Der Fall
möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich mein Mandat leider niederlegen muss. Eben habe ich erfahren, dass meine Frau die Anklage vertritt.«
»Das macht doch nichts. Damit haben wir überhaupt kein Problem.«
»Aber ich«, erklärte Jared. »Darum trete ich von dem Fall zurück. Wenn Sie jedoch möchten, kann ich Ihnen gern jemand anders in unserer Kanzlei empfehlen, der den Fall übernimmt.«
Raffertys Blick verdüsterte sich, als er Jared missbilligend ansah. »Ich fürchte, Sie haben mich nicht verstanden. Sie geben diesen Fall nicht ab. Sie werden uns in dieser Angelegenheit vertreten.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, wirklich«, entgegnete Rafferty kalt. »Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Jared, wir müssen diesen Prozess gewinnen. Und wenn Sie sich offensichtlich auch sehr viel einbilden auf Ihren aufgeblasenen Karrieristenlebenslauf, haben Sie uns in Wirklichkeit nur eines zu bieten: Sie sind mit der Vertreterin der Anklage verheiratet. Sie wissen also, wie sie ein Problem anpackt und, was das wichtigste ist, wie man sich ihre Schwächen zunutze machen kann. Um es ganz direkt zu sagen: Sie wissen, wie man sie schlagen kann.«
»Aber ich übernehme den Fall nicht«, erklärte Jared.
»Jared, ich glaube nicht, dass Sie verstehen, was ich sage. Unser Freund Anthony Kozlow darf nicht schuldig gesprochen werden. Und wenn Sie weiter Ihren sexuellen Abenteuern auf dem Küchentresen frönen wollen, sollten Sie unbedingt dafür sorgen, dass er das nicht wird.«
»Woher wollen Sie wissen, dass wir –«
»Hören Sie gut zu«, sagte Rafferty ruhig. »Es ist für uns alle besser, wenn Sie den Fall gewinnen.«
»Für uns alle besser? Was soll das heißen?«
Ohne zu antworten, reichte Rafferty Jared einen großen braunen Umschlag. Als Jared ihn öffnete, sah er einen Packen mit etwa zwei Dutzend Schwarzweißfotos. Alle von Sara.
»Das ist Sara auf dem Weg ins Büro«, sagte Rafferty, als Jared auf eine Außenaufnahme sah. »Und hier ist sie, wie sie nach Hause kommt.« Auf den Fotos waren fast alle Orte zu sehen, an denen Sara in den letzten vierundzwanzig Stunden gewesen war. Als Jared zu einer Aufnahme kam, auf der Sara am Rand eines U-Bahnsteigs wartete, fügte Rafferty hinzu: »Das wurde aufgenommen, als sie gestern Nacht nach der Anklageerhebung nach Hause fuhr. Ich schätze, sie hatte es eilig, heimzukommen, denn sie beugte sich ständig über die Bahnsteigkante, um zu sehen, ob die U-Bahn endlich käme. So etwas ist nicht ganz ungefährlich, Jared. Nur ein kleiner Schubs, mehr ist nicht nötig.«
Jared, der wie gebannt auf die Fotos starrte, dachte, ihm würde jeden Augenblick übel. Die Trommelrhythmen der afrikanischen Musik schienen von allen Seiten auf ihn einzuhämmern. In einem plötzlichen Schwindelanfall verschwammen ihm die Fotos von Sara vor den Augen. Er schloss sie und versuchte sich wieder in den Griff zu bekommen. Schließlich sah er zu Rafferty auf. »Was wollen Sie?«
»Ich will, dass Sie gewinnen«, antwortete Rafferty. »Mehr nicht.«
»Und wenn ich verliere?«
Wortlos nahm Rafferty die Fotos und steckte sie in den Umschlag zurück.
»Antworten Sie mir«, verlangte Jared. »Was ist, wenn ich verliere?«
Rafferty verschloss den Umschlag wieder. »Die Antwort darauf wissen Sie, glaube ich, sehr genau.« Er ließ seine Worte auf Jared wirken. »Und hören Sie gut zu, was ich Ihnen jetzt sagen werde, denn ich weiß, was Sie denken. Wenn Sie zur Polizei oder sonst einer Behörde gehen, garantiere ich Ihnen, dass Sie an dieser Entscheidung Ihr ganzes restliches Leben zu tragen haben werden. Schweigen ist Gold. Wenn Sie irgendjemandem – und das gilt auch für Ihre Frau – auch nur ein Wort von unserer Unterredung erzählen, werden wir sie töten. Sobald Sie auch nur den Mund aufmachen, ist sie tot. Kozlow wird ihr schneller den Hals umdrehen, als Sie den Hörer auflegen können. Natürlich weiß ich, dass es dazu nicht kommen wird – Sie sind ein intelligenter Anwalt, Jared. In den nächsten paar Wochen verlangen wir nichts weiter von Ihnen, als dass Sie Ihre Arbeit tun. Bereiten Sie sich auf den Prozess vor, seien Sie ein guter Strafverteidiger, und gewinnen Sie. Denn mit nichts Geringerem geben wir uns zufrieden – irgendwelche Vergleiche kommen nicht in Frage. Schaffen Sie diese Sache aus der Welt, oder gewinnen Sie. Gelingt Ihnen das, werden Sie nie mehr etwas von mir hören. Kein Kopfzerbrechen, kein Ärger. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Jared nickte langsam. Sein
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