Der Fall
geschlagen, wie?«
»Ich kann einfach nicht anders«, erwiderte Sara verzweifelt. »Dieser Fall ist alles, was ich habe. Außerdem ist es nicht nur meine blühende Fantasie.«
»Sind Sie da wirklich sicher?«
»Ich glaube schon. Ich meine, wir haben hier einen Einbruch, bei dem von all den teuren Dingen, die entwendet werden könnten, nur zwei kleine Gegenstände abhanden kommen; dann haben wir einen Kleinganoven, der Beziehungen zu den besten Anwälten der Stadt hat; dann haben wir die Tatsache, dass von den zwei Kanzleien, die er mit seiner Verteidigung beauftragt, eine meine ehemalige ist und die andere die meines Mannes. Und als ob das noch nicht genug wäre, haben wir den besten Ankläger der Welt, der den Fall anfordert und sich in meinem Büro herumtreibt. Was wollen Sie noch? Eine riesige Leuchtreklame, auf der steht: ›An der Sache ist was faul‹?«
»Ich glaube trotzdem, Sie sehen Gespenster – für jeden dieser Punkte gibt es eine logische Erklärung.«
»Wirklich? Und wie ist es damit? Wenn das alles angeblich vollkommen normal ist, warum hat Stockwell den Fall nicht zurückverlangt?«
»Augenblick mal, was werfen Sie Victor vor?«
»Ich werfe niemandem etwas vor. Ich finde nur, Sie können nicht leugnen, dass man dieser Sache weiter nachgehen sollte.«
»Was das angeht, möchte ich mir mein endgültiges Urteil noch vorbehalten«, erwiderte Moore. »Aber wenn Sie schon fest entschlossen sind, Nachforschungen anzustellen – was wollen Sie als nächstes tun?«
»Ich bin nicht sicher. Ich dachte, ich sollte Victor Stockwell etwas unter die Lupe nehmen, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Wenn Sie möchten, können Sie im AJIS nachsehen – das ist die Datenbank, in der Sie abrufen können, wer Kozlows frühere Ankläger waren. Sie können dort auch prüfen, ob Victor schon mal einen Fall mit Ms. Doniger hatte. Aber ich muss Sie erneut warnen: Es gibt ein Dutzend unverfänglicher Gründe, weshalb Victor den Fall haben wollte. An Ihrer Stelle würde ich also die hochfliegenden Träume fahren lassen. Sie machen sich nur falsche Hoffnungen.«
»Keine Sorge!« Saras Stimme bebte vor Erregung. »Ich werde die Realitäten nicht aus dem Blick verlieren.«
Conrad Moore beobachtete, wie sich Sara hastig Notizen machte, und schüttelte den Kopf.
»Was ist?«, fragte Sara, als sie aufblickte. »Was habe ich gemacht?«
»Nichts«, sagte Moore. »Sonst noch was?«
»Ein letztes: Wie erwische ich die Schweine, die in meine Wohnung eingebrochen sind?«
»Davon hat Guff mir bereits erzählt. Während Sie mit McCabe sprachen, haben wir uns mit dem zwanzigsten Revier in Verbindung gesetzt. Sie gehen der Sache nach, aber sie haben noch keine Anhaltspunkte. Haken Sie das Ganze als einen unglücklichen Zufall ab, und vergessen Sie es.«
»Habe ich da eben recht gehört? Und was ist mit Ihrer schönen Rede von vorhin? Dass man alles tun soll, um das Verbrechen einzudämmen?«
»Das war nur Show«, witzelte Moore. »Vielleicht haben Sie ja Glück, wenn sie die Fingerabdrücke haben.«
Bei Moores letzten Worten betrat Guff das Büro. »Sie sollten sich schämen. Jetzt hören Sie sich an wie ein Achtzig-Prozenter.«
»Haben Sie eigentlich bei jedem Gespräch Ihr Ohr an der Tür?«, fragte Moore.
»Nur bei den interessanten.« Und an Sara gewandt, fuhr Guff fort: »Ich habe Neuigkeiten von der Front für Sie. Zuerst, Ms. Donigers Nachbarin, Patty Harrison, ist gern bereit auszusagen. Sie können sie heute anrufen, um einen Termin zu vereinbaren. Zweitens habe ich mich wegen des Interessenkonflikts kundig gemacht. Laut Kammerrichtlinien ist bei Ehemann gegen Ehefrau ein solcher Konflikt eindeutig gegeben. Die schlechte Nachricht ist, man kann das Ganze umgehen, wenn der Mandant in vollem Umfang über den Interessenkonflikt aufgeklärt wird und anschließend eine schriftliche Einverständniserklärung abgibt.«
»Verdammt«, sagte Sara. »Jared braucht also nur –«
»Augenblick mal«, unterbrach Moore sie. »Ihr Mann ist der Verteidiger?«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, ich bilde mir das alles nicht nur ein«, sagte Sara. »Können Sie mir vielleicht einen Rat geben, was ich tun soll?«
»Sagen Sie ihm, er soll das Mandat niederlegen, oder Sie lassen sich scheiden. Ich habe so was schon einmal mitbekommen – da kommt etwas höchst Unerfreuliches auf Sie zu.«
»Es ist also zulässig?«, fragte Sara nervös.
»Nur unter bestimmten Umständen«, sagte Guff. »Die Kanzlei muss ein wenig tricksen,
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