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Der Falsche Krieg

Titel: Der Falsche Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Roy
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homogen sind, künftig Konfliktzonen entstehen werden. Natürlich sind das, bis auf eine Ausnahme, die Grenzgebiete der drei großen Regionen, die sich abzeichnen.
    Einen genaueren Eindruck erhält man, wenn man die Wahlergebnisse in den 102 Bezirken betrachtet und nicht nur die der 18 Provinzen. 8 Zunächst einmal haben sich in 87 von den 102 Bezirken Koalitionen mit einer Zweidrittelmehrheit oder mehr gebildet, die in ethnisch-religiöser Hinsicht homogen sind (schiitisch, sunnitisch oder kurdisch), in sieben Bezirken gab es eine absolute Mehrheit (dreimal für ein schiitisches, dreimal für ein kurdisches und einmal für ein sunnitisches Bündnis), und in nur acht Bezirken hat sich keine kommunitäre Mehrheit ergeben. In einem einzigen der 102 Bezirke (Tell Afar in der Provinz Ninive) fiel die absolute Mehrheit einer kommunitären Gruppe zu (in dem Fall einer schiitischen), die keinerlei territoriale Berührung zum Schiitengebiet im Süden hat (anscheinend wurde die arabische schiitische Stimmabgabe verstärkt durch die schiitischen Turkmenen und die heterodoxe kurdische Sekte der Jessiden). Überall sonst stimmten die Kontaktgebiete wie auch die Hauptstadt uneinheitlich ab. Insgesamt ergibt sich das Bild dreier großer territorialer Einheiten, zwischen denen ein konfliktträchtiger Gebietsstreifen verläuft. In dem Streifen ereignen sich die meisten Attentate, und das wird dazu führen, dass man daraus eine Grenze macht und die jeweiligen Bevölkerungsminderheiten abwandern.

    Es ist nicht überraschend, dass die zwischen Schiiten und Sunniten geteilten Bezirke die gesamte Provinz Diala abdecken (mit Ausnahme des nördlichsten Bezirks, der stark sunnitisch ist) sowie Bagdad. Die anderen »gemischten« Bezirke liegen am Rand des autonomen Kurdengebiets. Damit haben wir zwei Regionen, die von Spannungen geprägt sind: Rund um Bagdad sowie im Osten bis zur iranischen Grenze gibt es Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten, während sich Kurden und Sunniten entlang der Achse Mossul-Kirkuk-Khanaqin (Xanaqin) aneinander reiben. Außerdem sind alle drei Gruppen in Tell Afar westlich von Mossul präsent: Dieser letzte Krisenherd ist insofern wichtig, als er an der Grenze liegt und die Türkei und Syrien mit erfassen kann.
    In der Konfliktzone zwischen dem Gebiet der Kurden und der arabisch-sunnitischen Region erhöhen sich die Spannungen dadurch, dass die Kurden westlich der grünen Linie vorrücken, die seit 1991 das autonome Kurdengebiet definiert. Das geschieht auf zweierlei Weise: einmal durch die Rückkehr von Kurden, was die Vertreibung von Arabern zur Folge hat, und dann durch die Rolle der Peschmerga-Milizen, die sich um die Aufrechterhaltung der Ordnung bemühen. Die Gebiete mit den stärksten Spannungen liegen östlich von Mossul und rund um Kirkuk.
    Die Frage ist, ob die Verfassung, die eine unverkennbar föderalistische Signatur trägt, die Spannungen abmildern kann. Sie ist in manchen Punkten sehr uneindeutig, und zwar mit Absicht. Sie definiert keine Regionen,
sondern sagt, dass die Provinzen sich zu Regionen zusammenschließen können, wenn sie es wollen. Da die Macht den Regionen übertragen wird und nicht den Provinzen, ist der Anreiz groß, sich als Region zu konstituieren, aber die Modalitäten sind vage, und als Akteure sind nur die Provinzen vorgesehen. Die Verfassung sagt nichts darüber, ob Bezirke von einer Provinz in eine andere wechseln können, um einer Region anzugehören, die ihrer kommunitären Ausrichtung besser entspricht, was vor allem für Fälle relevant ist, die an einer Grenze liegen.
    In acht südlichen schiitischen Provinzen sowie drei kurdischen (Süleymania, Dahuk, Erbil) und zwei sunnitischen (Al Anbar, Salaheddin) wird die Neuordnung zu autonomen und homogenen Regionen kein Problem darstellen. Aber in den Provinzen Ninive, At Taymin, Diala, Bagdad und Babil werden einige Bezirke die Entscheidung der Bevölkerungsmehrheit ablehnen. Wie geht es dann weiter? Mangels klarer Direktiven durch die Verfassung und nach einer Phase lokaler Auseinandersetzungen wird man wohl die Verwaltungsgrenzen den Ergebnissen von lokalen Abstimmungen entsprechend neu ziehen müssen, oder man wird den Austausch von Bevölkerungsgruppen, wenn nicht gar Formen von ethnischer Säuberung dulden müssen. Man muss auch damit rechnen, dass Milizen von territorialen Bastionen aus ihre Brüder in den umkämpften Gebieten unterstützen - was die Kurden bereits tun und was sich bei den Sunniten mit

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