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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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die Schuld dafür geben außer mir selbst.
    » Bruce McCabe«, sagte Joel. » McCabes Frau arbeitete im Marketing von Global Harvest«, sagte er. » Sie war nur für kurze Zeit in Adana. Auch sie starb.«
    » Wow«, sagte Shauna.
    » Und Stanley Keane?«, fragte ich.
    Joel nickte ernst. » Sein Sohn war ein großer Highschool-Fußballstar. Er stand unter Vertrag bei einem belgischen Team, das in dieser Woche in Adana spielte. Keine Ahnung, ob er in dem Hotel untergebracht war, jedenfalls war er an diesem Tag dort. Und auch er starb. Ebenso wie seine Mutter, Stanleys Frau.«
    Unglaublich. Das erklärte Stanleys Gemurmel, wie leid es ihm tat, nicht dort gewesen zu sein, und wie sehr er seine Familie vermisste. Seine Frau und sein Sohn waren von islamischen Terroristen in die Luft gesprengt worden.
    » Über dreihundert Menschen starben an diesem Tag«, sagte Joel. » Darunter siebzehn Amerikaner.«
    » Es wurde also nicht als direkter Angriff auf Amerika gewertet.«
    » Richtig. Die meisten Opfer waren Europäer. Es starben zwar auch Amerikaner, aber in erster Linie galt der Angriff den Abtrünnigen, den Ungläubigen«, sagte Joel. » Den Ungläubigen, die ihr Land okkupierten.«
    Shauna warf die Arme hoch. » Das ist also die Verbindung.«
    » Die Verbindung besteht darin, dass sie stinksauer auf unsere Regierung waren«, sagte Joel. Er gestikulierte mit der Hand, in der er die Fernbedienung für den Fernseher und den DVD -Player in unserem Konferenzraum hielt. Dann drückte er auf Play, und der Fernseher sprang an. » Das war verdammt schwierig aufzutreiben«, sagte er.
    Ich brauchte einen Moment, doch dann erkannte ich Randall Manning, der vor einer Reihe Mikrofone stand. Er war nachlässig gekleidet, sein Haar war ungewohnt zerzaust und sein Gesicht vor Wut verzerrt.
    » Warum marschiert unsere Regierung nicht in dieses Land ein?«, sagte er. » Warum räuchern wir die Hauptquartiere der Bruderschaft des Dschihad nicht einfach aus? Als al-Qaida die Twin Towers in Schutt und Asche legte, sind wir in Afghanistan einmarschiert und haben sie in ihrem eigenen Land bekämpft. Warum nicht jetzt auch? Wir wissen, die Bruderschaft des Dschihad sitzt im Sudan, im Jemen und in der Türkei. Worauf warten wir noch?
    Dreitausend Opfer sind nicht hinnehmbar, aber siebzehn sind in Ordnung? Wie viele amerikanische Opfer müssen wir hinnehmen, bevor diese Regierung handelt? Wir sind alle sehr gerührt, dass die Behörden ›tief betroffen‹ sind und ›gründliche Nachforschungen anstellen‹ wollen. Aber wo bleibt die Gerechtigkeit?« Er blickte in die Runde der Reporter, die vermutlich hinter den Mikrofonen standen. » Wo ist unsere Regierung, wenn unsere Bürger sie am nötigsten brauchen?«
    Die Aufzeichnung brach ab, und der Bildschirm wurde schwarz.
    Niemand sagte etwas. Ein Teil von mir gab diesem Mann recht. Diese Typen greifen uns an, also schlagen wir zurück.
    » Er ist also nicht wirklich zufrieden mit unserer Regierung«, sagte Lightner. » Er hat online eine Petition organisiert und über eine Million Unterschriften gesammelt, damit der Präsident die Stützpunkte der Bruderschaft des Dschihad im Jemen, im Sudan und in der Türkei bombardiert.«
    » So einfach ist das nicht«, sagte Shauna.
    Vielleicht nicht, aber das war vermutlich kaum ein Trost für Randall Manning.
    » Er will das Ganze wiederholen«, sagte ich. » Er hat Sprengstoff und Schnellfeuergewehre. Er wird diese Gebäude in die Luft jagen und alle erschießen, die zu fliehen versuchen.«
    87
    Wenn Randall Manning sich an die Ereignisse erinnerte, schloss er stets die Augen, als könnte er damit die Bilder bannen. Er mied die Erinnerungen, und gleichzeitig kultivierte er sie. Er hatte sich selbst geschworen, niemals zu vergessen.
    Die Bruderschaft des Dschihad hatte unmittelbar nach dem Anschlag auf das Sahmeran Adana Hotel ein Video ins Internet gestellt. Jemand war so vernünftig gewesen, es sofort wieder rauszunehmen, doch Manning besaß eine Kopie davon. Er ließ sie nicht jeden Tag laufen. Aber immer mal wieder. Etwa wenn ihm Zweifel kamen an dem, was er vorhatte.
    So wie heute, nachdem er eine SMS auf seinem Prepaid-Handy erhalten hatte: Das FBI hat heute Morgen nach Ihnen gesucht.
    Er musste zugeben, dass er – wie Bruce McCabe – mit dem Gedanken gespielt hatte, das Unternehmen abzubrechen. Auch er war nur ein Mensch. Aber das Gefühl war wieder verflogen. Dazu musste Manning nur auf die Playtaste am Computer drücken und fünf Sekunden das

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