Der Fall
und auf jeden Fall braucht Ihr Mann von Kozlow eine schriftliche Einwilligung. Außerdem muss Ihr Mann eine Erklärung abgeben, dass er trotz Ihrer Beteiligung die Interessen seines Mandanten in angemessener Weise vertreten kann. So wird das bei Interessenkonflikten gehandhabt.«
»Und lassen Sie sich das alles unbedingt schriftlich geben«, fügte Conrad Moore hinzu. »Sonst gewinnen Sie und werden hinterher wieder um Ihren Sieg gebracht, wenn Kozlow in die Berufung geht und sich beschwert, er hätte kein faires Verfahren bekommen.«
»Wenn Jared also diese Einwilligung erhält, kann er den Fall behalten?«, fragte Sara, aber sie schien nicht sonderlich erpicht, die Antwort zu hören.
»Tut mir Leid – ich hätte auch gern bessere Neuigkeiten für Sie«, sagte Guff.
Moore deutete auf Sara. »Seien Sie bloß vorsichtig! Ich weiß, Sie wollen um jeden Preis gewinnen, aber lassen Sie es auf keinen Fall so weit kommen, dass der Fall Ihr ganzes Leben beherrscht.«
»Zu spät«, sagte Sara.
Ohne sich um seinen nagenden Hunger und den Stoß mit rosafarbenen Nachrichtenzetteln zu kümmern, arbeitete Jared die Mittagspause durch. Er las die Einbruchsstatuten, stellte eine Liste von Verteidigungsmöglichkeiten zusammen und begann nach jedem Fall mit ähnlichen Umständen zu suchen, der in den vergangenen zehn Jahren zur Verhandlung gekommen war.
Seine Besessenheit fand sogar im Aussehen seines Büros Niederschlag. Das Woody-Alien-Plakat, das hinter seinem Schreibtisch an der Wand gehangen hatte, war durch eine große Anschlagtafel mit einem vergrößerten Plan des Tatorts ersetzt worden, auf dem neben den Häusern von Ms. Doniger und Ms. Harrison sowohl Officer McCabes Standort eingezeichnet war, wo er über Funk die Einbruchsmeldung erhalten hatte, als auch die Stelle, an der er Kozlow angehalten hatte. Jared hatte vor, den Tag jeden Morgen auf die gleiche Weise zu beginnen: Er würde das Büro betreten, die Skizze studieren und sich den Tathergang Sekunde für Sekunde vorzustellen versuchen. Tag für Tag würde er alle Einzelheiten durchgehen und unermüdlich nach einem weiteren anfechtbaren Detail suchen, das er sich zunutze machen konnte. Beim Prozess brauchte er nur einen winzigen Fehler – einen Patzer, eine falsche Identifizierung, ein nicht stichhaltig erklärbares Moment. Das war alles, was nötig war, um allein mit Hilfe der Fakten zu gewinnen; das war alles, was er brauchte, um seine Frau zu beschützen.
Und wenn er nicht mit Hilfe der Fakten gewinnen konnte, bestand immer noch die Möglichkeit, mit Hilfe des Mandanten zu gewinnen. Wie er bereits bei zahlreichen Prozessen beobachtet hatte, wirkten manche Angeklagte so glaubwürdig – ja, sogar so sympathisch –, dass die Geschworenen gar nicht anders konnten, als sie für nicht schuldig zu befinden. Doch als Jared sah, wie Kozlow Nägel kaute und die Fitzel in eine Kaffeetasse spuckte, wurde ihm klar, dass er nicht zu dieser Sorte Mandanten gehörte.
In diesem Moment kam Kathleen herein. »Lust auf einen kleinen Energieschub? Brownie ist am Telefon.«
Jonathan Brown war einer von Manhattans eher unbekannten und ungewöhnlichen Antiquitätenhändlern. Er hatte sich auf Kino-Erinnerungsstücke spezialisiert und war Jareds Exklusivquelle für besonders schwer zu findende Sammlerstücke. Die beiden hatten sich, als Jared noch Jura studierte, auf einer Antiquitätenmesse kennengelernt, aber erst als Jared das Chinatown- Messer gekauft hatte, war Brownie klar geworden, dass er einen Kunden auf Lebenszeit hatte. Brownie, der vor allem Geschäftsmann und nur unter anderem Sammler war, versicherte Jared immer, er bekäme seine Neuzugänge exklusiv als Erster zu sehen. Und weil Jared Brownie mochte, glaubte er ihm im Großen und Ganzen.
»Ich hätte da was für dich«, sagte Brownie, als Jared abnahm.
»Hör zu, Brownie, jetzt ist wirklich nicht –«
»Du meine Güte, geht das schon wieder los! Kannst du vielleicht mal eine andere Platte auflegen als dieses ewige: Ach, weißt du, Brownie, wir müssen noch unsere Schulden abzahlen. Geh ein bisschen mit dem Preis runter, und ich überleg’s mir noch mal. Also, die Nummer zieht heute bei mir nicht, Mann. Weil ich nämlich gerade die echte Gans, die goldene Eier legt, aufgetan habe.«
»Ich meine es ernst –«
»Lass mich erst ausreden. Kannst du dich noch an die Wunschliste erinnern, die du mir gegeben hast? Die, wo oben draufsteht: ›Wenn du das siehst, kauf es für mich‹? Und zwar in
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