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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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täte dir jetzt sicher gut.“ Er blinzelte verschwörerisch. „Das befreit den Kopf.“
    Alep musste lächeln, als Großvater von ein bisschen Bewegung sprach. Die Übungen mit ihm waren anstrengend und schweißtreibend.
    „Ja, vielleicht hast du recht“, sagte Alep.
    „Warte einen Augenblick, zuerst möchte ich mit dir sprechen“, sagte Großmutter.
    Bei Großmutters Worten machte sich eine gespannte Bewegungslosigkeit in der kleinen Küche breit. Alle verharrten, wo sie gerade waren. Oma Elders runzelte die Stirn und sah auf. Als niemand Anstalten machte, die Küche zu verlassen, sagte sie mit einem tadelnden Blick in die Runde: „Allein.“
    Kurz darauf waren alle verschwunden. Opa Elders kam noch einmal zurück und steckte den Kopf durch die Tür. „Wirklich allein?“
    „Geh und such dir Arbeit“, entgegnete Oma Elders lachend.
    „Einverstanden. Alep, ich erwarte dich hinter der Scheune.“ Opa Elders schloss die Tür.
    „Ich möchte dir bei deiner Entscheidung helfen, Junge.“
    „Wie?“, fragte Alep.
    „Es fällt mir schwer, es zu sagen, aber du wirst wohl nach Hornburg reisen müssen, um dir Klarheit zu verschaffen. Irgend etwas wartet dort auf dich, das entdeckt werden will, bevor du dein Leben hier wieder aufnehmen kannst.“
    „Ich hab doch keins!“
    „Ein weiterer Grund nicht lange zu zögern. Die Magie ist dir nicht fremd. Zum einen bist du mein Enkel und zum andren ist da die Geschichte von den Schuppen.“ Oma Elders goss sich frischen Tee in ihre Tasse und gab Honig dazu. Während sie schwungvoll den Tee umrührte, sagte sie: „Ich habe diese Geschichte nie vergessen. Wir waren in heller Aufregung damals. An jenem Tag in den Bergen hast du das Wirken einer Macht verspürt, die andre als Magie bezeichnen. Oder glaubst du, du hast die Schuppen ganz allein gefunden, so tief im Berg vergraben? Nein! Das war Magie. Alte, starke Magie. Gib mir die Drachenschuppen.“
    „Wozu?“, wollte Alep wissen. Er zog den Lederbeutel aus dem Hemd. Im Laufe der Jahre hatte der Beutel eine dunkelbraune Färbung angenommen. Er war ganz glatt und weich und hing an einer langen Lederschnur um seinen Hals. Alep öffnete ihn und kippte seinen Inhalt auf den Tisch. Heraus fielen drei handtellergroße, bronzefarbene Platten, die in ihrer Form Fischschuppen ähnelten. Sie waren dünn und biegsam aber nicht zu zerstören. Alep war die Hornplatten mit allen Arten von Werkzeug angegangen. Das Ergebnis war immer das Gleiche. Im besten Fall war es ihm gelungen, den Schuppen ein paar Kratzer zuzufügen.
    Großmutter nahm eine Schuppe. Das Licht der Morgensonne spiegelte sich darin wider und ließ die wellenförmigen, hauchdünnen Silberfäden blitzen und funkeln. Die silbernen Linien waren auf jeder Schuppe gleich angeordnet. Alep glaubte darin ein Bild oder ein besonderes Zeichen zu erkennen, konnte es aber nicht benennen.
    „Als wir dich endlich wieder hier zu Hause hatten, hast du diese drei Schuppen in den Händen gehalten. Ich glaube, dass sie deine eigene Magie verstärkt haben, oder besser, gebündelt und auf ein Ziel gerichtet: dein Überleben. Als du in deinem Bett lagst, blass und bleich wie der Tod, haben wir versucht, deine ineinander verschränkten Finger zu lösen. Als ich meine Hände um deine legte, dachte ich, ich hätte mich verbrannt, so heiß waren sie. Und sie pulsierten im Takt deines Herzschlages. Ich musste meinen ganzen Willen aufbieten, bevor wir deine Hände voneinander lösen konnten. Dann fielen die Schuppen heraus und du wurdest ganz ruhig. Es hat mich viel Kraft gekostet, das zu tun.“ Großmutter hob die Schuppe ins Licht. „Diese Schuppen sind sehr selten, mein Junge. Ich kenne einige Zauberer, die ihren rechten Arm für eine davon gäben.“
    „Warum?“
    „Weil sie damit ein Zaubermittel von herausragender Kraft besäßen. Es gibt nicht viele solcher natürlichen Amulette, und Drachenschuppen sind die wertvollsten. Außerdem haben Drachen zu ihren Lebzeiten eine ganz eigene Vorstellung von Eigentum, besonders, wenn es um den Besitz ihrer Haut geht. Das haben schon viele, sehr dumme Menschen am eigenen Leib erfahren müssen. Du aber hast gleich drei davon. Pass gut drauf auf. Sie können von großem Nutzen für dich sein, falls du dich entschließt, nach Hornburg zu reisen.“
    „Aber was, wenn nicht ich mit der Prophezeiung gemeint bin, sondern ein anderer.“
    Oma Elders zuckte mit den Schultern. „Und was wäre daran so schlimm?“
    Alep nickte nachdenklich. „Ich danke

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