Der Fall
eingebildet?«
»Nein, ich sage, du bist schwerhörig.« Und mit lauterer Stimme fügte sie hinzu: »Du bist so was von eingebildet!«
Jared versuchte die neugierigen Blicke der anderen Gäste zu ignorieren. »Du weißt, ich hasse es, wenn du das machst.«
»Darum hättest du ja auch keine Chance gegen mich. Ich weiß zu gut, wo deine wunden Punkte sind.«
»Ach, das ist es also, was du tun würdest? Du würdest die Geschworenen in ein Restaurant holen und wie eine Verrückte rumbrüllen?«
»Alles was nötig ist. Das ist mein Motto.«
»Das ist zwar ein tolles Motto, aber vor Gericht kommst du damit nicht weit. Vergiss nicht, du hattest noch nie einen Strafprozess.«
»Wenn du es unbedingt so genau nehmen willst, ist das richtig. Aber es geht hier nicht darum, wer von uns in juristischen Fragen besser beschlagen ist. Es geht hier darum, wer von uns den Prozess gewinnen würde. Und wenn du besser aufgepasst hättest, wüsstest du, dass du keine Chance gegen mich hättest.«
»Ach, tatsächlich nicht?«
»Nein, tatsächlich nicht.«
»Und warum?«
»Du magst zwar Mr. Bücherwurm-Oberschlau sein, aber vom Kämpfen hast du keine Ahnung.«
»Du aber schon?«
»Mein lieber Freund, hast du etwa immer noch nicht gemerkt, dass ich dir schon seit sechs Jahren den Arsch versohle?«
Jared lachte laut. »Soll das schon wieder eine Anmache sein?«
»Das ist mein voller Ernst«, entgegnete Sara. »Um einen Kampf zu gewinnen, muss man die Schwächen des Gegners kennen. Und ich kenne jede Einzelne von dir.«
»Nenn mir eine.«
»Du hasst es, wenn jemand sagt, dir ist alles in die Wiege gelegt worden.«
Jared hielt kurz inne. »Nenn noch eine.«
»Oh, du bist so berechenbar.«
»Klopf dir doch nicht selbst so fest auf die Schulter! Noch eine.«
»Du kannst nicht mit ansehen, wenn ich leide – und das heißt, du könntest gegen mich nie mit vollem Einsatz kämpfen.«
»Glaub mir, wenn nötig, würde ich die Samthandschuhe ablegen.«
»Du kannst es nicht ab, wenn etwas nicht perfekt ist.«
»Und du hast Angst zu versagen«, konterte Jared. »Jetzt lass doch endlich mal eine richtige Schwäche hören.«
»Da hast Angst vor Katzen.«
»Ich habe keine Angst vor ihnen. Ich finde nur, sie haben was gegen mich.«
»Als du klein warst, hast du ein ganzes Lexikon von vorn bis hinten gelesen.«
»Nur die Bände und Li bis Lz. Meine Initialen.«
»Du hast einen Lieblingskolumnisten.«
»Den haben die meisten Leute.«
Sara lehnte sich gegen den Tisch, hielt ihren kleinen Finger hoch und flüsterte: »Dein Penis – er ist winzig.«
»Das ist überhaupt nicht komisch.« Jared lachte. »Nimm das sofort zurück!«
»Okay, okay, ich nehme es zurück. Aber erzähl mir nicht, ich würde deine Schwächen nicht kennen.«
»Du weißt jedenfalls, wie du mich dazu bringen kannst, das zu tun, was du willst. Aber das kann ich umgekehrt genauso.«
»Deshalb möchte ich vor Gericht nicht gegen dich antreten«, sagte Sara. »Das gäbe ein fürchterliches Gemetzel.«
»Na, dann haben wir ja beide Glück gehabt, dass es nicht dazu kommt. Ich gebe den Fall ab, sobald ich zurück in der Kanzlei bin.«
»Das ist nett von dir.« Sara langte über den Tisch und nahm Jareds Hände in ihre. »Ich möchte nur, dass du weißt, wie dankbar ich dir bin, dass du dich so gut um mich kümmerst.«
»Sara, du hast es nicht nötig, dass ich mich um dich kümmere. Ich mache das alles nur, weil ich ganz vernarrt in dich bin.« Er zog ihre Hände an sich und küsste sie zärtlich. »Ich würde dir nie wehtun. Und jetzt lass uns endlich aufhören, uns wegen dieses Falls die Köpfe heiß zu reden. Dieses Problem ist hiermit erledigt.«
Nach dem Essen verließen Jared und Sara das Lokal. Der Tag war immer noch fahl und grau, und es bewölkte sich wieder stärker. »Es wird noch mehr regnen«, sagte Sara.
Jared nickte. »Soll ich dich zum Büro begleiten?«
»Nein, ich muss in die andere Richtung. Ich kann von hier zu Fuß gehen.«
Jared gab seiner Frau einen Kuss und beobachtete, wie sie sich entfernte. Sara hatte einen leicht wippenden Gang, und obwohl Jared sie deswegen häufig aufzog, gefiel ihm die Art, wie sie sich bewegte. Als sie um die Ecke bog, ging er auf das Taxi zu, das vor dem Restaurant stand. Sobald er die Tür öffnete, merkte er, dass bereits jemand auf dem Rücksitz saß. Es war Kozlow.
»Was machen Sie denn hier, Doc?«, sagte Kozlow. »Steigen Sie ein!«
Jared zögerte.
»Keine Angst«, sagte Kozlow. »Ich tue Ihnen
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