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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wirklich keine Ahnung, ob er mir meinen Tadel übelgenommen hat oder nicht. Das war nicht mein Problem. Mir ging
     es darum, ihm bewusst zu machen, was in dieser Gemeinde von ihm erwartet wurde.«
    »Du hattest mit ihm keinen Streit darüber?«
    »Streit? Ich bin … Ich
war
sein Vorgesetzter, und als ich ihm meine Sorge mitgeteilt hatte, hätte dies die Sache beenden sollen.«
    »Offensichtlich hat es sie nicht beendet«, bemerkte Fidelma.
    |479| Pater Febal warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass die Sache nicht beendet war«, stellte Fidelma kalt fest. »Oder legst du diese
     Ereignisse anders aus?«
    Pater Febal zögerte.
    »Du hast recht. Du deutest an, die beiden hätten sich verschworen, das Kruzifix und den Kelch aus der Kirche zu stehlen. Nachdem
     Pater Ibor das getan hatte, wurde er von Reue überwältigt und brachte sich um …« Die Augen des Priesters weiteten sich plötzlich.
     »Nachdem er zuvor das Mädchen getötet hatte«, fügte er hinzu.
    Fidelma strich sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die Nase.
    »Das ist eine Erklärung«, gab sie zu. »Aber keine, die ich für besonders gut halte.«
    »Warum nicht?«, wollte der Priester wissen.
    »Die Hypothese wäre die, dass der junge Priester so sehr in das Mädchen verliebt war, dass sie beschlossen, gemeinsam fortzulaufen
     und die wertvollen Gegenstände zu stehlen, um sich so gegen Armut und Entbehrung abzusichern. Wir müssten außerdem schlussfolgern,
     dass der junge Priester von Reueüberwältigt wird, nachdem er die Hütte des Mädchens erreicht hat. Er gerät mit dem Mädchen
     in Streit und ersticht es. Dann, nachdem er den kostbaren Kelch neben der Leiche zurückgelassen, das Kruzifix aber seltsamerweise
     versteckt hat, geht er in den Wald und beschließt, als er schon eine Strecke Wegs zurückgelegt hat, in seiner Verzweiflung,
     sich zu erhängen. Und während er bereits am Baum hängt, während er erstickt, ist er außerdem noch in der Lage, ein Messer
     hervorzuholen und sich ins Herz zu stechen.«
    »Und was stimmt nicht daran?«
    |480| Fidelma lächelte dünn.
    »Lass uns noch einmal Bruder Adag hereinholen. Du kannst bleiben, Pater Febal.«
    Der arglose junge Mönch stand da und schaute mit ungekünstelter Unschuld von Fidelma zu Pater Febal.
    »Mir wurde gesagt, du hättest Téite gesehen, als sie gestern hierherkam?«
    Der Junge dachte nach.
    »Ja. Es ist meine Aufgabe, die Kleider zusammenzusuchen, die gewaschen oder geflickt werden müssen, und ein Bündel für Téite
     vorzubereiten.«
    »Und das hast du gestern Morgen getan?«
    »Ja.«
    »Téite hat sie abgeholt? Waren es Kleider, die ausgebessert werden mussten?«
    »Und zwei Kutten, die gewaschen werden mussten. Pater Febal und Bruder Finnlug hatten sie mir gegeben … Sie waren bei der
     Suche nach Pater Ibor zerrissen, und eine war mit Blut beschmiert.«
    »Nur um ganz sicher zu sein«, unterbrach ihn Fidelma, »Téite holte die Kleider gestern Morgen ab?«
    Bruder Adag sah zu Pater Febal hinüber, schlug die Augen nieder und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Ja, gestern Morgen.«
    »Du bist also sicher, dass sie sie abholte,
nachdem
die Suche nach Pater Ibor stattgefunden hatte?«
    »Ja. Pater Ibor wurde am Tag vorher gefunden.«
    »Denk genau nach!«, rief Pater Febal gereizt. »Denk noch mal nach!«
    Der junge Mönch errötete und zuckte hilflos mit den Schultern.
    Pater Febal rümpfte verärgert die Nase.
    |481| »Da hast du es, Schwester. Du siehst, dass man dem Erinnerungsvermögen dieses Dummkopfs wenig Vertrauen schenken kann. Die
     Kleider müssen abgeholt worden sein, bevor wir Pater Ibor gefunden haben.«
    Der junge Mönch fuhr herum. Einen Moment lang glaubte Fidelma, dass er sich auf Pater Febal stürzen würde, denn er hob beide
     Hände, zu Fäusten geballt. Aber er drückte sie nur in abwehrender Haltung fest an seine Brust. Sein Gesicht war rot, und seine
     Augen blitzten vor Wut.
    »Ich bin vielleicht dumm, aber wenigstens mir hat Téite etwas bedeutet!« Er schluchzte beinahe.
    Pater Febal wich unbewusst einen Schritt zurück.
    »Und wem hat Téite nichts bedeutet?«, fragte Fidelma sanft. »Pater Ibor?«
    »Natürlich hat sie ihm nichts bedeutet. Aber er hat ihr etwas bedeutet. Sie hat ihn geliebt. Nicht wie …« Der Junge brach
     plötzlich ab.
    »Ich würde die Torheit des Jungen nicht beachten, Schwester«, warf Pater Febal ungerührt ein. »Wir alle

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