Der Fall
Polizisten. »Aber was ist mit Ihrem Mann? Wissen Sie inzwischen, wo er ist?«
»In seinem Büro geht niemand ans Telefon«, sagte Sara, sichtlich bemüht, zuversichtlich zu klingen. »Ich habe ein paar seiner Kollegen angerufen, mit denen er häufig zusammenarbeitet, aber niemand hat ihn und seine Assistentin seit heute Morgen gesehen.«
Guff sah seine Chefin an. »Sara, was ist, wenn er –«
»Ich bin sicher, er hat nur eben sein Büro verlassen«, fiel ihm Sara hastig ins Wort.
»Und wenn es andere Gründe hat? Vielleicht hätten wir doch auf Conrad warten sollen.«
»Wir haben ihm in seinem Büro eine Nachricht hinterlassen. Er wird sie sehen, wenn er zurückkommt.«
»Versuchen Sie es noch mal bei Ihrem Mann«, sagte der Polizist und reichte ihr sein Funktelefon.
»Nicht jetzt.« Im Moment wollte sie nicht einmal an diese Möglichkeit denken. »Erst, wenn wir mit Rafferty fertig sind.«
Als sie vor dem Haus ankamen, in dem Rafferty wohnte, gingen die zwei Polizisten auf den Türsteher zu. »Wir sind hier, um Oscar Rafferty in Apartment 1708 zu sprechen«, sagte einer von ihnen. Und als der Türsteher nach dem Telefon griff, fügte er hinzu: »Es wäre uns lieber, wenn Sie ihn nicht anrufen würden.«
Der Türsteher ließ sie nach drinnen und sagte: »Ich weiß von nichts und ich will auch von nichts wissen.«
»Sie sind ein echter Menschenfreund«, sagte Guff, als sie die Eingangshalle betraten. Niemand sagte ein Wort, bis alle vier im Lift waren.
Als sie in den siebzehnten Stock hinauffuhren, wandte Sara sich Guff zu. »Rafferty kann nicht wissen, dass wir nach Claire Doniger suchen. Wir erzählen ihm also, wir suchen Kozlow. Ist doch ganz einfach, oder nicht?« Alle nickten stumm.
Sara griff in die Tasche ihres Hosenanzugs und checkte noch einmal die Waffe, die Conrad ihr gegeben hatte, bevor er nach Hoboken gefahren war. Als er sah, was Sara tat, sagte Guff: »Nur keine Aufregung! Sie werden sie nicht brauchen – er war nur der Ansicht, Sie sollten sie haben.«
»Keine Angst«, sagte Sara. »Ich kann damit umgehen.«
Als sie Raffertys Wohnungstür erreichten, klingelte Sara.
»Wer ist da?«, fragte Rafferty.
»Mr. Rafferty, hier ist Sara Tate von der Bezirksstaatsanwaltschaft. Ich habe bereits letzte Woche mit Ihnen gesprochen.«
Die Tür ging auf, und Rafferty sah nach draußen. Sein Gesicht war eingefallen. Sein normalerweise glatt zurückgekämmtes Haar hing in wirren Strähnen um seinen Kopf. Und statt seines sportlichen Brioni-Anzugs trug er zerknitterte Khakihosen und ein Hemd mit offenen Manschetten. »Was gibt’s, Ms. Tate?«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie schon wieder stören muss, aber könnten wir Sie bitte noch einmal kurz sprechen?«
»Wenn es um Claire geht, möchte ich nur sagen, dass ich absolut nichts –«
»Damit befassen wir uns später«, sagte Sara. »Im Moment würden wir uns lieber in Ihrer Wohnung umsehen. Wir haben nämlich Grund zu der Annahme, dass Tony Kozlow hier ist.«
»Warum sollte –« Rafferty hatte Mühe, seine Fassung zu bewahren. »Aber bitte, Sie können gern hereinkommen.« Als Rafferty zur Seite trat, betraten Guff und die zwei Polizisten die Wohnung und begannen mit der Durchsuchung. Sara blieb bei Rafferty. Sie studierte aufmerksam seine müden Augen und versuchte herauszufinden, wie viel er wirklich wusste.
»Wenn ich recht informiert bin, haben Sie heute Morgen ein Team von der Spurensicherung in mein Büro geschickt«, brach Rafferty schließlich das Schweigen.
»Das ist richtig. Und zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass sie heute nicht im Büro waren. Warum haben Sie sich den Tag freigenommen? Waren Sie mit anderen Dingen beschäftigt?«
»Ms. Tate, Ihr Mangel an Feingefühl ist beschämend. Wenn Sie mich des Mordes beschuldigen wollen, dann verhaften Sie mich!«
»Genau das habe ich vor«, erwiderte Sara. »Glauben Sie mir, wir sprechen uns in Kürze wieder.«
In diesem Moment kehrte Guff ins Wohnzimmer zurück und sagte: »Keine Spur von ihm zu sehen.« Eine Minute später tauchten auch die zwei Polizisten wieder auf.
»Er ist nicht hier«, sagte einer von ihnen. »Es ist niemand hier.«
»Danke«, sagte Rafferty und brachte alle zur Tür. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern noch verschiedenes für das Begräbnis vorbereiten. Claire hatte keine näheren Verwandten.«
Sara wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Ich dachte, Sie hätten sich kaum gekannt.«
»Sie ist die Frau
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