könnte. Er sagte, er würde sehen, was sich machen ließe, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Und du hattest mit einem Mal einen Fall.«
    »Jared –«
    »Ich weiß, was du jetzt sagen willst. Das hätte ich nicht tun sollen; ich hätte das nicht hinter deinem Rücken einfädeln sollen. Ich weiß, es war falsch. Ich wollte nur nicht, dass du schon wieder einen Rückschlag erleidest. Es bricht mir das Herz, dich so zu sehen.«
    »Warum hast du mir das dann neulich nicht erzählt?«
    »Das wollte ich doch! Ganz bestimmt. Aber ich hatte Angst, wenn du herausfändest, was ich getan hatte, würdest du wieder anfangen, an deinen Fähigkeiten zu zweifeln. Ich wollte nicht, dass du dein neu gewonnenes Selbstvertrauen schon wieder verlierst. Deshalb machte ich in dem Glauben, es würde nichts ausmachen, diesen saublöden Anruf. Aber offensichtlich habe ich mich getäuscht.«
    »Und das ist die Wahrheit?«
    »Ich sage dir doch, genau so war es. Ich würde dich nicht noch mal belügen.«
    »Zwölf Mal ist genug, meinst du?«
    »Ich kann verstehen, wenn du mir nicht glaubst, aber nur aus diesem Grund habe ich es getan. Du hast mich vorhin mit deinem Anruf einfach überrumpelt.«
    »Dann hätte ich noch eine letzte Frage. Warum hast du nie etwas

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