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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Tischkante und schüttelte den Kopf. Sie nahm den Dudelsack in die Hand, den der unheimliche Besucher
     auf den Tisch geworfen hatte.
    »Nein, es war wohl eher jemand, der ihm ähnelte und dessen Stimme dir so ähnlich klang wie die von Mugrán. Schau dir sein
     Gesicht an, Monchae. Vielleicht erkennst du ihn ja?«
    Ihr Aufschrei bestätigte Fidelma, dass ihre Vermutung stimmte.
    »Das ist Cano, Mugráns Bruder«, stellte Monchae fassungslos fest.
    »Aber warum? Wie ist das möglich?«
    »Das ist eine traurige, aber offenbar ganz einfache Geschichte. Cano ist nicht erschlagen worden am Loch Derg, wie man euch
     berichtet hat. Vielleicht war er nur schwer verwundet und ist schließlich zurückgekehrt. Ich vermute, er hinkte nicht, als
     er in die Schlacht zog.«
    »Nein, ganz und gar nicht«, bestätigte die Wirtin.
    »Mugrán war tot. Da hat er Mugráns Dudelsack an sich genommen. Warum es so lange dauerte, bis er hier auftauchte, werden wir
     nie erfahren. Vielleicht brauchte er bislang kein Geld, oder der Einfall ist ihm eben erst jetzt gekommen …«
    »Ich versteh das alles nicht«, sagte Monchae und sank auf einen Stuhl neben dem Tisch.
    |549| »Cano hat sich erinnert, dass Mugrán Geld hinterlassen hat. Ziemlich viel sogar hatte er zusammengespart. Mugrán hatte dir
     versichert, falls er sterben sollte, würdest du keine Not leiden, es sei genug Geld im Gasthof. Das war doch so, nicht wahr?«
    Monchae nickte. »Aber habe ich dir nicht erzählt, dass ich das für ein Hirngespinst von Mugrán hielt? Wir haben jeden Winkel
     im Gasthof abgesucht und haben nie etwas gefunden. Hat uns auch nicht weiter gekratzt, Belach und ich kommen mit dem aus,
     was wir haben.«
    »Cano muss sich von dem Gedanken haben leiten lassen, dass ihr den Schatz seines Bruders nicht gefunden habt, und das hat
     ihn darauf gebracht, selbst danach zu suchen.«
    »Aber so einen Schatz gibt es gar nicht«, kam Belach seiner Frau zu Hilfe.
    »O doch, es gibt ihn«, beharrte Fidelma. »Und Cano wusste das. Er wusste nur nicht, wo. Er brauchte Zeit, um danach zu suchen.
     Also musstet ihr vom Gasthof, damit er in Ruhe überall herumstöbern konnte. Da kam ihm die Idee, euch zu vertreiben, indem
     er sich als Geist seines Bruders ausgab. Er hatte dessen Dudelsack und konnte die gleichen Lieder spielen, die sein Bruder
     gespielt hatte. Seinem Aussehen und seiner Stimme nach konntet ihr ihn für denjenigen halten, den ihr von früher kanntet.
     Natürlich ist er auf Abstand geblieben und hat sich nur von ferne mit gedämpfter Stimme hören lassen. Und so hat er angefangen,
     euch in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Und wie ist das mit dem Schimmern am ganzen Körper?«, wollte Belach wissen. »Wie hat er das zustande gebracht?«
    »Es gibt so ein gelbes, lehmartiges Zeug, dem dieses seltsame Leuchten anhaftet«, erklärte ihm Fidelma. »Man kann es von den
     Wänden in den Höhlen westlich von hier abkratzen.
Mearnáil
heißt es, eine Art Phosphor. Und das glimmt im Dunkeln. |550| Sieh dir Canos Umhang an, er hat ihn mit dem gelblichen Lehm beschmiert.«
    »Aber Fußspuren hat er keine hinterlassen«, rätselte Belach. »Nicht ein Fußabdruck war im Schnee.«
    »Trotzdem gibt es Spuren, die ihn verraten. Er hat einen Zweig von einem Busch gerissen, ist dann rückwärts vom Hügel gegangen
     und hat seine Fußspuren verwischt. Damit kann man zwar die eigenen Fußstapfen unkenntlich machen, aber an der Schneeoberfläche
     bleiben die Wischspuren sichtbar. Diesen Trick lernen Krieger, um ihre Spuren vor den Feinden zu verbergen.«
    »Hat er all die Nächte in der Kälte draußen verbracht? Wie hat er das ausgehalten?«, fragte sich Monchae. Als praktisch denkende
     Hausfrau drängte sich ihr sofort eine solche Überlegung auf.
    »Er war nicht immer draußen. Er hat im Gasthof geschlafen, oder zumindest im Stall. Mehrfach hat er versucht, im Gasthaus
     nach dem Schatz zu forschen. Deshalb hat es mitunter gebumst, und ihr seid von seltsamen Geräuschen wach geworden. Aber er
     hatte begriffen, gründlich konnte er nur zu Werke gehen, wenn er euch vergraulte.«
    »Da hat er mit uns hier im Gasthof gehaust?« Belach war fassungslos.
    Fidelma wies auf die offene Falltür in den Dielen hin. »An scheinend hat er mehr geheime Gänge im Gasthof gekannt als ihr beide. War ja kein Wunder, wenn er hier aufgewachsen ist.«
    Alle schwiegen. Schließlich meinte Monchae kleinlaut: »Und das alles, obwohl es gar keinen versteckten Schatz gab. Der arme
     Cano.

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