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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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plötzlich sehr vorsichtig. „Warum soll ich das tun?“, fragte er achtsam.
    Weil ich mich dann besser bewegen kann.
    „Vergiss es! Ich habe nur ein Leben“, erwiderte Alep verächtlich. „Ich traue dir nicht. Ich weiß, dass große Macht in den Schuppen ruht. Die will ich dir nicht geben.“
    Keine Ahnung habt Ihr von der Magie , polterte die Stimme in Aleps Ohren. Niemals könnte ich meine Schuppen so einsetzen, wie Ihr es vermögt, denn ein Magier bin ich nie gewesen. Magisch bin ich, nicht magiebegabt wie Ihr! Versteht Ihr diesen Unterschied?
    „Wer sagt mir, dass du nicht noch einmal versuchst, mich zu binden, wenn ich deinen Wunsch erfülle?“
    Zum größten Teil wars Eure eigene Unwissenheit. Ich nahm lediglich, was Ihr benutztet und wendete es gegen Euch. Begreift es endlich - ich bin kein Magier, kann niemals einer sein!
    Alep betrachtete grübelnd die Holzfigur.
    Lasst Euch ruhig Zeit , sagte die Stimme . Auf die paar Minuten kommt es jetzt auch nicht mehr an. Vielleicht hilft es Euch zu wissen, dass ich beauftragt bin, Euch beizustehen. Die Stimme machte eine kleine Pause. Lasst uns einen Handel vereinbaren. Ihr schenkt mir die Freiheit - wenngleich die Schuppen ohnehin mein Eigentum sind - dafür werde ich Euch lehren, Eure Magie ohne Gefahr für Leib und Leben anzuwenden.
    Ah, jetzt hast du dich verraten! frohlockte Alep. Gerade eben hast du mir versichert, dass es dir unmöglich ist, Magie anzuwenden.
    Ich weiß alles darüber, entgegnete die Stimme schlicht. Könnt Ihr das Gleiche von Euch behaupten? Verständlich erscheint Eure Vorsicht, doch ist sie unangebracht. Es besteht eine unüberwindbare Grenze für einen Drachen zwischen Wissen und Anwendung.
    Es war ein verlockendes Angebot, das der Drache ihm da machte. Aber durfte er ihm trauen? Konnten Drachen doch lügen? Einerlei! Der Drache war nicht sonderlich groß. Er hatte ihn in seiner Tasche hergetragen. Alep war sicher, dass Wigget ihn mehr fürchtete als umgekehrt. Also zog er kurzentschlossen eine weitere Schuppe aus dem Lederbeutel und nahm den Drachen auf. Dann drehte er die Figur auf die Seite. Und tatsächlich, dort, wo das Flügelgelenk angedeutet war, bildete sich jetzt langsam unter seinem ungläubigen Blick ein schmaler Spalt. Die Maserung im Holz teilte sich, und die losen Fasern, die rötlich zu schimmern begannen, drückten sich nach innen. Vorsichtig schob Alep die Schuppe mit dem schmalen Ende voran ins Holz. Es klickte, als die Verdickung der Schuppe irgendwo darunter einrastete. Er nahm die zweite Schuppe, unsicher darüber, ob er das Richtige tat, und drückte sie auf der anderen Seite in den Drachenkörper. Wieder klickte es leise. Alep hob die Holzfigur vor sein Gesicht und betrachtete sie prüfend. Als er ein feines Lachen hörte, stellte er sie auf die Erde und zog sich einige Schritte zurück.
    Das Lachen wurde lauter. Die Vögel des Waldes verstummten und eine unangenehme Stille legte sich über die Lichtung. Alep ging in die Knie und tastete nach dem Schlagstock, der hier irgendwo liegen musste. Dabei ließ er die Figur nicht aus den Augen. Die schwarzen Schuppen mit ihren silbernen Fäden bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast zum dunklen Holz. Sie lagen flach am Holzkörper und bedeckten die geschnitzten Flügel ganz. Reglos bewunderte Alep ihre einzigartige Schönheit.
    Er zuckte erschrocken, als sich die Schuppenflügel zum ersten Mal bewegten. Dann verfärbte sich das Holz. Es wurde dunkler und nahm eine grauschwarze Tönung an. Er spürte die Wärme, die davon ausging, wie die eines kräftigen Feuers. Das Holz dehnte sich. Knirschend und knackend wuchs es, bis es etwa die Länge von Aleps Unterarm hatte. Wieder ruckten die Schuppen, bewegten sich. Sie drehten sich vom Körper weg, beschrieben einen Halbkreis, bis sie in einer Linie mit dem Waldboden waren. Dabei verformten sie sich zusehends, wuchsen und wurden zu beweglichen Drachenflügeln.
    Dort, wo die Flügel aus dem Holz kamen, waren sie schmal, nicht breiter als ein Daumennagel. Nach außen hin verbreiterten sie sich und reichten vom Kopf bis zum Schwanzende. Ihre Farbe war tiefschwarz. Wo sich vorher silberne Linien auf den Schuppen befunden hatten, konnte Alep jetzt feine Knochen erkennen, die vom Flügelgelenk ausgehend in einem sanften Bogen nach hinten verliefen. Dazwischen spannte sich dünne, ledrige Haut. Der Schwanz zuckte aufgeregt hin und her. Der lange Hals bog sich zur Seite. Der Kopf erhob sich langsam, bis grün schillernde Augen sich

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