Der Fall
sagte Kozlow.
»Zum Glück für Sie«, sagte Rafferty.
»Nein, Sie haben Glück gehabt«, sagte Kozlow und ging in Raffertys Wohnung zurück.
Rafferty und Claire Doniger umarmten sich auf dem Flur. »Gab es irgendwelche Probleme?«, fragte Claire Doniger.
»Nein«, erwiderte Rafferty, der sie immer noch umarmte. »Jetzt nicht mehr.«
»Kann Ihre Wiedersehensfeier nicht noch etwas warten?«, rief Kozlow. »Ich möchte endlich weg hier.«
»Nur keine Hektik.« Rafferty ging in seine Wohnung zurück und schlüpfte in seinen Mantel. »Zunächst müssen wir an dem Polizisten vorbeikommen, den Sara Tate hier gelassen hat, und dann habe ich ein ernstes Wörtchen mit dem Mann zu reden, dem wir zu verdanken haben, dass sie überhaupt hier aufgetaucht ist.«
»Unten ist ein Cop postiert? Wie sollen wir an dem vorbeikommen?«
»Dieses Gebäude hat vierundzwanzig Stockwerke, einen Pool auf dem Dach, einen eigenen Fitnessraum, eine Tiefgarage und eine Reinigung im Keller – glauben Sie nicht, da könnte es auch noch einen Nebeneingang geben?«
Als Sara und ihre Begleiter in Richtung Downtown rasten, fragte der Polizist am Steuer des Polizeiautos: »Wo genau wollen Sie eigentlich hin?«
»Nach Hoboken«, sagte Sara, die auf dem Beifahrersitz saß.
Der Polizist hielt mit quietschenden Bremsen an. »Kommt nicht infrage! Nicht in diesem Wagen. Hoboken liegt in Jersey. Dort haben New Yorker Cops nichts zu suchen.«
»Wenn Sie einen Verdächtigen verfolgen, schon«, sagte Sara.
»Sieht es so aus, als wäre dieser Elliott direkt vor uns? Sieht es so aus, als würde er sich durch Überqueren der Staatsgrenze seiner Festnahme entziehen? Sieht es so aus, als wären wir ihm dicht auf den Fersen?«
»Hey, dort ist er!«, rief Guff. »Ich kann ihn sehen! Eine Straße weiter! Schnappen wir uns den Kerl!«
Der Polizist machte keine Anstalten weiterzufahren. »Ich bin völlig Ihrer Meinung: Diese Bestimmungen sind total idiotisch. Aber in Jersey machen sie ein Riesentheater, wenn wir uns nicht daran halten. Der letzte Kollege, der ohne Erlaubnis eine Staatsgrenze überquert hat, wurde drei Monate nach Port Authority strafversetzt. Er meinte, die Auspuffgase der Busse wären schlimmer gewesen als der Uringestank.«
»Jetzt stellen Sie sich nicht so an«, sagte Sara. »Wir machen doch nicht irgendwas Verrücktes. Wir wollen bloß diesen Kerl finden und ihn aufs Revier zurückbringen.«
»Machen Sie meinetwegen, was Sie wollen. Aber nicht in diesem Wagen, solange Sie nicht die entsprechenden Papiere haben.«
»Na schön.« Sara öffnete die Tür. »Dann nehmen wir uns eben ein Taxi. Wir fahren hin und holen ihn uns selbst.«
»Nein«, sagte Guff. »Das geht nicht.«
»Warum? Fangen Sie jetzt etwa auch noch mit diesem bürokratischen Quatsch an?«
»So leid es mir tut, aber so ist es nun mal. Wenn wir Elliott ohne entsprechende Befugnis festnehmen, gefährden wir den Fall und alles, was wir herausfinden.«
»Aber –«
»Sara, Sie wissen doch, wie das läuft. Sie dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren. Wenn Sie sich nicht an die Bestimmungen halten, lässt der Richter keines Ihrer Beweismittel zu.«
»Nehmen Sie sich doch die zehn Minuten Zeit, um die entsprechenden Papiere anzufordern«, fügte der Beamte hinzu. »Sie können sie der Polizei von Hoboken faxen. Dann haben die sie bereits, wenn wir den Lincoln Tunnel erreichen.«
»Meinen Sie wirklich?«, fragte Sara unschlüssig.
»Natürlich«, sagte der Polizist. »Wie lange kann das bisschen Papierkram schon dauern?«
Eine halbe Stunde später wartete das Polizeiauto in der Schlange an der Einfahrt zum Lincoln Tunnel. »Das ist nicht zu fassen«, schimpfte Sara und drosch auf das Armaturenbrett ein. »Ich wusste, wir hätten nicht anrufen sollen.«
»Jetzt regen Sie sich mal nicht auf«, sagte der Officer. »Besser, wir lassen uns jetzt Zeit, als dass wir die Dinge überstürzen und es später bereuen.«
»Mich wundert nur, dass sich diesen Trick nicht sämtliche Kriminellen zunutze machen«, sagte Guff. »Wenn ich in New York gegen ein Gesetz verstoßen würde, würde ich als erstes nach New Jersey ziehen. Dort könnte mir kein Mensch was anhaben.«
»Das wissen bestimmt alle«, sagte der Polizist, um die Atmosphäre etwas zu entkrampfen. »Aber wer will schon in Jersey wohnen?« Als niemand auf den Scherz reagierte, fügte er hinzu: »Jetzt hören Sie aber mal, das war doch lustig!«
»Lassen Sie’s mal gut sein«, sagte Sara. »Dafür ist jetzt nicht der
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