Der falsche Mörder
großen Brüste zu umschmeicheln.
Sie scheint die Berührung im Schlaf wahrzunehmen. Streckt ihre Beine aus. Spannt sich an. Hebt mir ihren Unterbauch entgegen.
Aber entspannt sich danach wieder. Öffnet ihre Oberschenkel ein wenig. Bleibt so ruhig liegen. Als ob sie darauf warten würde, dass ich sie berühre.
Versuchungen! Versuchungen!
Es wäre jetzt wirklich schön, sie wieder mit den Lippen zu wecken.
Aber ich nötige mich, es sein zu lassen.
Stehe stattdessen auf. Hebe die Decke auf, die wir im Eifer des Gefechts auf den Boden geworfen haben. Decke den nackten Körper vorsichtig zu.
Kurze Zeit später sitze ich in meinem schwarzen Chefsessel im Büro und mache den Computer an. Warte darauf, dass das Gerät die Programme von der Festplatte lädt.
Währenddessen strecke ich mich nach meiner Flasche in der untersten Schublade. Schenke mir ein halbes Glas ein.
Genehmige mir einen anständigen Schluck Jackie pur.
Und noch einen.
Natürlich soll Harpa nicht Ludmilla ersetzen. Das ist völlig klar.
Das jetzt ist nur ein Spiel. Begierde. Nichts anderes oder mehr.
Früher hatte ich so was immer völlig im Griff. Habe immer genau darauf geachtet, mich nicht zu fest an jemanden zu binden. Die Beziehung sollte sich jederzeit ohne Aufstand beenden lassen. Trank auf ex und schmiss den Becher achtlos auf die Seite.
Natürlich möchte ich weiterhin das Leben genießen. Die Möglichkeiten ergreifen, die sich bieten. Spaß an dem haben, was mich jedes Mal begeistert. An allem, was ich gerne haben möchte. Aber nur für einen Moment.
Ich muss aufpassen, dass ich die Initiative immer selbst ergreife.
Und zur richtigen Zeit aufhöre. Bevor es zu spät ist.
Keine unlösbaren Beziehungen. Das ist der Dreh.
Ich genehmige mir noch einen Schluck, bevor ich die E-Mail öffne.
Habe schon auf die Antwort auf eine Anfrage gewartet, die ich heute Morgen losgeschickt hatte. Eine Liste über alle Bauunternehmer, die in den sechziger Jahren am Bau des Búrfell-Wasserkraftwerkes auf die eine oder andere Weise beteiligt waren.
Die Liste ist gekommen.
Ich brauche nicht lange, um das zu finden, was ich gesucht habe.
Adalgrímur arbeitete einen Sommer lang für die Firma seines Vaters beim Bau dieser Wasserkraftanlage. Zur gleichen Zeit, als Geirfinnur auf der Baustelle war.
Also stimmt doch etwas von dem, was er sich so ausdenkt. Der Kerl aus Amerika.
Wenigstens dieses eine kleine Körnchen Wahrheit.
Aber das bedeutet noch nicht endgültig, dass sie sich auch gekannt haben. Den Listen zufolge haben Hunderte von Leuten in diesem Sommer im Hochland gearbeitet.
Trotzdem bin ich nicht beruhigt.
So wie es jetzt aussieht, werde ich wohl intensiver nachforschen müssen, wer dieser Mann im Wilden Westen ist. Ehrensache.
Ich muss seine Behauptungen eine nach der anderen auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen. Muss im Anschluss daran abwägen, ob ich etwas Wasserdichtes in den Händen halte.
Vielleicht sollte ich doch mal kurz nach Amerika fliegen? Wie der Typ vorgeschlagen hat?
Ich mache den Computer aus. Trinke den restlichen Jackie im Glas auf ex.
Gehe dann langsam die Treppe hoch. Ins Schlafzimmer.
Harpa schläft immer noch.
Die Bettdecke ist heruntergerutscht, so dass ihre Brüste frei liegen.
Sie strecken sich mir entgegen. Als ob sie mich herausfordern würden.
Zum Kuckuck noch mal!
Ich lasse meinen Bademantel auf den Fußboden fallen. Ziehe Harpa ganz langsam die Bettdecke weg.
Beuge mich dann über sie. Und versuche, mich in den verführerischsten Wecker der Welt zu verwandeln.
24. KAPITEL
Freitag
H eute mache ich das Büro früh zu.
Stelle den Anrufbeantworter an. Schalte das Handy aus. Schließe die Haustüre ab.
Lasse dann ein duftendes Schaumbad in die Wanne einlaufen.
Es kommt natürlich nicht in Frage, die Einladung auszuschlagen, trotz der warnenden Worte von Audur und Harpa.
Das ist nicht mein Stil.
Außerdem kann man ja nie wissen, ob dieser Nahkampf mit dem Feind mir nicht wichtige Informationen über Sjöfn und Matti bringt. Vielleicht bekomme ich sogar Hinweise auf Material, das die Goldjungs dazu nötigen könnte, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass jemand anderes als Adalgrímur schuldig am Mord im Obersten Gericht ist.
Ich habe auch vor Matti, dem finsteren Schurken, keine Angst. Ich habe mich trotzdem auf das Schlimmste vorbereitet. Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
»Aaah!«
Wie angenehm es doch ist, sich langsam in ein heißes Schaumbad sinken zu lassen.
Ich dämmere in
Weitere Kostenlose Bücher